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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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es?«
    »Ath«, stöhnte Diegan mit entsetztem Ton und einem bösartigen Grinsen auf den Lippen. »Das muß ja ein wahrhaft hervorragender Jahrgang gewesen sein. Der Himmel schüttet Wassermassen aus, in denen selbst die Frösche ersaufen dürften. Hast du die Absicht, dich zu bewegen, oder sollen wir die Taktikbesprechung absagen, die du für heute morgen angesetzt hast?«
    »Ich habe es nicht vergessen.« Endlich rührte sich Lysaer, ehe er sich ausgesprochen vorsichtig aufrichtete. »Erinnere mich an diesen Abend, wenn wir den Herzog von Alestron treffen, nur für den Fall, daß diese Unempfindlichkeit in der Familie liegt. Keldmar s’Brydion verträgt mehr Alkohol als ein Dämon.«
     
    Das Heer, aufgebaut, den Herrn der Schatten aus seinem Versteck zu scheuchen, nahm schließlich Aufstellung. Ordnung herrschte nun zwischen all den angeworbenen Söldnern. Versorgungslinien wurden errichtet, und schließlich verschmolz die Streitmacht zu einer Wirrnis stählerner Helme, Speere und Ochsenkarren. Endlich begann der letzte Marsch, der die Soldaten über die einhundertundzwanzig Wegestunden lange Straße von Etarra zum Hafen in der Minderlbucht führen sollte. Bei der Abreise flatterten die Banner im auffrischenden Wind, während auf den Zinnen der Stadt Trompeten zum Salut geblasen wurden.
    Innerhalb von nur einer Stunde war der prachtvolle Aufmarsch den Blicken der Städter entschwunden. Die Kolonnen arbeiteten sich durch zähflüssigen Schlamm ostwärts voran, während Ausrüstungswagen immer wieder steckenblieben. Bis zu den Hüften entkleidete Männer machten sich fluchend daran, die schmutzigen Achsen der Wagen aus der gierigen Erde zu befreien. Pferde verloren ihre Eisen, und die feuchten Lederriemen hinterließen Striemen, die, von salzigem Schweiß benetzt, schmerzhaft brannten. Als sich der Sommer ein letztes Mal mit drückender Hitze zurückmeldete, dorrte der Boden aus, und der aufgewirbelte Staub legte sich auf Nase und Kehle und brannte qualvoll in den entzündeten Augen der Männer.
    Garnisonsbanner und Wappenröcke der Offiziere verloren ihre Farbe an eine dichte Schmutzschicht. Männer, Tiere und Ochsenkarren ächzten unter dem messinghellen Himmelsrund. Wie schwerarbeitende Ameisen bahnte das Heer sich seinen Weg durch die trockene Einöde zu der Stadt Perlorn. Die Wagen hinterließen tiefe Furchen auf ihrem Weg, während die Ochsengespanne sich unter dem Einfluß flacher Schläge mit dem Stachelstock voranquälten. In den Nächten wurde die Ausrüstung, geschützt durch gelangweilte Wachen, hinter Palisaden verstaut, die die Vorhut an jedem Tag neu errichtete.
    Sollten sich Barbaren in den Dickichten und den naßkalten Wasserrinnen verbergen, so vermochte doch auch der aufmerksamste Kundschafter keine Spur von ihnen zu entdecken. Daß die Clanblütigen dort im Verborgenen lauerten, daran hegte Major Pesquil nicht eine Sekunde lang auch nur die geringsten Zweifel. Bis zur völligen Erschöpfung jagte er seine Kopfjäger in kleinen Gruppen hinaus auf Beutezug und fädelte listige Ablenkungsmanöver ein, unaufmerksame Wachposten und herumbummelnde Kompanien an ihre Pflichten zu erinnern. Er ermahnte, er tyrannisierte und schikanierte und ließ in schweren Fällen, wenn sich ein Mann gleich mehrfach der Disziplinlosigkeit schuldig gemacht hatte, die Peitsche sprechen.
    Aber die Offiziere konnten nicht überall zur selben Zeit sein. Den Garnisonssoldaten war diese Wildnis fremd, und sie grollten wegen des harten Bodens, des gesäuerten und geräucherten Fleisches aus ihrem Proviant und der Nächte, die sie damit zubrachten, blutgierige Mücken zu erschlagen. Als sie die ersten Wegestunden ohne Zwischenfälle überstanden hatten, waren die jungen Unerfahrenen und die alten Selbstzufriedenen die ersten, deren Wachsamkeit nachließ.
    So kam es, daß eines Morgens achtzehn Divisionen erkennen mußten, daß die Pfropfen in ihren Wasserfässern fehlten. Die ordentlich aufgestapelten Fässer waren leer bis auf den letzten Tropfen, und die Zugpferde und Ochsengespanne lagen tot, mit durchschnittenen Kehlen, an den Zaunpfosten, an denen sie während der Nacht festgezurrt waren. Geschichten über anderen Kummer wanderten durch die Linien. Die Männer erzählten einander von gebrochenen Achsen und Lebensmitteln, die so sehr verdorben waren, daß sie entsorgt werden mußten.
    Neben den langsam auskühlenden Kadavern der Tiere hetzte Pesquil seine Fährtensucher an die Arbeit. In kleinen, geschützten Gruppen ritten

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