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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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seine Schiffe erst gebaut, auf daß er die Piraterie seiner Ahnen aufnehmen kann!«
    Von dem hellen Licht geblendet, erkannte Keldmar blinzelnd eine lebhafte Gestalt mit hellblondem Schopf, die sich von der Tür aus einen Weg durch die Menge bahnte. Geschmückt mit einer betäubenden Vielfalt aus Gold und glasklaren, funkelnden, königlichen Saphiren, schritt der Neuankömmling durch den Raum, begleitet von einem dunkelhaarigen Mann, muskulös und schlank wie ein guttrainierter Soldat, und einer Gruppe Offiziere in glänzenden Rüstungen.
    »Was bieten wir doch für ein lammfrommes, perfektes Angriffsziel, solange wir einander wegen einer Sache bekämpfen, so vergänglich, so unbedeutend wie Kosten.« Mit schnellen, geschmeidigen Bewegungen trat Lysaer s’Ilessid, der Prinz von Tysan, auf das Podest. Jedes Augenpaar im ganzen Saal war auf ihn gerichtet. Gespannte Stille begegnete dem Zorn, der in ihm wütete. Bedrohlich überragte die königliche Gestalt auf dem Podest den Lordgouverneur Etarras, vor dessen Stuhl er herumwirbelte und die Menschen im Saal mit bösem Blick betrachtete. »Arithon s’Ffalenn hat es sich in der Tat zu Merior bequem gemacht. Er hat diesen Ort nach sorgfältiger Planung gewählt, und ich warne Euch vor dem Irrglauben, es wäre ein Leichtes, ihn dort zu stellen. Nie ist ein Krieg gegen einen Sproß derer zu s’Ffalenn ohne großes Blutvergießen geführt worden. Dieser Feldzug aber wird uns mehr als nur Geld, mehr als nur Menschenleben und gebrochene Herzen kosten, wenn wir selbst uns durch unser Gezänk ins Verderben reißen. Wenn wir weniger als unser Bestes geben, so verspreche ich Euch: Keine Stadt in diesem Land wird unversehrt davonkommen, kein unschuldiges Leben den Leiden entgehen.«
    Der Ratsvertreter des südlichen Stadtviertels von Etarra zog mit unwirscher Geste den Hut von seinem kahlen Haupt und blähte sich auf, den leidenschaftlichen Gegenbeweis anzutreten.
    Lysaer ließ ihm keine Chance. »Siebentausend Menschenleben hat der Kampf gegen den Herrn der Schatten in Deshir gekostet. Wollt Ihr die Verantwortung für die nächsten Zehntausend tragen? Die Schlacht gegen diesen frevlerischen Zauberer muß auf dem Boden seiner Wahl geschlagen werden, eine wahrhaft teuflische Vorbedingung. Wenn es uns nicht gelingt, alle Schwierigkeiten beizulegen, die uns behindern, so wird dieser Mann seine Flotte mit den Reichtümern aufbauen, die ihm die Barbaren von Camris zur Verfügung gestellt haben. Wenn das geschieht, dann wird eine Geißel Eure Seehandelsflotte befallen, wie Ihr sie Euch schlimmer nicht vorstellen könnt.«
    Prachtvoll selbst in seinem Zorn, spielte Prinz Lysaer mit Worten, als würde er Pfeile verschießen, gezielt genug, jeden Stolz niederzuringen, Einwände im Keim zu ersticken, all die Bagatellen zur Schmach werden zu lassen und Rivalitäten, die den Zielen, denen zu dienen er gelobt hatte, im Wege standen, zu schlichten. Mit spöttischem Grinsen verfolgte Keldmar die Ehrerbietung, der sich all die eingeschüchterten Minister plötzlich befleißigten. Selbst die Gardeoffiziere hatten sich, getadelt wie zankende Kleinkinder, erweichen lassen. Sicher würden sie ihre Befehlsgewalt nicht einfach abgeben. Aber da sie dem Prinzen ihre Aufmerksamkeit widmeten, fesselte ihr Fahneneid sie unwiderruflich an ihre Pflicht. Auch würde es nun gewiß nicht mehr an Gold mangeln, die Schiffe in Werende zu heuern, die das gewaltige Heer die Küste hinabfahren sollten.
    Der Herzog von Alestron hatte zwei seiner Brüder ausgesandt, seine Klage gegen den Herrn der Schatten zu vertreten. Mearn hatte bei dem clanblütigen Regenten Melhallas formellen Protest eingelegt und um königliche Rechtsprechung ersucht. Keldmar hingegen, nach Etarra entsandt, Neuigkeiten zu erfahren, besaß weder die Autorität noch den Wunsch, die Interessen der s’Brydions mit denen der Allianz zu verknüpfen. Der persönliche Zwist der Familie mit dem Herrn der Schatten verlangte nach Blut zur Sühne des Todes von sieben Männern und der mutwilligen Zerstörung ihrer Waffenkammer. Keldmar mußte weiter nichts tun, als zurückkehren und die Kapitäne seines Bruders anweisen, eine Blockade aufzubauen, auf daß sie diesen heimtückischen Zauberer aus seinem Versteck in Merior ausräuchern konnten.
    Auf dem Podest bemerkte Lysaer inmitten seiner leidenschaftlichen Tirade eine Bewegung auf der anderen Seite der großen Halle. Mit der gespannten Aufmerksamkeit, der keine noch so kleine Veränderung im Saal zu

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