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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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wurden. Noch mehr Tage zogen ungenutzt dahin, Tage, während derer die Waffen rosteten und die Stimmung der Männer in ein düsteres Stadium der Depression überging.
    Dann ließ der Sturm nach und räumte das Gebiet für eine eisige Kältewelle. Eingehüllt in steifgefrorene Decken schliefen die Männer, so sie konnten, während andere zitternd unter dem silbrigen Sternenschein Wache hielten. Die Winde, die von den Höhen des Skyshielgebirges herunterwehten, brachten frühen Frost, und unbeständige Brisen lieferten die erste Warnung vor den Winterstürmen, die sich in den Hochlagen zusammenbrauten.
    »Das Heulen eines Wolfsrudels wäre mir lieber gewesen«, sagte Lordkommandant Diegan zu Lysaer, als ein launischer Windzug erneut die Lampen in ihrem Zelt löschte. »Bei allen Dämonen, wir haben doch kaum die halbe Strecke nach Perlorn hinter uns!«
    Nach Pesquils gnadenloser Meinung lag der schlimmere Teil des Weges noch vor ihnen.
    Noch am Vormittag erreichten sie den Hohlweg, der durch Talkluft hindurchführte, gefolgt von einer Straße, die, mit schmalen Furchen übersät, zwischen verkrüppelten Bäumen hindurch über Felsbrocken und Moränen führte. An höhergelegenen Hängen ragten kniehohe Baumstümpfe wie gesplitterte Knochen aus der Erde empor, wo die grazilen Nadelgehölze, die einst den Berg geschmückt hatten, einem Erdrutsch zum Opfer gefallen waren.
    Unter dem gleitenden Flug der Falken betrachtete Pesquil die Felsenklippen, die wie Sägezähne vor ihnen aufragten und von unzähligen finsteren Höhlen und Felsspalten durchzogen waren, die geradezu zu einem Hinterhalt einluden. »Wie Kälber auf der Schlachtbank«, erklärte er seinem Prinzen murrend. »Wollt Ihr diese Lebemänner von Offizieren loswerden? Ihr müßt sie nur in ihren hübschen Wappenröcken über diesen Paß schicken.« Seine Lippen öffneten sich zu einem Husten, das mehr einem erstickten, verächtlichen Gelächter glich.
    Lysaer wandte den Blick ab, und seine Augen erinnerten an Emaille, während das Pferd unter ihm im Kies scharrte. »Sie sind einfach nicht bereit, sich unauffällig zu kleiden. Mein Rat wurde ignoriert. Unsere Truppen aus Avenor, Harradenes erfahrene Männer und Eure Kopfjäger müssen dauernd springen, um ihre Fehler auszugleichen. Ich erwarte also von allen Divisionen, die im Umgang mit den Clans genug Erfahrung haben, die Verantwortung für dieses Heer auf ihre Schultern zu laden und dafür zu sorgen, daß die Männer sicher durch Talkluft marschieren.«
    »Ebensogut könnt ihr dem jungen Rotbart Euer Leben auf einem Silbertablett anbieten«, konterte Pesquil. Zornig spuckte er aus, während die kalte Brise die Tressen gegen den verkratzten Stahl seiner Armschienen fegte.
    »Mein Leben liegt in Eurer Hand, Major Pesquil.« Lysaer s’Ilessid wappnete sich gegen seines Offiziers sicheren Spott. Mit eisigem, königlichen Befehlston fügte er scharf hinzu: »Wenn Jieret Rotbart Fallen aufbaut, um gute Männer zu ermorden, so ist es Eure Aufgabe, ihm zuvorzukommen. Ich hingegen werde mit dem schwächsten Glied der Kette reiten, mit den Kompanien der Garnison von Narms.«
    Pesquil stieß gleich eine ganze Reihe bitterer Verwünschungen aus. Während seine rüden Äußerungen von den bedrohlichen Felswänden widerhallten, blickte er, wohlwissend, daß sein Prinz kein Narr war, mit finsterer Miene den Hang hinab. Die vor ihm liegende Aufgabe zerrte an seinen Nerven. Für die Barbaren war das Gelände ein sicherer Hafen, ein Nest, wie gemacht für alle nur denkbaren Arten von Fallen. Die Steilhänge kündeten von großem Ärger und Tod. Verdrießlich bis ins Innerste, zügelte Pesquil seinen zerschundenen Wallach und bellte einige scharfe Anordnungen.
     
    In Schlachtreihen wartete das Heer an Ort und Stelle. Weder Männer noch Tiere würden in die Schlucht treten, ehe nicht die Felsenklippen der Talkluft gesichert waren. Major Pesquil sandte dann seine besten Fährtensucher und Kundschafter aus. Paarweise näherten sich die zweihundert Männer in Fächerformation den Hängen. Drei Paare führten die einzelnen Suchtrupps an, jeweils zwölf Männer bildeten den Abschluß, um rasch zur Unterstützung eilen zu können, sollten Feinde gesichtet werden oder die führenden Männer in eine Falle tappen.
    Der Untergrund in den Hochlagen des Skyshielgebirges war eine teuflische Mischung aus Felsgestein und Schieferplatten, die unter den Stiefeln der Männer zersplitterten und scharfkantige Bruchstücke in die Tiefe schleuderten.

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