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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Talkluft.
    Pesquil gab nicht nach. Statt dessen überhörte er die Kommentare geflissentlich, die Augen so glanzlos wie Moorwasser und die Kiefermuskeln hart wie Stahl.
    Minuten später zügelte der Prinz sein Roß direkt neben ihm.
    Schweißperlen liefen hinter dem Visier über sein Gesicht, während er, noch immer im Sattel, das verschlossene, grimmige Unbehagen des Kommandanten der Kopfjäger bemerkte. »Ihr seid besorgt«, tastete er sich vorsichtig an die Ursache heran.
    Pesquil nickte ruckartig. »Mir gefällt das nicht. Nicht im geringsten. Mir wäre lieber, ich müßte mitten in einem Gewirr von Fallen mein Lager aufschlagen. Meine Spurensucher sagen, sie hätten bisher nicht einmal zertrampelten Farn entdecken können.«
    »Und was sagt Euer Gefühl?« Lysaer nahm den Helm ab und schloß die Augen, als eine Brise durch sein schweißnasses Haar fuhr.
    »Meine Gefühle? Sie brüllen vor Sorge.« Pesquil folgte mit den Augen dem Kreisen eines Aasvogels über der Klippe, ehe er mit einem Ausdruck höchster Entschlossenheit nacheinander die Gelenke seiner Schwerthand krachen ließ. »Wir sind nicht die Katzen in diesem Spiel, Euer königliche Hoheit. Vertraut meinem Instinkt. Wir sind die Mäuse.«
    Nachdem eine weitere Stunde vergangen war, die ebenfalls keine verwertbaren Hinweise erbracht hatte, ließ er sich allmählich erweichen. Seine Spurensucher konnten langsam von den Gipfeln herabsteigen, um die Hänge bis hinab zur Talsohle zu kontrollieren. Kaum hatte er die entsprechende Anweisung erteilt, nahm er den Bericht über sechsundzwanzig Todesfälle auf der Nordseite entgegen.
    »Fehltritte und Fallen«, sagte der Kundschafter, der von seinem schnellen Lauf erschöpft nach Luft schnappte. »Die Männer haben nichts entdecken können. Die Opfer sind lediglich auf einen massiven Felsen getreten, der dann einfach unter ihnen nachgegeben hat.«
    Pesquil warf dem Stabssergeanten neben ihm die Zügel seines Wallachs zu. »Geh wieder rauf«, befahl er dem Kundschafter. »Und schick einen Boten mit dem Bericht auf die Südseite. Alle Männer sollen bleiben, wo sie sind. Das waren keine Unfälle, und es war auch kein unglückseliger Zufall. Niemand soll sich von jetzt an noch bewegen, bis ich herausgefunden habe, was dahinter steckt.« An Prinz Lysaer gewandt fügte er hinzu: »Sagt Euren Garnisonen, sie sollen ihr Lager aufschlagen. Bis zum Sonnenuntergang werden wir nicht mehr weitermarschieren, soviel steht fest. Warnt die Offiziere. Sie sollen ihre Divisionen mit strenger Hand führen. Es könnte Tage dauern, bis wir diesen Paß gesäubert haben.«
    Gesetzt und geduckt wie ein Felsbrocken, näherte sich Lordkommandant Harradene aus Etarra mit klirrender Rüstung. Blaue Augen wie die einer Porzellanpuppe lagen irgendwie unpassend unter den buschigen, schwarzen Brauen, die derzeit sorgenvoll zusammengezogen waren, eine Miene, die seine Rekruten auch als den ›Bärenhöhlenblick‹ bezeichneten. »Pesquil, Euer Läufer aus dem Süden hat sich ein Bein gebrochen. Siebzehn Stürze hat es dort gegeben. Er wollte, daß Ihr informiert werdet, bevor der Heiler ihn mit Alkohol und warmer Milch betäubt.«
    »Sagt ihm, wir kümmern uns bereits um diese Angelegenheit.« Pesquil krümmte sich zusammen, beugte sich vor und ließ das schwere Kettenhemd, das er zu Pferde bevorzugte, durch sein Eigengewicht von seinem Leib gleiten. Dann hievte er die zusammengesunkene Masse auf seinen Sattel, löste eine Plattenrüstung aus seiner Sattelrolle und verschnürte sie über dem rostverschmierten Leder seines Wamses, während der Sergeant ungefragt sein Pferd fortführte.
    Eingeschnürt wie ein ergrauter Räuber, überprüfte Pesquil in Gegenwart des rotangelaufenen Kommandanten Harradene seine Waffen. »Ihr müßt die Garnison mit eiserner Faust im Zaum halten«, sagte er kurz angebunden. »Niemand verläßt das Lager. Nicht einmal, um Feuerholz zu suchen. Glaubt mir, ich fürchte mich vor dem, was ich finden werde. Die Fallen, die unser Heer dort erwarten, sind das Werk monatelanger, sorgfältiger Planung.«
     
    Schatten färbten die tiefe Schlucht der Talkluft tiefgrün, dunkelbraun und violett. Wagenspuren zogen sich in Schlangenlinien über den Boden zwischen den finsteren Schieferplatten, die sich schroff gegen den Himmel abhoben, welcher an durchscheinende Seide erinnerte. Hier und da leuchtete ein Gipfel wie eine Flamme in rotgoldenen Tönen im Sonnenschein auf. Auf den Knien, tief in einem Dickicht im feuchten Schatten

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