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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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seit Elaira versagt hatte, sich Arithon als Konkubine anzudienen. Eines Nachts hatte die junge Novizin die Verteidigungswälle dieses Mannes zum Einsturz gebracht und ihn zu einer Leidenschaft getrieben, deren unverhüllte Kraft in Verbindung mit der Barmherzigkeit derer zu s’Ffalenn ein erschütterndes Signal über die ganze Länge des Siebten Weges gesandt hatte.
    Da die Faszination, die der Herr der Schatten auf Lirenda ausübte, ein ernsthaftes Hindernis für die Übertragung der Macht einer Obersten darstellte, mußte die Erste Zauberin während der letzten Phase ihrer Ausbildung vor allen zusätzlichen Versuchungen abgeschirmt werden.
    Morriel selbst hatte sich die Bürde auferlegt, die Spuren des Herrn der Schatten seit seiner jüngsten Abreise aus Merior zu verfolgen. Zu diesem Zweck stand vor ihr eine Truhe mit mundgeblasenen Glaskugeln. Eingebettet in jeder der fragilen Kugeln war ein winziger Abschnitt lebendiger Ereignisse, wie die Schwestern der abendlichen Wegewache sie während ihrer Beobachtungen eingefangen hatten.
    Mit äußerster Konzentration beugte sich Morriel über jedes einzelne detaillierte Abbild der Realität. Eingehüllt in Tücher wie eine Handleserin saß sie da, schob die künstlichen Sphären hin und her und stellte sie zu logischen Mustern zusammen. Im Laufe der letzten Monate hatten sich die verschiedenen Ereignisse entlang der Ostküste des Kontinents kontinuierlich einander angenähert.
    Nur jene Geschehnisse, denen emotionales Gewicht zukam, wurden sichtbar: in Merior hatten an diesem Morgen Zwillinge einen blinden Seiler gepiesackt, der damit beschäftigt war, Taue für einen Zweimaster zu fertigen. Morriel ergriff das Glas mit ihrem Bild und analysierte ihren Geist und ihre Loyalität gegenüber Arithon, die sich deutlich in den kleinen Gesichtern abzeichnete. Dann rollte sie die Sphäre mit ihrem klauenförmig gekrümmten Fingernagel zur Seite.
    Ein anderes Bild aus dem Rat innerhalb der Mauern Alestrons, zeigte den Herzog Bransian s’Brydion, der sich im Kreis seiner Brüder in grimmiger Diskussion über Karten beugte. Anhand des Verlaufs, den die Markierungen auf den Plänen nahmen, erkannte Morriel ihre Absicht, sich den Armeen Lysaers auf ihrem Feldzug gegen Arithon s’Ffalenn anzuschließen, der sie auf die sandige Landspitze zu Merior führen sollte. Im Zusammenhang mit diesen Vorgängen stand, in einem kleineren Glas abgebildet, ein entehrter Gardehauptmann in ärmlichen Lumpen, der zusammengekauert über einem Stück gestohlener Brotkruste kauerte.
    Wild entschlossen gierte dieser Mann danach, Rache zu üben. Heiß brannte sein Haß auf den Herrn der Schatten, der all seinen Stolz und seine Glaubwürdigkeit zerstört hatte.
    Im Norden, unter den achteckigen Türmen zu Jaelot, murrten die Herren aus der Handelsgilde über den statthalterlichen Erlaß, der sie verpflichtete, ihre schnellsten Schiffe einer Flotte zu überlassen, die gen Norden segeln sollte, dem Bündnis in Werende zu Diensten zu sein.
    Allerlei Geschäfte wurden allenthalben in der Eltairbucht getätigt. Frachtschiffe wechselten die Besitzer oder wurden mit etarranischem Gold geheuert.
    Eine Sphäre, die ein sonderbares Bild eingefangen hatte, legte Morriel abseits: eine Flotte abgewrackter Fischerboote, die in einer verborgenen Bucht der Halbmondinsel vor Anker lagen und nur das Interesse vorbeiziehender Delphine auf sich zogen. Da Lysaers Handlungsweise ohne Ausnahme von zeremonieller Offenheit gekennzeichnet war, klopfte die Oberste verärgert und erfüllt von allerlei wilden Spekulationen auf das Glas, das nicht zu den anderen passen wollte, ehe sie mit ihrer methodischen Sichtung fortfuhr.
    Während die Angelegenheiten an der Küste rasch vorangetrieben wurden, wurde das Heer selbst, knapp an Vorräten und beständig in der Furcht vor Überfällen der Clanblütigen, noch immer in Talkluft festgehalten. Die letzte Falle, in die sie getappt waren, hatte einen Steinschlag ausgelöst, der nun die Straße blockierte. In der gläsernen Sphäre kaum größer als Ameisen, arbeiteten Soldaten mit Schaufeln und Ochsengespannen daran, die Felsbrocken von der Straße zu schaffen.
    Von Jieret Rotbart und seinen Clankriegern hatten die Wegewachen keine Spur entdecken können. Entweder hatten sie sich längst vom Schauplatz dieses Hinterhalts entfernt, oder sie schliefen bei Tage, und keiner von ihnen träumte intensiv genug, den magnetischen Fluß der Wegekraft zu stören.
    Unter einem weiteren Anfall übler

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