Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht
damit beschäftigt, Feldzelte, Klappstühle und Infanteriebanner in wilder Eile auszulegen, um den Fluß des Öls einzudämmen, das sich bergab seinen Weg über den steinernen Boden bahnte. Herumwirbelnde Federn schwebten auf dem hitzegezeugten Aufwind, fingen Feuer und zerfielen zu einem dichten Funkenregen. Flammen loderten auf. Der Gestank angesengter Haut vermengte sich mit den Ausdünstungen einer Truhe wollener Polsterungen, die dem Öl zum Opfer gefallen war und ebenfalls unter höllisch auflodernden Flammen in Brand geriet.
Arithon erkannte seine Chance und kletterte schnell von dem Gerüst herunter. »Du wirst vermutlich verschwinden wollen, solange diese Rauhbeine beschäftigt sind«, sagte er zu Dakar, der sich der drei abgebrannten Fackeln entledigt hatte und nun daran arbeitete, sich auf die Beine zu quälen, was für einen fetten Mann mit gefesselten Händen keine leichte Übung war.
Erwartungsgemäß plumpste er erneut zu Boden, ehe der Wahnsinnige Prophet sich an den nächsten ruckartigen Versuch wagte, sich zu erheben. »Helft mir auf«, keuchte er.
»Gibt es irgendeinen dringenden Grund für mich, das zu tun?« Arithon betrachtete ihn mit einem ruhigen, fragenden Blick über Wangen, die schmutzig, aufgeschürft und blutverschmiert waren. »Vor wenigen Augenblicken schienst du doch mit dem Herzog noch recht vertraut gewesen zu sein.«
Mit stechendem, starren Blick sah Dakar auf. »Das Feuer, das Ihr entzündet habt, wird uns alle töten. Wir müssen fliehen, sehr schnell. Sofort. Die Fässer an der Mauer werden explodieren.«
Dank seiner Ausbildung bei den Zauberern konnte Arithon weiter als nur bis zu Dakars oberflächlicher Theatralik blicken, und er erkannte die echte, unverfälschte Furcht, die sich hinter der Fassade verbarg, also sparte er sich weitere Fragen. »Streck die Hände aus!«
In den aufgerissenen Finger hielt er ein Messer fest umklammert.
Grenzenlos erleichtert schloß Dakar die Augen. Ein Kuß kühlen Metalls, ein kurzer Ruck, und der Gürtel, der seine Handgelenke eingezwängt hatte, war durchtrennt. Er wartete auf das schulterzerrende Reißen, das ihn jäh auf die Beine bringen würde, doch nichts geschah.
Der Herr der Schatten hatte ihn seinem Schicksal überlassen, in einer Waffenkammer, die mit Schwarzpulver vollgestopft war.
Rauch stieg in dichten Schwaden von dem brennenden Öl auf. Auf den unteren Regalbrettern breiteten sich Flammenmeere aus, die wilde Schatten erzeugten. Silhouetten bewegten sich hastig durch die düstere Waffenkammer. Tharricks Soldaten zerrten ihre verwundeten Kameraden hinaus, ohne sich Zeit zu nehmen, Tragen zu bauen. Alle anderen Männer, so sie gesund waren, stürmten zur Treppe, während sich die Gebrüder s’Brydion mit herzzerreißender Verzweiflung der Notwendigkeit zum Rückzug beugten. Beinahe verschlungen von flammenden Trümmern und Schutt, liefen sie Hals über Kopf auf den Tunnel zu.
Aufgeregt huschten vor ihnen die Kerkerratten in wilder Flucht davon.
Dakar stemmte sich unbeholfen auf die Beine. Trampelnd versuchte er, Arithon zu folgen, als Hände ihn am Kragen packten und zurückrissen.
»Du gehörst uns«, sagte Parrien rußgeschwärzt und ungeheuer wütend.
Die Tür verdunkelte sich, als Herzog Bransian hindurchstürzte, dicht gefolgt von Keldmar und Mearn, letzterer nurmehr hinkend. Einer von ihnen riß den Keil aus der Winde heraus. Ketten kreischten. Eine Ratte flitzte über Dakars Fuß, und eine andere kollidierte mit einer Ferse. Dann versetzte Parrien ihm einen Stoß auf das Rückgrat. Er wurde vorwärts geschleudert und rannte um sein Leben.
Donnernd schloß sich hinter ihm das stählerne Portal. Die Brüder rannten weiter, nicht ohne Dakar zu piesacken, als wollten sie einen Bären auf der Flucht peinigen.
Der Wahnsinnige Prophet schlug sich die Zehen an, prallte gegen eine Mauer und stolperte schließlich unbeholfen eine schmale Treppenflucht herunter.
Dann eine Biegung des Korridors; schnaufend, als wolle er platzen, stolperte Dakar einige unebenmäßige Stufen hinauf als plötzlich ein furchteinflößendes Donnern die Erde erschütterte.
Herumfliegender Schutt, Holzsplitter und zerbrochenes Eisen krachten mit lautem Radau gegen die Mauer, herbeigetragen mit der Gewalt eines Tornados.
Ein Faustschlag heißer Luft traf Dakar von hinten und riß seine Begleiter von den Füßen, als wären sie nichts weiter als Kegel in einem Spiel.
Taub, versengt, bitteren Rauch und Schlacke speiend und hustend, überlegte
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