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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Männer naturgemäß durstig zurücklassen. Jeder Anfänger, der sich auf Altweiberknoten verstand, kannte die Runen und Siegel, die den Wunsch, etwas zu trinken, zu einer wahren Besessenheit zu steigern vermochten.
    Zwar würde er mit seiner Magie das Ursprüngliche Gleichgewicht stören, doch erschien ihm diese Übertretung der Gesetze Aths kaum der Rede wert, verglichen mit der Gewißheit, als Kumpane Arithon s’Ffalenns gefoltert und gevierteilt zu werden.
    Auch nur den rudimentärsten Schadenzauber zu wirken, eingezwängt in ein viel zu enges Wams und auf einem Tisch festgebunden, erwies sich als ausgesprochen schwierig. Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, mußte Dakar die Symbole mit seinem Zeh zeichnen. Doch auch seine aufgeschürften Knie trugen nicht dazu bei, seine Konzentration zu stützen, ebensowenig wie die Brandverletzungen und das schmerzhafte Reißen der Ledergurte, die ihm beide Arme auszurenken drohten. Die s’Brydions schleuderten ihm in rascher Folge Frage um Frage um die Ohren, wobei sie sich nur allzu häufig gegenseitig niederbrüllten, um zum Zuge zu kommen. Selbst ausgedörrt genug, unter seinen eigenen geheimnisvollen Machenschaften zu leiden, war Dakar kaum imstande, genug Aufmerksamkeit aufzubringen, sein Lügengebilde zum Besten zu geben, geschweige denn die notwendigen Bannworte zu formulieren, die seinen Zauber aktivieren und vier kriegerische Brüder zur Gier nach guten Geistern zu verleiten sollten.
    Nicht zu vergessen, seine schlimmste Sorge: Wer wußte schon, ob die Verderbtheit der s’Brydions im Stadium der Trunkenheit nicht noch schlimmere Ausmaße annehmen würde.
    Als ein Diener das von Keldmar geforderte kalte Mahl servierte, verdrehte Dakar die Augen, bis sie aus ihren Höhlen zu springen drohten. Auf Kosten seines Nackens, der ein unheilverkündendes Knacken vernehmen ließ, gelang ihm schließlich eine oberflächliche Bestandsaufnahme: Auf dem Tablett standen neben einer Karaffe mit Wein fünf randvolle Krüge dunklen Bieres.
    Mit deutlicher Verachtung gegenüber den Gelüsten seiner Brüder, verschmähte der magere, nervöse Mearn die Getränke. Während die Kerzenflammen in Wachspfützen versanken und seine Brüder sich wie Wölfe durch kräftigen Käse und Fleischpastete arbeiteten, betrachtete er den fetten Gefangenen mit zusammengekniffenen Augen und einer Miene säuerlichen Unglaubens. »Du erwartest von mir, daß ich dir glaube, die Bruderschaft der Sieben würde sich mit einem Kerl wie dir abgeben? Das ist nicht plausibel, sondern närrisch.«
    Da seine Verbindung mit Asandir die einzige unumstößliche Wahrheit in seinem ganzen unwahrscheinlichen Bekenntnis war, zeigte sich Dakar ehrlich gekränkt. »Bei allen Dämonen und der Rache Dharkarons! Hättet Ihr meinen Meister je getroffen, so wüßtet Ihr, daß eine solche Verbindung das Letzte ist, über das ein Mann zu lügen wagen darf.«
    Bransian streckte den Arm aus, um den letzten Bierkrug auf dem Tablett zu ergreifen, ehe Parrien ihm zuvorkommen konnte. »Bursche! Es ist mir gleich, und wenn du direkt den Gewölben des Althainturmes entsprungen sein solltest.« Eine lange Ruhephase trat ein, als der zerzauste Herzog Alestrons dunkles Bier in seine Kehle rinnen ließ. Mit Worten von entmutigender Klarheit schloß er dann: »Von deinem erlogenen Schattengebieter ganz zu schweigen. Sag uns doch mal, wo er herkommt, dieser Herr der Schatten.«
    »Das weiß ich nicht, und das habe ich Euch bereits gesagt.« Wären Dakars Hände nicht gefesselt und blutleer gewesen, er hätte sich aus reiner Enttäuschung die Barthaare ausgerissen.
    »Du hast eine ganze Menge gesagt, doch nichts davon ergibt einen Sinn. Nichts davon bringt uns irgendwie weiter«, grollte Keldmar. Er schüttelte die fast leere Weinkaraffe, ehe er einem Gardisten zubellte, er möge sich den faulen Diener vornehmen, auf daß dieser mehr Speisen und Getränke herbeischaffen sollte. »Ein Mann verlangt nach einem Mahl, und nur weil ein paar erbärmliche Stufen zwischen ihm und der Küche liegen, bekommt er kaum genug, ein zartes Weib zu sättigen.«
    »Du solltest vom Wein ablassen«, schnappte Mearn. Wieder einmal sprang er auf und schritt den Teppich ab, eingeschnappt wie ein Falke, der zur Herstellung einer Gußform mißbraucht worden war.
    Lächelnd entblößte Keldmar seine Zähne. »An dem Tag, an dem ich deinen Rat brauche, ehe ich mich vergnüge, werde ich gewiß im Sarg liegen.«
    »Bei allen Dämonen! Hört auf mit dem Gezänk!«

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