Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht
Dakar für einen winzigen Augenblick, ob Bransians wuchtiger Leib ihn mit dem Bauch voran auf irgendwelche Ratten preßte. Dann verwirrten sich seine Sinne. Nachhallende Schmerzen peinigten seinen Kopf, als wäre sein Hirn nur Pudding, erschüttert durch harte Schläge mit einem Holzhammer.
Zu erschöpft für magische Kunstfertigkeiten, mit deren Hilfe er seine Gesundheit hätte wiederherstellen können, beschränkte Dakar sich auf ein stumpfsinniges Gebet zu Ath, er möge ihn rasch und ohne weitere Komplikationen aus dem Rad des Schicksals entlassen.
Die Alternativen waren wenig erfreulich. Rattenbisse verursachten scheußliche Infektionen; s’Brydion würde ihn ganz langsam ausweiden; und, schlimmer noch als alles andere, Arithon war frei und würde ungeschoren davonkommen.
Unter der drückenden Last des demütigenden Fehlschlages, den sein mißglückter Plan ihm eingebracht hatte, wußte der Zauberbanner doch, daß nicht einmal der Tod ihn würde retten können. Sein erzürnter Meister aus dem Kreis der Bruderschaftszauberer würde höchstpersönlich den Streitwagen Dharkarons lenken, seinen körperlosen Geist zu brechen.
Verhör
Wenn die Gebrüder s’Brydion beschlossen, einen Schurken zu verhören, blieb jede Form der Höflichkeit auf der Strecke. Doch der tiefste und finsterste Kerker Alestrons war einer Explosion zum Opfer gefallen. Arbeitstruppen, die das Feuer gelöscht hatten, waren nun damit beschäftigt, die nasse Asche fortzuschaufeln und alle noch verwertbaren Geräte vom Ruß zu befreien. In der einzig verbliebenen Festung, die nicht bis an die Decke mit Waffen vollgestopft war, wurde ein Kreis betrügerischer Glashändler gefangengehalten. Bransian war nicht gewillt, die Verzögerung in Kauf zu nehmen, die sich ergeben würde, wollte er die Gefangenen erst verlegen, also beschloß er, das Strafmaß für seine zerstörte Waffenkammer in seinem privaten Studierzimmer festzulegen.
Im Schwitzkasten eines Soldaten, von Händen in eisernen Kettenhandschuhen gepackt, wurde Dakar in den Turm gezerrt und gänzlich humorlos zur Tür hineingestoßen, wo er stolpernd in den Kerzenschein trat. Das Gemach, in dem er Rathains Kronjuwelen vorgeführt hatte, war nun von Kerzen in Kandelabern, die den Raum zu allen vier Himmelsrichtungen zierten, hell erleuchtet. Blutbefleckt und voller Wunden schnappte der Wahnsinnige Prophet halb erstickt und keuchend nach Luft und sank auf die Knie neben der Truhe, die noch immer offenstand, seit Keldmar ihr am Morgen seine beiden Schwerter entnommen hatte. Die Brüder waren alles andere als nachlässig. Mit starken Seilen fest verschnürt, ließen sie ihm keine Möglichkeit, nachzusehen, ob sich unter den öligen Lumpen am Boden der Truhe noch andere Waffen versteckten.
Obwohl der Wahnsinnige Prophet entschlossen war, schnell zu reden, in der Hoffnung, so seine Peiniger besänftigen zu können, machte ihm doch der rasche Lauf der Ereignisse einen Strich durch die Rechnung.
Als der Gardehauptmann Tharrick nicht mit einer Erklärung dafür aufwarten konnte, wie es einem Spion gelungen sein konnte, unter den Augen seiner Wachen in die Festung einzudringen, verloren die Brüder s’Brydion die Geduld. Unter absoluter Mißachtung der Blutflecken auf ihren kostbaren Teppichen, ließen sie ihn an Ort und Stelle auspeitschen.
Zitternd und von Übelkeit geplagt, schloß Dakar die Augen, als der arme Teufel unter der niedergehenden Peitsche zu schreien begann. Tharrick hatte sich nicht der Bestechlichkeit schuldig gemacht. Er war so diensteifrig wie es ein Mann nur sein konnte, der seinem Dienstherrn in Treue ergeben war; gegen den hinterlistigen Herrn der Schatten hatten die Wachen Alestrons nie eine Chance gehabt.
Dakar erschrak, als eine bandagierte Hand seinen Hals umklammerte, war ihm doch nicht bewußt, daß er seine Ansicht laut ausgesprochen hatte.
»Was war das, was du da gerade gesagt hast?« Unruhig war Mearn auf und ab gegangen und dem Wahnsinnigen Propheten nahe genug gekommen, sein Murmeln mitanzuhören. Seine Samtkleidung hatte er gegen scharlachrotes Reitleder getauscht, das an den Schultern von Messingplatten verstärkt wurde. Seine Schmalzlocke war bis auf ein paar kurze Fransen abgesengt worden, und auf seiner Wange prangte ein Wundmal, sein Bein war zu schwach, sein Gewicht zu tragen, und beide Hände steckten in kühlenden Umschlägen, die Brandwunden zu lindern. Der Schmerz stachelte sein so oder so schon ungestümes Temperament an und ließ ihn so
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