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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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bedrohlich wie die unerbittlich nagende Hitze einer langsam brennenden Zündschnur erscheinen.
    Dakar versuchte es mit einem nichtssagenden Murmeln.
    »Sag es noch einmal!« brüllte Bransian, wobei er mit der Linken eine schnelle Geste ausführte.
    Der häßliche, blutbefleckte Gefolgsmann, der dienstbeflissen die Peitsche schwang, hielt mitten im Schlag inne, und Dakars zornige Antwort erklang in der eintretenden Stille. »Ich habe Euch gewarnt. Ihr hattet es mit einem Zauberer zu tun. Und ich habe gesagt, daß Ihr den falschen Mann bestraft.«
    »Tatsächlich?« Der Herzog beugte sich vor und ergriff das hin und her baumelnde Ende der Peitschenschnur. Noch immer trug er die abgenutzte, rußgeschwärzte Rüstung, als er das blutige Leder zwischen den Fingern verdrehte und schließlich so heftig daran zerrte, daß sein Lakai die Peitsche nicht länger halten konnte. »Wenn Tharrick auch schuldlos sein mag, du bist es gewiß nicht.« Ein kräftiger Schwung mit dem Peitschengriff trieb zwei übereifrige Gardisten an, herbeizuspringen und den unglückseligen Offizier von seinen Fesseln zu befreien. »Bringt ihn hinaus«, befahl Bransian. »Aber laßt ihn noch nicht frei.«
    Ein Auge beinahe zugeschwollen und purpurrot verfärbt, das andere unter einem halbgesenkten Lid verborgen, bedachte er sodann Dakar mit scharfem Blick, wobei seine Miene spekulative Züge angenommen hatte. »Du hast uns bisher nicht erzählt, was du mit dieser ganzen Sache zu tun hast. Wer war dieser Herr der Schatten, der dir so sehr in die Quere gekommen ist? Woher kennst du ihn, und vor allem: warum hast du ihn hintergangen?«
    »Du wirst dir eine gute Geschichte einfallen lassen müssen, falls du hier lebend herauskommen willst«, fügte Mearn hinzu.
    Gebannt von Bransians gewaltigen, rotverfärbten Fingern, die unentwegt das feuchte Leder bearbeiteten, leckte Dakar sich nervös die Lippen. »Sicher. Ich werde Euch alles erzählen. Wo soll ich beginnen?«
    Doch auch seine Darbietung unterwürfigen Eifers vermochte die vier s’Brydions nicht von ihren grausamen, rachsüchtigen Gedanken abbringen. Keldmar und Parrien waren eben von ihrem Bad gekommen. Jeder von ihnen ging steifen Schrittes einher, was die Vermutung nahelegte, daß auch sie sich einige schmerzhafte Verwundungen zugezogen hatten. Seide und verschnürter Samt besänftigten andere empfindliche Körperpartien, wo zuvor noch lederne Armschienen und Eisenbeschläge gedrückt hatten. Noch immer voller Zorn, übersät mit Hautabschürfungen und blutenden Wunden, waren sie rasch mit der Bemerkung zur Stelle, daß der große Eichentisch stabil genug wäre, ein schwergewichtiges Opfer auf ihm festzubinden. Sollte das strenge Verhör länger dauern und eine Folter erforderlich machen, so wären Stühle verfügbar, und die Diener konnten jederzeit herbeigerufen werden, ihnen Trunk und eine Platte kalten Lammfleisches zu servieren.
    Die Gardisten, die gerade erst ihren unglücklichen Hauptmann hinausbefördert hatten, waren nicht so dumm, in Erwartung eines direkten Befehls herumzulungern, und so den Zorn ihres Herzogs auf sich zu ziehen. Ehe Dakar Luft holen konnte, um mit seiner Beichte zu beginnen, rissen sie ihn schon hoch, schnitten seine Fesseln durch und legten ihn flach auf den Tisch. Dieses Mal benutzten die Soldaten ihre Gürtel, ihn rücklings auf dem Eichenholz festzuschnallen. Dakar wimmerte, als die Beschläge sich durch den dünnen Stoff seiner Kleider bohrten und schmerzhaft in seine Hand- und Fußgelenke eindrangen. Die Furcht vor noch größeren Schmerzen löste seine Zunge.
    Gepeinigt von dem hinderlichen Umstand, daß die Verknüpfung von Halbwahrheiten und Lügen zu einer plausiblen Geschichte unter derart mißlichen Bedingungen keineswegs lustig war, erging sich Dakar in langen Pausen. Wie um sein Unglück noch zu verschlimmern, würde kein noch so brillantes Werk, gesponnen aus seinen Worten, ihn davor schützen können, einer unsanften Behandlung unterzogen zu werden. Ganz im Gegenteil: Herzog Bransian hatte bereits seine Absicht deutlich gemacht, seinem Gefangenen die Haut von seinem Wanst zu ziehen und seine zuckenden Überreste den wenig erfreulichen Diensten des herzoglichen Scharfrichters zu Alestron zur öffentlichen Hinrichtung zu übergeben.
    Dakar strich mit der Zunge über die trockenen Lippen und hielt sich an einem einleuchtenden Hoffnungsschimmer fest. Eine Explosion, ein Feuer und dann noch die lautstarke Befragung eines Gardehauptmanns sollte die meisten

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