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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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schlicht ignoriert. Der schwarzhaarige Prinz faltete die Botschaften zusammen und studierte prüfend die Karten. »Jieret, die düstere Vermutung deines Kriegerhauptmanns trifft zu. Der Prinz des Westens weiß alles über meine Werft zu Merior. Ich frage mich, wer meine fröhlichen Pläne verraten haben mag.«
    Als hätte ein Zeichen der Gefahr in dem milden Tonfall mitgeschwungen, veränderte der bärtige Clankrieger seine Haltung. Reflektiertes Licht blitzte von der Klinge auf, als seine Schwerthand kurz, aber heftig zuckte.
    Der andere Schuft, dessen Haut weit dunkler war, richtete sich ebenfalls aus seiner lässigen Haltung auf, als der Herr der Schatten seine scharfen Überlegungen beendete. »Wenn wir nicht von einem gewaltigen Heer überrollt werden wollen, dann bleibt uns kein Platz für Halbheiten. Einige Risiken müssen wir einfach auf uns nehmen.«
    »Bei Aths Schwarzem Rächer! Haben wir das nicht längst getan?« Mit Unbehagen betrachtete der Clankrieger den verschlagen aussehenden Seemann, nur um sogleich erneut zu fluchen, als dieser ihn seinerseits mit einem Verbrecherblick bedachte. »Mein Gebieter, Ihr seid wahnsinnig, auch nur hier zu sein.«
    Nervös genug, sich schlicht zu vergessen, richtete er sich auf und schlug sich den Kopf an den Deckenbalken. »Nur ein unterernährtes Bürschlein kann die Seefahrt lieben«, schimpfte er aufgebracht.
    Dann, als der Gefangene auf der Koje es wagte, sich zu rühren, wirbelte er herum wie ein hungriger Wolf, das Messer wurfbereit in der Hand. »Was soll mit dem da geschehen? Werfen wir ihn zum Rest der Meute in den Bug?«
    Weit jenseits der Grenzen der Vernunft verstört ob des leidenschaftslosen Blickes, der von dem Pergament abließ und ihn nun durchbohrte, zerrte der Kapitän der Brigg an seinen Fesseln. »Glaubt nur nicht, daß Ihr mich so einfach loswerdet.«
    Ein Funke bösartigen Vergnügens erhellte die Stimmung des Herrn der Schatten. »So bleibt. Hier seid Ihr ebensogut aufgehoben. Lysaer mag gar besser dran sein, wenn er einen Zeugen bekommt.« Dann wandte er sich an seinen Clankrieger, dem es sichtlich schwerfiel, sich eines Kommentars zu enthalten. »Du wirst meine Meinung durch deine Griesgrämigkeit nicht ändern können, Jieret. Wenn das Gejammer des Gefangenen dich stört, so hast du meine Erlaubnis, ihn zu knebeln.«
    Sofort versuchte der Kapitän der Brigg zu protestieren. »Nein«, kam ihm der rotbärtige Clankrieger zuvor. »Du wirst hierbleiben und still sein, so wie mein Herrscher es verlangt, oder dir droht ein weit übleres Los.«
    In seinen Mantel eingeschnürt, nun überdies geknebelt und aufgebracht wie ein Kampfhahn, schäumte der Kapitän der Brigg vor Wut, während der Herr der Schatten den Schurken seine Befehle erteilte.
    Der schlitzäugige Seemann quittierte die Anordnungen, Segel zu setzen, mit einem bösartigen Grinsen. Argwöhnisch, als hätte er es mit einer Schlange zu tun, machte er seine Wünsche unmißverständlich deutlich. »Achtet darauf, daß das Schiff zur rechten Zeit seine Position im Kanal einnimmt. Die Laternen, die wir als Positionslampen benötigen, sind mit dem Paßwort, das wir der Wache nennen müssen, aufgelistet.«
    Spannung beherrschte den Raum, als das Pergament den Besitzer wechselte.
    »Vergeßt unsere Abmachung nicht«, sagte der schmuddelige Seemann mit einem verschlagenen Grinsen boshaft. »Wenn Eure Pläne fehlschlagen, habt Ihr keine Loyalität von mir zu erwarten. Ich werde in See stechen, sobald ich die Möglichkeit dazu bekomme.«
    Noch lange, nachdem der Schurke gegangen war, zerrte der gewaltsam seines Amtes enthobene Kapitän an seinen Fesseln. Nur um Haaresbreite schlug sein Versuch fehl, sich aus Seilen und Wolle zu befreien, denn Clanräuber waren nun einmal Experten im Anlegen von Fesseln.
    Als die Geräusche der vollbeschäftigten Seeleute auf Deck herunterschallten und die Kommandos zum Lichten des Ankers ertönten, tat jener gefürchtete Prinz, den zu zerstören Lysaer ein gewaltiges Heer geschaffen hatte, nichts weiter, als unruhig auf und ab zu schreiten. Während draußen die Ankerwinde rasselte, beobachtete der bärtige Barbar, wie sein Herr und Gebieter wieder und wieder die kleine Kabine durchquerte und in der beunruhigenden Stille nervös mit den Fingern über Karten, einen Tisch und eine Truhe strich.
    Kaum etwas Bemerkenswertes haftete dem Zauberer an. Die Säume seiner Tunika waren geflickt, und ein Seemannsknoten hielt seine Scheide. Während die Segel entrefft und

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