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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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den Rest des Weines in seinem Kelch kreisen, und in seiner Stimme lag eine Entschlossenheit, wie Lord Diegan sie noch nie zuvor bemerkt hatte. »Dies ist die kritischste Stunde unseres Unterfangens. Wenn wir nicht innerhalb der nächsten Tage in See stechen, so war die Mühe, dieses Heer aufzustellen, vergebens, und all die Männer, die wir in der Talkluft verloren haben, wären für nichts und wieder nichts gestorben. Ich habe dafür gesorgt, daß schon morgen mit dem Verladen begonnen wird. Die Flottenkapitäne sind darüber nicht glücklich, aber ich konnte ihnen die Zustimmung abringen. Noch mit dem abendlichen Gezeitenwechsel werden die Galeeren in See stechen, und wenn sie jede Wegestunde die Minderlbucht hinab gegen den Wind anrudern müssen.«

 
Angriff in der Minderlbucht
     
    Während die Offiziere des großen Heeres mit der unglücklichen Wetterlage und der mangelnden Versorgung beschäftigt waren, zogen zurückkehrende Mannschaftsmitglieder neben dem schwankenden Rumpf einer Brigg namens Savrid die Ruder ihres Bootes ein. An ihrem Haken hin und her schwankend, spendete die Decklaterne kühles Licht. Irgendwo auf seinem Weg an Bord seines Schiffes verwünschte der Kapitän die Matrosen auf Wachdienst mit leisen, drohenden Worten. Wie geisterhafte Rauchfahnen war seine Atemluft in der salzigen, naßkalten Seeluft zu sehen. Er schwang sich über die Reling, bereit, sich der Schurken anzunehmen, als er erschreckt keuchend eine Messerspitze an seinem Leib spürte.
    »Keinen Laut«, murmelte ein Fremder direkt hinter seinem Ohr. »Geh einfach weiter, aber leise.« Der Akzent des Mannes war schneidig, die Vokale melodisch, wie es für den Dialekt der Clans in den Wäldern Rathains typisch war.
    Einen Haufen versiegelter Beschlüsse des Offiziersrates um Prinz Lysaer windgeschützt an seiner Brust geborgen, setzte sich der Kapitän zornig zur Wehr.
    Der Druck des Messers verstärkte sich, und die Klinge bohrte sich durch seinen besten Wollmantel.
    »Geh weiter«, sagte der Barbar mit unlauterer Liebenswürdigkeit. »Oder laß es sein. Ich kann dich auch gleich hier auf Deck wie ein Schwein abstechen, und meine Bogenschützen auf deinen Masten werden nicht einmal mit der Wimper zucken, wenn sie deine unbewaffneten Ruderer erschießen. Also, willst du, daß deine Männer am Leben bleiben? Mein Gebieter würde es auch vorziehen, wenn ihnen nichts geschieht. Trotzdem werde ich nicht zögern, sie dem Rad des Schicksals zu entreißen, wenn du nicht spurst.«
    Zornig schloß der Kapitän die Augen und reckte sein ordentlich rasiertes Kinn vor. Fehler waren nun einmal nicht rückgängig zu machen. Vermutlich hatte sein Wachmann in der Kombüse neben dem Herd gehockt und sich mit dem Smutje unterhalten, statt seine Rundgänge zu machen, wie es ihm geheißen worden war. Die Savrid war ein Handelsschiff, und ihre Matrosen waren nicht dafür ausgebildet, in einer Kriegsflotte zu dienen. Überdies hatten drei lange, ermüdende Wochen des Wachdienstes vor Anker selbst die größten Bemühungen der Männer untergraben, nicht in ihrer Aufmerksamkeit nachzulassen.
    Während er nun im stillen bedauerte, im Außenbezirk des Hafens festgemacht zu haben, um dem Wirrwarr fremder Ankerketten und dem dichten Gedränge der Schiffe zu entgehen, kapitulierte der Kapitän der Brigg widerwillig.
    Sofort verdeckte ihm die Wolle seines eigenen Mantels die Sicht. Da sein barbarischer Entführer offensichtlich kein Freund unangenehmer Überraschungen war, wurden seine Hände ausgesprochen professionell gefesselt. Gedämpft durch den dicken Stoff, hörte er kaum die Geräusche, als seine Ruderer einer nach dem anderen gefangengenommen und geknebelt wurden, kaum, daß sie über die Reling geklettert waren.
    Gewöhnliche Seeleute die sie waren, hatten sie einem Überfall gewalterfahrener Männer nichts entgegenzusetzen.
    Noch immer von dem Messer bedroht, wies ein heftiger Stoß dem Kapitän, der nichts weiter tun konnte, als sich der Gewalt ergeben, die Richtung nach achtern, dann die Kajütstreppe hinab in seine eigene Kajüte im Heck des Schiffes. Vor dem Hintergrund quietschender Türangeln und dem Klappern des Riegels vernahm er ein kurzes Gespräch, an dem ein anderer Mann beteiligt war, dessen Sprache nicht durch einen Akzent gestört wurde. Dann versetzten ihm unsanfte Hände erneut einen Stoß. Schmachvoll landete er auf den Decken seiner eigenen Koje.
    Der Stoff vor seinen Augen wurde mit genug Gewalt fortgerissen, seine hellhäutigen

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