Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
Wangen zu röten. Blond, blauäugig und so stämmig, wie es nur ein Mann sein konnte, der sich überraschend aus der Hängematte eines einfachen Maats in seine Position heraufgearbeitet hatte, reckte der Kapitän seinen Unterkiefer vor und starrte wütend in den Lampenschein, der hell genug war, ihn zu blenden. »So sicher, wie Ebbe und Flut einander abwechseln, werdet Ihr für diese Sache bezahlen müssen.«
    »Wieviel ist Euch Euer Stolz wert?« spöttelte eine kühle, durchdringend klare Stimme. Der Sprecher war klein, von zierlichem Körperbau, eingehüllt in einen schlichten Wollumhang. Das messingfarbene Flackern der Ölflamme spielte auf seinem glänzenden schwarzen Haar und in den Augen, so grün wie sommerliches Laub. Schmale Lippen hatten sich angesichts der Nervosität seines Gefangenen zu einem Ausdruck trockener Ironie verzogen.
    Was immer der Kapitän auch erwartet haben mochte, die Worte des Fremden hatten ihm beinahe die Sprache geraubt. »Wer seid Ihr?«
    Der Fremde lächelte galant, streckte geschmeidig eine Hand aus und ergriff die gebündelten Botschaften, die in der Tunika seines Gefangenen steckten. »Ich bin der arme Teufel, den zu töten sich dieses machtvolle Heer in Werende versammelt hat.« Seine zarten Finger brachen die Wachssiegel, entfalteten das Pergament und hielten es mit vollkommener Ruhe in das Licht der Öllampe.
    Der Kapitän der Savrid keuchte hitzig vor Ärger. Als er dann jedoch in Gebrüll ausbrach, versetzte der Clanblütige ihm in einer Reflexbewegung einen heftigen Stoß, der ihn zurückschleuderte. Solchermaßen gewaltsam zum Schweigen gebracht, mühte er sich, den sorglosen Worten einen Sinn abzugewinnen. »Der Herr der Schatten? Ihr?«
    Niemand schenkte seinen Worten Beachtung, so blieb ihm Zeit genug, sich seiner heraufziehenden, eisigen Furcht zu widmen. »Möge Ath uns gnädig sein, Ihr seid gekommen, in Werende gegen das Heer in den Kampf zu ziehen.«
    Grüne Augen blickten wenig erfreut über den angeleuchteten Rand des Pergaments. »Weit gefehlt. Krieg ist, was zu vermeiden ich gekommen bin.«
    »Lüge!« Der Kapitän spuckte dem Zauberer, den zu vernichten er sein Schiff zur Verfügung gestellt hatte, vor die Füße.
    Der breitschultrige Clanblütige quittierte die Beleidigung mit brüllendem Gelächter und deutete mit seiner Messerspitze Richtung Hafen. »Habt Ihr eine Angriffsflotte gesehen? Nein? Nun, das konntet Ihr auch nicht, denn wir sind nur acht wendige Männer, eine Eierschale von einem Boot und Arithons niedliche Vergnügungsschaluppe.«
    Die Tür zur Kajütstreppe öffnete sich knarrend und ließ eiskalte Luft herein. Ein weiterer Schurke drängelte sich in die Heckkabine herein und pflanzte sich wie ein Gladiator neben dem Mann auf, der sich selbst als der flüchtige Prinz von Rathain bezeichnet hatte. Die Laterne riß Einzelheiten im wogenden Rhythmus der Dünung aus dem Dunkel: eine Hakennase, verschlagene Augen, dann eine tätowierte Wange, bedeckt von wirrem, dunklem Haar.
    »Die Mannschaft ist sicher verstaut.« Der Neuankömmling bedachte den Zauberer, seinen Herrn, mit einem respektvollen Blick, der gleich darauf nurmehr verächtlich durch den Raum huschte. Ein Messingohrring glitzerte in einem seiner Ohren, und seine Finger, hart wie Enterhaken, wurden von zerkratzten goldenen Ringen geziert. Die breiten Daumen hinter seinem Gürtel, wirkte der Seemann etwa so graziös wie ein Krummsäbel, der unverhüllt an einem Schott zurückgelassen worden war. »Wann sollen wir die Anker lichten?«
    »Noch in dieser Stunde.« Der Herr der Schatten tippte auf die Botschaften. »Wie wir gehofft haben, ist die Savrid zurPatrouille abkommandiert worden.«
    Grollend unterbrach der Kapitän. »Was habt Ihr mit meinen Männern gemacht?«
    »Ihnen ist nichts geschehen.« Der Zauberer sah kaum von seiner Lektüre auf. Lässig stand er auf den schwankenden Planken, nur sein Gesicht wies eine Spannung auf, die vermuten ließ, daß er aufmerksam dem Wind lauschte. Während auf Deck die unsteten Schritte der Männer erklangen, die sich unter dem Befehl des Zauberers mit allen Einzelheiten des Schiffes vertraut machten, fügte er hinzu: »Am Vorderdeck vertäut werden sie wohl nicht besonders glücklich sein, aber das war das Beste, was ich ihnen bieten konnte, wollte ich sie denn nicht töten.«
    »Erwartet nur nicht von mir, daß ich Euch dafür danke«, schnappte der Kapitän. »Warum sonst solltet Ihr schon hier sein, wenn nicht zum Töten?«
    Wieder wurde er

Weitere Kostenlose Bücher