Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
waren, versprach er in Avenor ein Heim für sie und ihre Familien. Den Sterbenden spendete er Trost: auf seinen Knien, im blutgetränkten Rumpf eines Bootes, auf den Docks, im Schatten jener Soldaten, die damit befaßt waren, Tragen anzufertigen.
    Vorzeitig verfinsterte Zwielicht die von Asche durchdrungene Luft. Im Fackelschein waren die Ruderboote nun unterwegs, kalte Leiber aus dem Wasser zu ziehen. Im Licht ihrer Lampen arbeiteten Offiziere daran, die volle Zahl der erlittenen Verluste zu erfassen und alle Schiffe aufzulisten, die durch eine Reparatur wieder seetüchtig gemacht werden konnten.
    Dann kehrten die Kopfjäger mit schweißnassen Pferden von ihrem Feldzug gen Süden zurück, erschöpft und enttäuscht angesichts ihres Versagens.
    »Zauberei«, ließ ein grobschlächtiger Reiter, der Sprecher der Männer, Major Skannt wissen. Mit unsicheren Blicken betrachtete er die Schatten zu allen Seiten, während sein müdes, schweißtriefendes Pferd leise schnaubte. »Wir haben nicht die geringste Spur entdecken können, nicht einmal die Überreste eines Lagerfeuers. Wenn diese Feuerschiffe von lebenden Menschen geführt worden sind und nicht von Dämonen, so muß irgendeine heimtückische Zauberei ihnen eine Brücke gebaut haben, über die sie der See entfliehen konnten. Hätten sie das Land betreten, wir hätten irgendeinen Hinweis finden müssen.«
    Ohne sich von der Furcht der Männer, die er entschlossen als verrücktes Phantasiegebilde abtat, beeindrucken zu lassen, lieferte Skannt seinen Bericht in dem Lagerhaus an den Docks, das dem Heer als Hauptquartier diente, bei Prinz Lysaer ab. Seine hastige, abgehackte Aussprache mochte so gar nicht zu der lässigen Haltung passen, die er im Türrahmen einnahm. »Muß ein paar Dorys versteckt gehalten haben, und Fischerschmacken, um die Schwimmer aufzusammeln«, faßte er in aller Kürze zusammen. »Eure Flüchtigen sind zur See entkommen. Wären sie an Land gegangen, so hätten sie den Nasen meiner Spürhunde nicht entgehen können.«
    Mit einer beschwichtigenden Geste unterband Lysaer Diegans lästigen Kommentar. »Ich hatte nicht erwartet, daß die Männer Gefangene bringen würden. Arithon ist weit zu gerissen, uns mit Fehlern oder Unzulänglichkeiten zu beglücken. Trotzdem brauchen unsere Schiffseigner das Gefühl, daß wir etwas tun. Diejenigen, die mit den Ergebnissen unserer Bemühungen nicht zufrieden sind, werden nur um so eifriger darauf erpicht sein, die Verbrecher nach Merior zu verfolgen.«
    Mit einem verächtlichen Lächeln auf den Lippen verließ Skannt den Raum. Nur seine halbgesenkten Lider verbargen das fanatische Funkeln in seinen Augen.
    Der unterbrochene Rat wandte sich wieder der zermürbend langen Liste der Tagesordnungspunkte zu.
    »Was nützt es, die Schurken zu verfolgen?« jammerte der verhutzelte Hafenmeister von Werende. »Der Winter steht vor der Tür.« Wie ein Haufen modriger Lumpen war er auf seinem Stuhl zusammengesackt. Eisern hielt er die Beherrschung anständiger Manieren aufrecht, und es gelang ihm, zumindest in Anwesenheit des Mannes von königlichem Blute nicht auszuspucken. »Kaum eine Handvoll Schiffe ist nicht leck, und ohne Masten lassen sich keine Segel setzen. Eure Armeen müssen nun auf dem Landwege Weiterreisen, aber die Küstenstraße ist tückisch, wenn das Wetter erst umschlägt.«
    Die Männer, deren Aufgabe es war, die Versorgungslinien aufrechtzuerhalten, tauschten anstelle frostiger Kommentare nur grimmige Blicke aus. Schon in wenigen Stunden mußte die Entscheidung fallen, das stolze Heer aus Etarra wieder aufzulösen. Kein noch so gerechter Grund vermochte die Stürme Aths aufzuhalten, und halbverhungerte Soldaten konnten nun einmal nicht in den Kampf ziehen. Die Vorräte in Werende waren bereits durch die vorangegangene Bewirtung der Flotte aufgezehrt. Auch die ehrbarsten Absichten vermochten diese Fakten nicht zu ändern. Die Stadt verfügte nicht über die notwendigen Mittel, das Heer zu versorgen, das ausgezogen war, Arithon s’Ffalenn zu schlagen.
    Als der Rat sich immer weiter erhitzte, bis die Offiziere ihre Unterkiefer vorreckten und auf die Tische schlugen, während sie einander anbrüllten, sprang Lysaer auf und sprengte die Phrasendrescherei der gegnerischen Fraktionen mit seinem unübersehbaren, königlichen Zorn. »Werdet Ihr denn niemals zu jammern aufhören? Unsere Soldaten sind am Leben! Das sollte Grund genug sein, Ath zu danken, daß er uns nicht unserer Streitkräfte beraubt hat. Uns

Weitere Kostenlose Bücher