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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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drohenden Vision kündete, biß Dakar fest auf seine Lippe. Der Kupfergeschmack des Blutes unterbrach das Heraufdämmern einer Prophezeiung sofort, doch seinen Seelenfrieden konnte er nicht wiederherstellen. Aufgezehrt von namenlosen Vorahnungen und der Gefälligkeit Arithons ausgeliefert, fand der Wahnsinnige Prophet nicht einmal in seinen Untugenden Erleichterung. Jedes Mädchen, das er zwickte, war eines anderen Mannes Gattin, und zweimal wurde er gar von einer Brüderschar mit Fäusten bearbeitet, angeführt von einem rachsüchtigen Ehegatten, dem Unrecht widerfahren war. Die Bewohner Meriors waren schweigsam und reserviert. Im Vergleich zu diesem Provinzkaff erschien sogar Jaelot mit seiner bigotten Gesellschaft ein sehnsüchtig vermißtes Paradies zu sein.
    Die Tage wurden kürzer; die Fischerlogger stachen unter stärkeren Winden mit gerefften Segeln in See, und der sandige Flecken südlich der Scimlade-Landspitze verweilte in gewohnt idyllischer Isolation. Nicht einmal verstohlen bemühte sich Arithon, aktuelle Informationen über die Ereignisse im Norden zu beschaffen. Seine unbeschwerte Stimmung war angesichts der Bedrohung nichts weiter als eine Täuschung, eine Maskerade der Arglosigkeit, die der heimtückische s’Ffalenn aufgebaut hatte, von den wahren Übeln abzulenken. Scheinbar gänzlich ohne Eile verrichtete er seine Arbeit. Geduldig bearbeitete er sein edles Holz.
    Dennoch ließ er keine Verzögerungen zu und fertigte den Kiel der kleinen Schaluppe mit der Sorgfalt langer Erfahrung.
    Wie die Köderfische vor dem Maul eines Barrakudas, mußte auch Dakar erkennen, daß es nichts gab, was er hätte tun können, und seine Klagen entwickelten sich stetig zu einer Ausrede, um neuen Streit zu provozieren. »Von dieser Salzfischdiät bekommt man dauernde Koliken«, schimpfte er nach einer angestrengten Sitzung zum Zwecke seiner Erleichterung. »Und von dem Lagern unter Segeltuch ist meine Haut so wund, als hätte ich die Pocken.«
    »Das wäre möglicherweise nicht geschehen, hättest du vom Markt anstelle von schwarze Bohnen Bierfässer geholt.« Arithon beugte sich vor, eine rohe Planke zu bearbeiten, und die glänzenden Linien alter Narben auf seinem bloßen Oberkörper waren von der Sonne braun geworden.
    »Verflucht sollt Ihr sein!« Dakar schob seine Finger hinter seinen Hüftgurt, um sich zu kratzen. »Seit der letzte Wagen aus Shaddorn zurückgekehrt ist, haben sie weder Feigen noch Bohnen auf dem Markt verkauft, und das ist bereits mehr als eine Woche her.«
    Das Beil löste einen hellen Streifen Holzes aus der Planke. »Sechs Tage.«
    »Fluch über Euch!« Vom Ozean und den endlosen, hirnzersetzenden Kopfschmerzen, die er den vielen Stunden heimtückischer Hammerschläge im Zuge jener maritimen Konstruktion zu verdanken hatte, ermattet, vergaß Dakar jegliches Taktgefühl. »Und alles nur, damit Ihr Eure Rache ausüben könnt, mit Schiffen, die bis zum Schandeckel mit Armbrüsten vollgestopft sind.«
    Arithon unterbrach seine Arbeit. Drohend blieb sein Werkzeug zwischen zwei Schlägen in der Luft hängen. »Du sprichst, wie ein meisterhafter Märchenerzähler«, sagte er dann hinterlistig, mit vorgetäuschter Freundlichkeit. »Halliron hätte dir sicher Beifall gespendet. Ich habe gerade genug Holz für ein Schiff. Eine Schaluppe. Aufs Haar dreißig Fuß lang, und sollte ich Schwerter und Steingeschosse als Ballast verwenden, dann nur, falls die Steinbrüche in Elssine keinen Ertrag mehr liefern.«
    Halb betrunken, die Tunika bis zum Nabel offen, schlug Dakar, in die Enge getrieben, zornig zurück. »Wen wollt Ihr hinters Licht führen? Ihr wißt, daß Ihr verflucht seid. Lysaer baut seine Armeen auf, während Ihr Eure Zeit vertrödelt, und …«
    »Was soll ich deiner Meinung nach tun?« Mit einem gewaltigen Schlag trieb er das Beil in das Holz. Weiß leuchtende Reflexionen begleiteten die herumfliegenden Holzstücke. »Zustimmen? Dir mein Wort geben? Mich dir anvertrauen?« Dann plötzlich lächelte Arithon, einen sarkastischen Zug um die Mundwinkel, der stets zutage trat, wenn er auf dem falschen Fuß erwischt wurde. »Besser, ich lasse dich einfach hinter mir her stolpern, Prophet. Für mich bist du weit besser zu ertragen, wenn du betrunken bist. Sollte dir das nicht gelingen, so könntest du dir überlegen, deine Unterwäsche zu waschen. Sie ist inzwischen steif genug, um alleine stehenzubleiben. Sollte sie dank deiner mangelnden Pflege verrotten, so wirst du die Armeen Etarras mit nacktem

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