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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Hinterteil begrüßen müssen.«
    »Oh, Ihr seid wirklich unwahrscheinlich widerlich in Eurer Arroganz und gerissen obendrein.« Dakar kniff erbost die Augen zusammen, als purpurrot die Scham in seinem Gesicht brannte. »Ihr wagt es nicht, den Namen Eures Feindes auszusprechen, nicht wahr? Wie steht es mit dieser Stadt? Die Menschen hier sind unschuldig. Ihr aber zieht die Gefahr an. Wollt Ihr mir erzählen, ob auch hier wieder die Kinder die Zeche bezahlen müssen?«
    Nun war er zu weit gegangen.
    Sämtliches Blut wich aus Arithons Antlitz. Wie eine Katze fixierte er Dakar aus seinen grünen Augen. Von heftiger Furcht ergriffen, kroch der Wahnsinnige Prophet weg, die Hände erhoben, um bei der ersten, kleinen Bewegung seines Gegners einen Schutzzauber zu wirken, denn schon eine kurze Anspannung seiner kräftigen Hände würde reichen, mit dem Breitbeil einen wahrhaft mörderischen Schlag zu führen.
    »Ath bewahre!« sagte Arithon s’Ffalenn. Er erhob den Arm und erstickte ein Lachen mit dem Handgelenk. »Dakar, was geht bloß in deinem Kopf vor? Dies ist ein Vergnügungsschiff, und sobald der Stapellauf stattgefunden hat, werde ich mit der Schaluppe nach Innish segeln.«
    Etwas mit einer Ballade und einer Witwe, der es verwehrt gewesen war, ihren Ehemann noch einmal wiederzusehen; das Versprechen, daß Arithon Halliron auf dem Sterbebett gegeben hatte, verlangte nun all seine Aufmerksamkeit.
    Funken stoben auf, als die alberne Beschwörung des Zauberbanners in sich zusammenfiel, während jener, vollends überrascht, mißmutig feststellen mußte, daß ihm keine Wahl blieb, als seinen Angriff abzubrechen, gab es doch an dieser Haltung untadeligen Anstands rein gar nichts zu bemängeln. Dennoch war er überzeugt, daß dieser Bissen, den der Herr der Schatten ihm zugeworfen hatte, um ihn zum Schweigen zu bringen, nur die halbe Wahrheit war.
    Ein Monat verging, und der wohlgeformte Rumpf von Arithons Schaluppe nahm auf dem Muschelfeld immer mehr Gestalt an. Die Fischer, die von ihren Booten zurückkehrten, hatten sich angewöhnt, zu einem kurzen Plausch vorbeizuschauen, und manchmal überließen sie Arithon einen Fisch aus ihrem Fang. Der Geruch von Dorsch und Heilbutt, geröstet auf offenem Feuer, begleitete Dakars whiskeygetränkte Träume. Die herbstliche Tagundnachtgleiche wurde gefeiert, und die Zwillinge brachten eine Rahe, an der allerlei gefaltete Papiertalismane baumelten. Jenseits des Vorhangs aus Palmwedeln brannten Kerzen in den Fenstern der Häuschen. Nach den Freudenfeuern und Tänzen zur Feier der sommerlichen Ernte, trat der unvermeidliche Wechsel der Winde ein, und die herbstliche Regenzeit setzte ein.
    Die Überschwemmung überraschte Dakar, als er gerade ergrimmt den Hammer schwang.
    Als die Dorfbewohner es wagten, sein Unbehagen einmal zu oft spöttisch zu würdigen, konterte er entrüstet: »Wie soll ich denn einen Nagel einschlagen, wenn ich von dem Wasser in meinen Augen blind bin?«
    »Warte, bis der Regen aufhört«, schlug Arithon vor.
    Dakar schlug daneben und verpaßte sich so selbst einen blauschwarzen Daumen. Sein nachfolgender Wutausbruch umfaßte eine ganze Reihe schmutziger Ausdrücke, die er sich während fünf Jahrhunderten der Ausschweifungen angeeignet hatte. Jeder Fluch und die alleinige Schuld an dem üblen Wetter, traf den Herrn der Schatten, und die Zwillinge, begabte Imitatoren, stahlen die besten Phrasen, um ihrerseits Dakar zu piesacken.
    Arithon hielt sich mit verdächtigem Gesichtsausdruck die Rippen, während das Wasser in Strömen über sein Gesicht lief. Nachdem das Wasser sein Kohlefeuer ertränkt hatte, mit dem er seinen Dampfkessel befeuerte, nutzte er die Gelegenheit, seine Wäsche in einem Faß zu waschen.
    Am nächsten Tag mußten die Kinder zu Hause bleiben.
    »Im Bett mit Husten, sagt ihre Mutter«, erzählte ein Fischer im Dialekt der Südküstenbewohner. So sparsam mit Worten wie ein Geizkragen mit Almosen, trollte er sich sodann gemeinsam mit seinen Kameraden, um die Boote zu Wasser zu lassen. Doch das Augenzwinkern, mit dem er sich verabschiedete, war vielsagend genug: Die Witwe, deren Haushalt durch den Gebrauch einer verrohten Sprache in Mitleidenschaft gezogen worden war, mochte wohl noch herbeieilen, sie zu schelten.
    Kurz überlegte Arithon, dann schickte er Dakar auf einen Botengang.
    Tatsächlich tauchte die Frau in einer Pause zwischen den Regenschauern auf. Sie war eine magere, gebückte Person in schwarzer Trauerkleidung, deren strohiges Haar unter

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