Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht
Kapitän nahm das Bestechungsgeld an und entblößte seine Zähne zu einem schlauen Grinsen. »Die Zimmermänner werden gemeinsam mit den Veilchen eintreffen.«
»Was sind Veilchen?« kreischte der Zwilling, der gerade auf Arithons Hüftknochen einhämmerte.
Feylind, vermutlich, antwortete. »Das sind Blumen, du Fischkopf. Die Erde hier ist zu salzig, sie zu züchten.«
»Du weißt auch nicht alles«, konterte Fiark.
»Nein, das tut sie nicht«, stimmte ihm Arithon zu und beendete den Aufruhr. »Keine Streiterei, oder ihr müßt auf eine Führung unter Deck verzichten.« An den Kapitän gewandt, fügte er lachend hinzu: »Es macht Euch doch nichts aus?«
Solchermaßen grinsend in die Verschwörung einbezogen, ließ sich der hartgesottene Seemann erweichen. »Nehmt sie nur mit, aber beeilt Euch. Nur noch eine halbe Stunde, und die alte Mähre wird so fest auf Grund sitzen, als wären wir nach Sithaer gesegelt, und dann wird sie wegen des Sands in ihren Planken so unleidlich sein, wie ein verarmter Drache. Achtet darauf, daß Ihr festen Halt habt, falls sich die Balance wieder verlagert.«
Als das Gespräch endete, glitt Dakar eilends die Leiter hinunter, um nicht entdeckt zu werden. Wie ein Häufchen Elend umschlang er leidend seine Beine mit den Armen. »Ich wußte es«, resümierte er, ganz mit sich selbst beschäftigt. »Ich wußte es einfach! Er hat das Holz hierhergeschafft, um eine verdammte Kriegsflotte zu bauen.«
Direkt über ihm tauchte Arithons Gesicht im Sonnenschein auf. »Vorerst nur eine kleine Schaluppe. Und du mußt dich nicht grämen. Wir haben überhaupt kein Geld, sie zu bewaffnen.« Von der ungeduldigen Feylind bedrängt, huschte kurz nur ein gehässiges Funkeln durch seine Augen. »Ich nehme an, du hast keine Lust, uns zu begleiten.«
»Der fette Mann ist schon wieder im Weg«, verkündete der unerträgliche Fiark lauthals. Unter Zwang und Groll war Dakar genötigt, den Weg zu räumen, also stemmte er mühevoll seinen beschwipsten Leib empor und bewegte sich.
An der Heckreling lauschte der Kapitän der Schaluppe mit berechnendem Gesichtsausdruck Arithons Antworten auf neugierige Kinderfragen. »Kennt sich auf dem Schiff aus, wie ein Mann, der für die Seefahrt geboren ist.« Düster ließ er seinen Blick über den Horizont schweifen, als würde sich von dort heimlich eine Schlechtwetterfront heranschleichen. »Warum, im Namen des Chaos, sollte irgend jemand an einem Ort, an dem absolut kein Nutzholz wächst, eine Schiffswerft bauen wollen?«
Doch der fette Trunkenbold, der ihm zu neuen Erkenntnissen hätte verhelfen können, lag nun selbstvergessen schnarchend in der Nähe des Fallreeps, alle viere von sich gestreckt. Angewidert spuckte der Kapitän in den Wind, ehe er einen Matrosen abkommandierte, den Säufer an Land zu bringen, ehe er noch herunterplumpsen und im seichten Wasser unter dem Kiel ertrinken konnte.
Eigensinnig verweigerte Dakar seine Sinne der vorangegangenen Regung seiner wankelmütigen Sehergabe und schlief statt dessen seinen Rausch aus. Als hätten Visionen, zu fern, sich ihrer zu erinnern, seine Träume im Zustand der Unzurechnungsfähigkeit beeinflußt, erwachte er mit einem Gefühl der Furcht, und so saß er nun an dem Tresen des einzigen Gasthauses von Merior vor seinem Abendmahl.
Die Teeblätter in seinem Becher zierten das weiße Porzellan der Wirtin mit geheimnisvollen, unglückseligen Mustern, und sein dumpfes Brüten brachte seinem Geist keinen Frieden.
Während die Motten südlicher Breitengrade wie alte Spitze die rauchdunkle Zinnlaterne über seinem Kopf sprenkelten, nutzte Arithon Nadel und Faden, sein zweitbestes Hemd zu flicken.
»Schiffszimmerer!« Getrieben von lange zurückgestelltem Zorn, schob Dakar seinen Becher quer über den Tisch, wobei er Bestecke durcheinanderwirbelte und klirrend mit einem Honigtopf kollidierte, ehe er schließlich heftig gegen einen Teller mit Fischgräten prallte.
Mit Reflexen, die imstande waren, einem Mann die Haare zu Berge stehen lassen, ließ Arithon von seiner Näharbeit ab und fing den Becher auf, ehe er über die Tischkante fallen konnte.
Nachdem ihm nun selbst diese kleine zerstörerische Befriedigung versagt geblieben war, wütete der Wahnsinnige Prophet: »Wer wird Euch diese närrische Marotte finanzieren? In dieser ganzen Stadt gibt es nicht genug Geld, das Ihr für unseren Unterhalt erspielen könntet.«
»Dann solltest du vorsichtiger mit dem Geschirr der Wirtin umgehen. Sonst werden wir morgen
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