Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht
Köderfische von einem Hauklotz essen müssen.« Grüne Augen betrachteten ihn nachdenklich; und in dem gleichen Ton, der die Neckerei begleitet hatte, erhielt Dakar die Antwort, mit der er gewiß nicht gerechnet hatte. »Ich dachte, die Kronjuwelen von Rathain sollten reichen, die Kosten zu decken.«
»Eure Smaragde sind wieder sicher zurück im Althainturm.« Hätte er den Teebecher noch in Händen gehalten, so hätte er ihn nun gewiß geworfen, in der Absicht, Blut zu vergießen.
Messerscharf machte sich der Ansatz eines Lächelns auf Arithons Lippen bemerkbar. »Eine Schande, da du doch so versessen darauf bist, mir zu schaden.«
Zu vorsichtig, das Temperament des s’Ffalenns durch einen direkten Angriff herauszufordern, schlug Dakar einen Bogen. »Und wo werden wir in der Zwischenzeit leben? Ihr könnt kaum bis zum Frühling warten wollen.« Er wagte es nicht, das Offensichtliche auszusprechen: daß der Aufruhr in Jaelot und Alestron gewiß Ärger nach sich ziehen würde. Zwei Armeen, die anderenorts nur dazu aufgebaut worden waren, das Herrschergeschlecht derer zu s’Ffalenn auszulöschen, konnten kaum untätig herumsitzen, angesichts solcher Neuigkeiten.
Als wäre er vollends damit zufrieden, nichts zu tun, betrachtete Arithon die Motten, die durch die Luft flatterten und schließlich, von der launischen Flamme erfaßt, starben. Eine tropische Brise spielte mit den offenstehenden Fensterflügeln, die mit kristallklaren Scheiben verglast waren, und der Wind trug einen salzigen Hauch von Treibgut und Fischen herein.
»An jedem anderen Ort auf dem Kontinent wird der Winter kommen«, stichelte Dakar. »Scimlade kennt keinen Frost, aber, falls es Euch noch niemand erzählt hat, es regnet hier wie aus Kübeln.«
»Ich habe die Muschelebene der Perlmuttschnitzer gepachtet.« Arithon versetzte dem Becher einen Stoß, woraufhin jener knapp an Suppentassen und Teller vorbeiglitt und schließlich genau auf den empfindlichen Nerv im Ellbogen des Wahnsinnigen Propheten prallte. »Wenn du dich als Zimmermann versuchen willst, so haben wir mehr als genug Holz für eine Hütte.«
»Ich kann sogar nüchtern kaum einen Nagel einschlagen«, brummte der Wahnsinnige Prophet, nur um sogleich beleidigt in Schweigen zu verfallen.
Am Morgen war er wieder einmal komatös, und Arithon mußte sich einen Handkarren borgen, um ihn an den Ort zu bringen, an dem sein Holz lagerte. Mit herabbaumelnden Armen und Beinen, das bärtige Kinn dem Himmel entgegengereckt, schnarchte Dakar während des ganzen Weges. Arithon kippte ihn im Schatten auf den Boden, auf daß er seinen Rausch ausschlafen sollte, ehe er sich den Bestandteilen seines zukünftigen Bootes zuwandte, die derzeit noch ordentlich aufgestapelt darauf warteten, mit Breitbeil, Säge und Hobel bearbeitet zu werden.
Die Zwillinge brauchten nicht einmal eine Stunde, um ihn zu finden. Von da an trieben sie sich in jeder Minute gleich einer Heimsuchung hüpfender Riesenheuschrecken auf dem Muschelfeld herum, bis es kaum mehr möglich schien, einen Schritt ohne sie zu tun. Lange konnte der Wahnsinnige Prophet sie nicht auseinander halten. Wann immer er Feylind mit falschem Namen ansprach, kreischte sie so lange, bis seine Ohren klingelten; ihr Bruder zog es in so einem Fall vor, Steine zu werfen. Arithon kümmerte sich gar nicht um den ausgelassenen Radau, den sie verursachten. Zurückhaltend, wann immer Fragen nach der Zukunft laut wurden, strich er den Zwillingen über das Haar, als wären sie junge Hündchen, und brachte Fiark zum Schweigen, indem er ihn bei der Arbeit helfen ließ.
»Sie haben gerade erst ihren Vater an die See verloren«, erklärte der Herr der Schatten Dakar an jenem Tag, an dem dieser beim Erwachen seine Stiefelschnüre verknotet vorfand. Nachdem er sich dann endlich lautstark über Kinder ausgelassen hatte, die daheimbleiben und sich um ihre Familie kümmern sollten, war er nicht mehr in Stimmung, zuzuhören, als Arithon hinzufügte: »Ihre Mutter hat ihnen verboten, zur See zu fahren, nachdem der Vater ertrunken ist, in Merior aber bleiben nur Kleinkinder und Kranke an Land, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte.«
Den einen Stiefel nur halb angezogen, den anderen unschuldig verknotet, sah Dakar in die grünen Augen, deren mildem Blick kein Vertrauen geschenkt werden durfte. »Und warum seid Ihr dann an Land?«
»Zu meinem Vergnügen«, entgegnete der Herr der Schatten.
Gepeinigt von einem sonderbaren, warnenden Schauder, der von einer
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