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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Pesquil nach dem Wannenrand, während das Wasser gluckerte und spritzte und der kalte Luftzug seine ledrige Haut mit einer Gänsehaut überzog.
    Talith lächelte. Sie würde ohne jegliche Rücksicht auf seine Würde all seine Kleider zum Fenster hinauswerfen. Seine Narben würden zum Gesprächsthema in jeder Baracke Erdanes werden, und in den Boudoirs der Damen ebenso.
    Alles hatte seine Grenzen. »Ich weiß nicht, wo der Herr der Schatten sich verborgen hält. Aber er hat den Frieden gestört. In einer Stadt hat er große Verwüstungen angerichtet, in einer anderen sieben Männer durch eine feurige Explosion und Zauberei getötet. Seine Spur wurde entlang der Ostküste gen Süden entdeckt.« Pesquils Lippen zuckten wie gespannter Draht unter den schwarzen Barthaaren. Augen, so trübe wie morastiger Schlamm, starrten Talith wütend an, während jene, Strümpfe und Kniehose in den Händen, ihre Möglichkeiten abwog, als überlegte sie, welches Ballkleid sie auswählen sollte.
    »Verehrte gnädige Frau«, sagte Pesquil eisig. »Das allein ist kaum Grund genug, Armeen in Marsch zu setzen, und, wie der Zufall will, ist das alles, was ich zu berichten habe.«
    »Ihr höchstpersönlich kommt als Bote herbeigeeilt«, bemerkte Talith zweifelnd. Die Strümpfe flatterten kurz im Wind, ehe sie hochwirbelten, dem Hemd in seinem eisigen Horst Gesellschaft zu leisten. Während die Mädchen ihr Kichern zu unterdrücken suchten, untersuchte Talith die Kniehose, als erwarte sie eine göttliche Eingebung. Spielerisch ließ sie die Ösen durch ihre Hände gleiten, ehe sie begann, die Verschnürung, Strang für Strang, zu lösen. Pesquil kam zu dem Schluß, daß sie keine Gnade kannte. Sie würde sich nicht das kleinste Detail entgehen lassen und ohne jedes Zögern sogar sämtliche Handtücher und die verfluchten Bettlaken hinauswerfen.
    »Warum?« drängte ihn Talith.
    »Weil Euer Pack überempfindlicher etarranischer Würdenträger zu verweichlicht ist, eine Winterreise auf sich zu nehmen.« Vor Wut schäumend hockte er in einer Dampfwolke und stieß ein bellendes, gnadenloses Gelächter aus. »Ich allein werde dafür sorgen, daß die Botschaft ihr Ziel erreicht, ohne von den Barbaren aufgehalten zu werden. Prinz Lysaer wird meine Nachricht noch vor Frühjahrsbeginn erhalten. Morgen werde ich aufbrechen, und wenn die Große Straße des Westens, die über die Tornirgipfel führt, wegen der Stürme unpassierbar sein sollte, so werde ich eben durch die Taelkluft reisen.«
    »Aber das ist närrisch!« rief die ältere Tochter des Statthalters aus, während ihre Hände so fest den Schlüssel umspannten, daß sämtliches Blut aus ihren Fingern gewichen war. Besorgt sah sie Talith an. »Gnädige Frau, der Paß, den dieser Verrückte bereisen will, liegt im Reservat der Zauberer.«
    Jedes Kind in den westlichen Ländern kannte die Geschichten über diesen Ort, an dem feuerspeiende Kreaturen, Geißeln einer fernen Vergangenheit, auf ledrigen Schwingen von über sechzig Spannen Weite flogen. Wann immer die Banne an der Grenze zu diesem Gebiet versagten, kamen die Wagenzüge mit alptraumhaften Mengen abgeschlachteten Viehs zurück, sofern sie nicht an Ort und Stelle zu Knochen und verkohltem, brüchigen Fleisch verbrannt waren.
    »Wenn Euch die Khadrim nicht zu Asche verbrennen oder Euch mit ihren Fängen Stück für Stück auseinanderreißen, dann gibt es da noch die heißen Quellen, Sumpflöcher und Lavabrunnen, und niemand kann Euch geleiten, Euch eine sichere Passage zu ermöglichen.« warnte das Mädchen eindringlich. »Besser Ihr bleibt in Erdane, wenn Ihr Euch auch vernachlässigt fühlt, aber hier werdet Ihr zumindest nicht bei lebendigem Leib gesotten.«
    »Guter Vorschlag«, kommentierte Pesquil, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt. »Wenn Ihr Euch einbildet, meine Kopfjäger würden Eure Eskorte nach Avenor bilden, gnädige Frau Talith, so bin ich durchaus bereit, meinen nackten Arsch über jeden Dachfirst in dieser Stadt zu schleifen, um Euch das Gegenteil zu beweisen.«
    »Ihr werdet mich mitnehmen«, erklärte Talith. Die Kniehose, die sie auf ihren Fingerspitzen balanciert hatte, flog zum Fenster hinaus, verhedderte sich an einem Flaggenmast über der Brustwehr und flatterte mit ausgefransten Säumen im Wind. Etarranerin bis hin zu ihrem verruchten Herzen, würdigte sie ihre nervösen Komplizinnen keines Blickes.
    Pesquil schaute die brünette Pracht herausfordernd an. Das Wasser, das seine Hüften umgab, war kalt genug, auch

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