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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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auf ihren Gast konzentrierte.
    Aufgebracht angesichts des unerträglichen Gefühls, für zukünftige Gelegenheiten taxiert zu werden, rief Lysaer einen hellen Strom seiner Gabe herbei.
    Licht erblühte auf seinen Fingerspitzen. Die Finsternis strömte hinfort wie schmutziges Wasser und offenbarte den vollgestopften Raum in all seiner Dürftigkeit: eine fadenscheinige Decke auf dem Rollbett, mottenzerfressen und eingerahmt von ausgefransten Säumen; Möbel, die die Patina langen Gebrauchs nicht verhehlen konnten; und Wände voller Regale, in denen sich die typischen Gefäße und Wurzeln einer Kräuterkundigen stapelten.
    Die Zauberin selbst erwies sich als hageres Weib mit eingefallenen Wangen und geschwollenen Händen. Der formlose braune Köperstoff, der ihren Leib umhüllte, war von Wachsflecken und zerfaserten Säumen gekennzeichnet. Walnußbraune Augen, die Wärme hätten ausstrahlen können, wären sie nicht von einem durchdringenden Leuchten besessen gewesen, das selbst der Luft ihre Geheimnisse entreißen wollte, blickten ihn aus dem verhutzelten Gesicht an.
    »Dann nenne mir also dein Angebot, Prinz.« Ihre Züge glichen einer ledernen Maske, als sie hinzufügte: »Wenn du etwas zu gewinnen hoffst, dann wirst du auf mein Urteil hoffen müssen. Dein Anliegen wird auf der Grundlage moralischer Gesichtspunkte erwogen werden, doch sei achtsam: Du begibst dich hier in Gefilde, derer du nicht mächtig bist.«
    Lysaer holte tief Luft und stellte fest, daß er zitterte. Nur aus purer Notwendigkeit beschloß er, ihr zu vertrauen. »Ich habe in den Gewölben des Althainturmes einen schweren, rundgeschliffenen Amethysten gesehen. Traithe hat ihn als den Großen Wegestein von Koriathain bezeichnet.«
    Ein abgehackter Schrei entrang sich der Kehle der alten Frau. Tränen glitzerten im Flammenschein auf ihren Wangen und hinterließen feuchte Spuren auf der müden, eingefallenen Haut. »Davon wußten wir nichts«, sagte sie erschüttert und kaum hörbar.
    Der Große Wegestein, der seit den Aufständen verschwunden gewesen war, verfügte über die Macht, die geschulte Wahrnehmung von einhundertundachtzig Zauberinnen zu kanalisieren. Dieser Kristall war der Schlüssel zur Macht des Korianizirkels gewesen. Seit er verschollen war, war der Leib der Schwesternschaft erblindet, verkümmert zu einem geschwächten Krüppel.
    Wenn es ein Mittel geben würde, den Stein wieder in die Hände der Oberin zurückzuführen, dann könnte der Orden seinen verlorenen Einfluß wieder geltend machen.
    Die Schwesternschaft von Koriathain würde ihre einstige Macht wieder aufbauen können, um die Ereignisse im Sinne von Gnade und Barmherzigkeit zu lenken; jene Strömungen täglichen Leidens auszumerzen, die die Bruderschaft ihrer Aufmerksamkeit für unwert befand. Mit dem Großen Wegestein konnten die Heilkräfte der Kräuter weit über die Behandlung Einzelner hinaus erhöht werden, Seuchen könnten abgewendet, Stürme vertrieben, Erdbeben verhindert und Feuersbrünsten erstickt werden. Erneut könnte der Orden seiner Aufgabe nachkommen, die Welt vor den Auswirkungen sinnloser Katastrophen zu schützen.
    Die Hände schlaff über der gekämmten Wolle in ihrem Schoß gefaltet, saß die Alte gedankenverloren hinter ihrem Spinnrad. »Möge Ath dein Sehvermögen segnen, Prinz von Tysan.« Erfüllt von tiefer Dankbarkeit wandte sie sich dem Thema zu, das der Prinz als Gegenleistung erbeten hatte. »Tritt näher und sieh in die Kerzenflamme. Meine Kunst soll dir die Gunst erweisen, um die du nachgesucht hast.«
    Lysaer löschte das Licht seiner Gabe. Während die Schatten wieder Besitz von dem Raum ergriffen, überquerte er die abgenutzten, knarrenden Bodenbretter. Die einzelne Flamme ließ sein Haar aufleuchten, und die Spitzen jeder Strähne erstrahlten wie gesponnene Goldfäden. Er konzentrierte seinen Blick, wie die Alte ihm beschieden hatte, und inhalierte den Duft von Lavendel und Minze, der sich mit Moschushauch vermengte.
    Die Alte hatte weder gesprochen noch sich im mindesten bewegt. Ihre Wimpern bebten nicht einmal, als sie mit weitaufgerissenen Augen in Trance fiel. Einmal nur zuckten die Hände in ihrem Schoß, ehe sie, rissig wie die Glasur billigen Steinzeugs, wieder still lagen.
    Angespannt und schwitzend wartete Lysaer mit leeren Händen auf den Augenblick, in dem die Magie ihn berühren würde. Sekunden vergingen. Die Kerzenflamme flackerte und brachte feine, gekräuselte Rauchfäden hervor. Seine Augen brannten von der Anstrengung,

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