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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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sagen können, ob er über irgendein weiteres geheimnisvolles Erbe aus dem Geschlecht seiner Mutter verfügte.
    Arithon hingegen war von dem Obersten Magier persönlich aufgezogen worden. Seine Macht hatte unter der gestrengen Disziplin einer Meisterschulung Gestalt angenommen.
    Lysaer schlug mit dem Speerschaft auf den lehmigen Boden des Wildpfades. Der Wind hatte sich gelegt. Sonnenschein überzog seine Schultern mit unangenehmer Hitze, während er in Schlangenlinien durch die Niederungen wanderte, die von kleinen Wasserläufen aus natürlichen Quellen durchzogen wurden. Sein ruheloser Geist schenkte den Fröschen, die aufgeschreckt in Pfützen sprangen, so wenig Beachtung wie den herumflatternden Zaunkönigen und Amseln. Die Abneigung gegen die nun vor ihm liegende Aufgabe vereinte sich mit der Mißgunst aus Kindertagen, die auch jene Prinzipien, die sein Vater ihn gelehrt hatte, nie ganz hatten zum Schweigen bringen können.
    Noch immer peinigten ihn seine Worte, die in seiner Erinnerung fest mit dem Wachsgeruch jenes Studierzimmers verbunden waren, in dem die Flut königlichen Zorns endlich zur Ruhe kam. ›Mein Sohn, es ist nie einfach, Ideale, Stärke und die Grundlagen gerechter Herrschaft in Einklang zu bringen. Ein König, dem seine Untertanen teuer sind, wird sie wie seinesgleichen behandeln. Mächte, die imstande sind, die natürliche Ordnung außer Kraft zu setzen, vertragen sich nicht mit den Pflichten eines Königs, der naturgemäß Einfluß auf die Lebenden ausübt. Die Grundlagen der Gerechtigkeit entspringen nicht der übergroßen Macht, sondern dem Mitgefühl mit den Geringsten, den Ärmsten und Schwächsten.‹ Der König von Amroth hatte seinen Erben angesehen, und die tiefen Furchen lebenslanger, schwerer Entscheidungen, die sein Gesicht prägten, wurden weicher, während seine Züge einen flehentlichen Ausdruck annahmen. ›Die Aufgaben, die du zu bewältigen hast, wenn du erst den Thron eingenommen haben wirst, sind allein schon eine schwere Last auf der Seele. Du wirst deinen Geist freihalten müssen von dem Konflikt zwischen den Gesetzen, denen die Regentschaft über Menschen unterliegt, und den unheimlichen Geheimnissen der Mysterien.‹
    Die Erfahrung hatte diesen weisen Rat auf grausame Weise bestätigt.
    Königin Talera hatte ihre Familie nicht allein aus Gründen boshafter Rache im Stich gelassen.
    Sie hatte stets darauf bestanden, daß sie gegangen war um Unrecht zu beheben, daß sie später in ihrer Einsamkeit den Kummer, den dieses Opfer ihr beschert hatte, in der Behaglichkeit einer illegitimen Liebe begraben hatte.
    Für kurze Zeit selbst getäuscht und dazu verleitet gewesen, freundschaftliche Gefühle für ihren Bastard zu entwickeln, wußte Lysaer um die heimtückische Weise, in der die Kenntnis unheimlicher Mächte jegliche Barmherzigkeit vernichten konnte. Furcht brannte in seinem Herzen, Furcht davor, daß die Mittel, das Schicksal zu beeinflussen, die Macht besitzen mochten, seinen Geist zu zerstören und jeglicher Menschlichkeit zu berauben, um ihn dann gnadenlos einem abstrusen Glauben zum Opfer zu machen. Größeres Wissen war geeignet, einen Mann blind werden zu lassen, gegenüber dem Leid der Menschen; warum sonst sollte der mächtigste Geheimbund Atheras sich dazu hinreißen lassen haben, einen Prinzen zumindest indirekt zu stützen, der das glorreiche Wissen, das ihm während seiner Jugend zugekommen war, gewissenlos dazu mißbraucht hatte, ein entsetzliches Blutbad anzurichten?
    Schatten waren dazu benutzt worden, eine ganze Armee in die Falle zu locken; Magie hatte gar die Soldaten gelähmt und ihren Tod herbeigeführt.
    Und doch taten die Bruderschaftszauberer, die die Mittel ihr eigen nannten, solch ein Übel zu verhindern, überhaupt nichts.
    Lysaer bemühte sich, nicht angesichts der Tatsache zu zürnen, daß er mit seinem Entschluß allein stand. Er würde dennoch alles tun und die gefahrvollen Konsequenzen in Kauf nehmen, um herauszufinden, ob die Korianizauberinnen bereit waren, ihn bei der Suche nach seinem Feind zu unterstützen.
    Die Hütte der Zauberin lag tief im Gebirge. Als Lysaer sie erreichte, woben Licht und Schatten des späten Nachmittags ihr Netz über zitternde, grüne Moose und zarte Gräser. In ordentlich geharkten Reihen wuchsen Kräuter und Astern jenseits eines verwitterten, halbverfallenen Zaunes. Das Dach der dahinterliegenden, baufälligen Hütte war abgesackt wie der Hut eines Pilzes, der langsam vor sich hin rottete. Die Fensterläden

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