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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Schweigen hervorrief, versuchte es die Frau mit einem anderen Köder. »Ihr wißt doch sicher, daß diese derbe Frau, der weibliche Kapitän, und der Fremde unter einer Decke stecken. Beide tragen die Narben alter Gewaltakte. Jinesse wird sicher noch viel Kummer durch ihre Freundschaft zu diesem Mann erleiden, befürchte ich.«
    »Ich glaube nicht, daß Jinesse ein Leid widerfahren wird«, sagte Elaira mit fester Stimme. Offen fiel ihr Haar über ihre Schultern, das im Schatten, als sie am Fenster vorbei ins Nebenzimmer ging, rauchbraun schimmerte. Sie ließ die Münze in einen Milchkrug fallen, der ihr als Geldkassette diente, und kehrte dann in den Verkaufsraum zurück.
    Die junge Mutter, verstört durch Elairas forschenden Blick oder auch nur des Schweigens überdrüssig, war nun doch eilends gegangen.
    Seufzend beschloß Elaira, Tee zu kochen, um den bohrenden Schmerzen entgegenzuwirken, die sich in ihrem Kopf breitzumachen begannen. Statt Erleichterung empfand sie ein tiefes Unbehagen aufgrund der Tatsache, daß ihre Intuition sie nicht getrogen hatte: Arithon s’Ffalenn war zurückgekehrt. Nun, da ihr der entwürdigende Akt, den Mann bis nach Innish zu verfolgen, erspart blieb, eine Aufgabe, die Morriel ihr sicher irgendwann aufgebürdet hätte, bemühte sich die Zauberin, den unvernünftigen Drang abzuschütteln, alles stehen und liegen zu lassen, so wie es die Zwillinge getan hatten, und mit fliegenden Röcken zur Bucht hinunterzulaufen.
    Die Versuchung war groß, irgendeine Ausrede zu erfinden, um die gute Frau Jinesse aufzusuchen und sie zu fragen, ob sie ihn gesehen oder gesprochen hatte oder ob sie wußte, wie er den Winter in den rauchgeschwängerten Tavernen an der Südküste überstanden hatte.
    Eine Weile später, die Ellbogen auf ihren Arbeitstisch gestützt, auf dem allerlei Kreiden, abgeschnittene braune Schnüre und Zinnfiguren lagen, die darauf warteten, zu Bannsiegeln gegen Iyats verarbeitet zu werden, löste sich Elaira aus ihren sorgenvollen Gedanken. Mit ihren langen Fingern massierte sie die Schläfen. Mit Schrecken kam ihr der helle Sonnenschein zu Bewußtsein, der durch das Fenster hereinfiel; den ganzen Morgen über waren ihre Hände untätig gewesen. Die Ziegenglocken auf dem sandigen Platz vor ihrem Haus waren verstummt, und sämtliche Tiere hatten es sich mit eingeknickten Beinen im Schatten der Dornenbüsche bequem gemacht.
    Elaira griff nach ihrem Dorn aus Eichenholz und suchte sich einen passenden Metallstreifen aus. Mit resoluter Konzentration schlug sie die ungleichmäßige Form in das Metall, das den Bannzauber in die hauchdünne Zinnfolie prägte. Arithon s’Ffalenn war nach Merior zurückgekehrt, und sollte er die Absicht haben zu bleiben, dann würde sie es durch das Gerede noch früh genug erfahren.
    Doch die Auswirkungen, die die Absichten des Herrn der Schatten nach sich zogen, überflügelten sogar die Phantasie der schlimmsten Klatschmäuler. Bei Sonnenuntergang lief die Schwarze Drache im Hafen ein. Im Kielwasser der Brigg folgten drei Handelsschiffe, die bis zur Ladekante mit Holz aus den Sägewerken von Telzen vollgestopft waren. Die Flotte war mit eigenen Leichterschiffen und Stauern angereist. Am nächsten Tag wimmelte es an den überfüllten Kais vor Ruderbooten wie in einem Ameisenhaufen, während die Ladung importierter Planken gelöscht und auf der Sandfläche jenseits des Ortes aufgestapelt wurde. Die arthritischen alten Seemänner verließen die Terrasse des Gasthauses, um zu schauen, was vor sich ging, und selbst das trübste Auge war imstande, das abgelagerte Eichenholz zu erkennen; die gesägten Bretter aus Rottannen und wohlriechenden Zedern; das Buchenholz; kostbare Robinienplanken; edles Teakholz, das wie Stützpfeiler über die Kuppen der Dünen hinausragte.
    Bis auf den letzten Klotz, den letzten Balken, wurde an diesem Tag das wesentliche Material in die Bucht oberhalb von Merior geliefert, um hochseetüchtige Schiffe zu bauen.
    Aus Spekulationen erwuchs ein lebendiges Wettgeschäft, begleitet von den Jubelrufen der Gewinner, als ein weiteres Schiff mit Werkzeugen aus Southshire in den Hafen lief. Die Schwarze Drache erregte Feylinds Neugier, bevor sie sich in einen Wutanfall steigerte, als ihr beschieden wurde, sie müsse auf ein rotes Hemd wie Kapitän Dhirken es trug verzichten. Die Handelsschaluppe, die zur jährlichen Wartung stets die Landspitze von Scimlade anlief, tauchte zu ungewöhnlicher Zeit im Hafen auf. Sie brachte einen

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