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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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ihn zu einem anderen Thema. »Was würde Euer s’Ahelas-Großvater mir sagen, da ich mir mehr Sorgen um einen Hund als um ein Kind gemacht habe?«
    »Bei so einem Kind hätte er gesagt, daß der Hund von dem unschuldigeren Geist beseelt gewesen wäre. Mich selbst hat er jedoch einst vor keineswegs fraglichen Bedingungen gewarnt. Die Macht der Magier und die Bürde eines Herrschers, bilden ein unvereinbares Legat.« Arithon schlang seine Arme um die angezogenen Knie, und sein Geständnis kam nur in heiseren Worten über seine Lippen, als er hinzufügte: »Es hat eine Zeit gegeben, in der ich nur auf ihn hätte hören müssen, und ich wäre heute frei.«
    Das Zwitschern eines Ziegenmelkers durchdrang das Zirpen der Grillen. Während Arithon die Lippen spitzte, um einen Pfiff anzudeuten, überdachte Elaira seine Worte; als ein Barde, war er gefordert, stets präzise zu sein; und so plötzlich wie ein Schlag traf sie die Erkenntnis ob der Bedeutung seiner Aussage: »Denn ich werde mich nie mit dem aussöhnen, was in meinem Namen am Ufer des Tal Quorin geschehen ist …«
    »Ihr habt es gewußt«, rief sie, so kraftvoll, daß die erschreckten Vögel schwiegen. »Noch ehe die Armee Etarras sich auch nur in Marsch gesetzt hatte, habt Ihr gewußt, daß die Clans des Nordens abgeschlachtet werden würden.«
    Er betrachtete die glänzenden Ränder der Blätter, und seine Augen waren geweitet, als könnte er durch konzentriertes Starren geheimnisvolle Dinge aus der Spur des Windes lesen, der durch die Palmen strich. Jenseits der Palmen, hinter den Salzsümpfen, fegte die Brise über das Wasser der Bucht, das im Mondenschein metallisch glänzte.
    Dennoch hatte die besänftigende Einsamkeit der Nacht ihre Macht, Frieden zu spenden, verloren.
    »Ihr Führer war hellsichtig«, bekannte Arithon mit auffällig trauriger Stimme. »Steivens Vision hat ihm die Wahrheit gezeigt, bedauerlicherweise. Ich selbst habe seine Ahnung mit einer tienelleverstärkten Weissagung bekräftigt.«
    Mit seiner königlichen Anwesenheit oder ohne sie, Deshir war vom Schicksal dazu verdammt gewesen, eine Invasion der Etarraner zu erleiden. Die Qualen eines zurückliegenden Dilemmas zeichneten sich durch verhärtete Züge im Antlitz des Teir’s’Ffalenn ab, der sich der Verantwortung gegenüber seinem ungeliebten hochherrschaftlichen Erbe nicht entziehen konnte.
    »Und, Prinz? Seid Ihr schuldig?« so hatte Asandir einst anläßlich eines Ereignisses gefragt, zu verworren, ein klares und sicheres Urteil zu fällen.
    Elaira verzeichnete in Gedanken die verborgenen Gefühle jenes Mannes, der sich nur selten einem anderen Menschen anvertrauen mochte. Ihre Fingerspitzen lagen auf ihrem magischen Kristall, der ihr helfen sollte, die Klarheit ihrer Erkenntnisse zu verstärken. Dennoch vermochte nichts sie auf den schmerzhaften Schlag vorzubereiten, der folgte, als Arithon sich ihr wieder zuwandte. »Die Clans von Deshir wären bis auf den letzten Mann ausgerottet worden, wäre ich nicht dort geblieben und hätte meine Magie zu ihrem Schutz eingesetzt. Allein das hat mich an meinen hochherrschaftlichen Eid hindern können. Ihr seht also«, schloß er dann mit einer Pein, die ihn vielleicht für sein ganzes Leben begleiten würde, »es ist nicht so wichtig zu wissen, ob das Hündchen überlebt hat. Mehr als zweihundert Clankrieger haben die Schlacht am Tal Quorin lebend überstanden, aber aus einem solchen Sieg kann kein Frieden erwachsen. Auch kann ich keine Auslese zwischen den Gefallenen und dem Blutvergießen treffen, um zu sagen, ob das Überleben dieser Menschen den hohen Preis gerechtfertigt hat.«
    Langsam entließ Elaira die Luft aus ihren Lungen. Mit geschlossenen Augen, die Hände vor den Mund geschlagen, um den verhängnisvollen Drang zu beherrschen, ihren Eid zu brechen und ihm alles über die vernichtenden Absichten ihrer Oberin und deren Anweisungen zu erzählen, erstickte sie in ihrer Kehle einen Aufschrei reinsten Elends.
    Morriel, die Oberste Zauberin, hatte sich geirrt, und Lirenda war vollends fehlgeleitet, wollten sie durch eine Verbindung mit Elaira die Bewegungen dieses Prinzen verfolgen.
    Die Bruderschaft hingegen hatte Recht gehabt, als sie darauf beharrt hatte, daß die Barmherzigkeit, die den Charakter Arithons auszeichnete, all seine Taten mit wahrhaft fluchwürdigem Einfluß beherrscht hatte. Doch auch wenn im Fall der Vernichtung von Etarras Armee in Deshir mildernde Umstände für ihn sprachen, würde es doch in der Zukunft keinen

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