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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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den Stuhl neben dem Fenster fallen. Mit ihm drang der scharfe Geruch von Schwefel herein. Schwarze, verkohlte Löcher, Hinterlassenschaften heftigen Funkenfluges, zierten seine Ärmelstulpen. Matt, schmutzig und angesengt fielen die Haare über seine Schultern.
    »Ich hatte Glück, mir keine ernsthaften Verbrennungen zugezogen zu haben«, gestand Asandir, der soeben aus dem Reservat der Zauberer zurückgekehrt war, in dem er die Bannzauber erneuert hatte, die die Khadrim dort in Schach hielten. Die geflügelten Räuber verfügten über einen unheimlichen Instinkt, der ihnen stets zu sagen schien, wann die Macht der Zauberer Schwächen aufwies, seien sie auch noch so klein. Sobald sie die geringste Ermüdung witterten, wüteten sie wie ein Rudel hungriger Wölfe, versessen darauf, Blut zu vergießen.
    Viel zu sehr in sich gekehrt, zu sprechen, wanderte der Hüter des Althainturmes ruhelos um den Tisch herum. Planlos berührte er Buchrücken und andere Gegenstände auf seinem Weg, und seine Augen blickten nicht nur entrückt, sondern glasig.
    Asandir raffte sich zu konzentrierter Aufmerksamkeit auf.
    Der besorgte, stechende Blick, mit dem er das Durcheinander in der Bibliothek betrachtete, zeigte ihm einen unordentlichen Haufen getrockneter Kräuter, drei Brocken bernsteinfarbenen Glases und die abgeworfenen Flugfedern eines Zaunkönigs, die zwischen einigen runden Flußkieseln lagen. Diese wiederum wurden von dem hauchfeinen Netz einer Spinne bedeckt, die der Bibliothek regelmäßig ihre Besuche abstattete. Verunsichert ob des herrenlosen Wirrwarrs und der erstaunlichen Tatsache, daß weit und breit keine Teetasse zu sehen war, richtete Asandir seinen zwingenden Blick voller Besorgnis auf seinen Bruder. »Was ist geschehen?«
    Sethvir erschrak, blinzelte und ließ sich dann in der Nähe des Fensters auf einen gepolsterten Stuhl fallen, aus dem sogleich eine dichte Wolke feinsten Staubes aufstieg. »Was nicht? Ich habe viel zu viele Neuigkeiten, und jede einzelne ist bedrohlich.«
    Da das gesprochene Wort eine unnötige und ungenaue Mühe für ihn bedeutete, zuckte Sethvir gequält die Schultern und teilte dann seine Eindrücke von einem kaum zehn Stunden zurückliegenden Ereignis in einer gnadenlosen, glasklaren Vision mit seinem Bruder …
     
    Wolkenverhangen zog die Morgendämmerung über den Gipfeln des Thaldeingebirges herauf. Die drückende Luft dämpfte das Getrappel beschlagener Pferde und das Flattern der Stoffbanner: Krone und Stern des königlichen Siegels von Tysan, begleitet von einem flammenden Sonnenbanner, das die Prinzessin Talith zum Gedenken an die Allianz gegen den Herrn der Schatten höchstpersönlich angefertigt hatte. Nun kämpfte sich die wohlausgebildete Armee Avenors durch die Spitzkehren der felsigen Gebirgsausläufer voran. Die Gesichter der Infanteristen waren vor Anstrengung gerötet und die Rücken der Pferde schweißbedeckt.
    Vor ihnen lag der Paß von Orlan.
    Nervöse Offiziere ließen ihre Kompanien in engerer Formation antreten. Über den dichtgedrängten Reihen der Soldaten, stets auf der Hut vor einem barbarischen Hinterhalt, hatte Lysaer aus seiner Gabe eine gleichmäßige Fläche gleißenden Lichtes geschaffen. Dieser Schutz, strahlend wie Sternenlicht auf weißem Schnee, durchdrang wie ein hauchdünner Schimmer die Wolkendecke.
    Die Infanteristen mußten in voller Kampfrüstung marschieren. Vor ihnen lag der Engpaß, auf dem des Prinzen stolzes Gefolge schon einmal zu einer Horde Bettler degradiert worden war. Da nun die gestohlenen Reichtümer Lysaers dem Herrn der Schatten zugespielt worden waren, war die Rechnung, die aus diesem Überfall offenstand, noch um einiges erschreckender geworden. Für diese Kränkung forderte das Reich Wiedergutmachung. Blut sollte fließen, um der Gerechtigkeit zu dienen.
    Doch auf den Höhen des Passes waren keine Barbaren zu entdecken. Nur das Heulen des Windes begrüßte die Kundschafter, die ausgesandt worden waren, nach Fallen Ausschau zu halten, der Wind, weißer Nebel, gefährliche Felsspalten und schwarzes Gestein.
    Reiterzug und Infanterie krochen nur langsam durch das Vorgebirge voran.
    Der Herausforderer erschien zuerst nur als Schatten vor dem grauen Himmel: der Caithdein höchstpersönlich, ganz ohne den offiziellen Staat. Die Lederkleidung der gnädigen Frau Maenalle war nicht einmal gefärbt, ein Umstand von Bedeutung und beleidigend dazu, wenn das auch nur Lysaer selbst verstehen konnte. Zu diesem Treffen hatte Maenalle ihm nicht

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