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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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aufbrausend entgegen. »Ihr habt König Eldirs Hoheit mißachtet.«
    »Ganz im Gegenteil.« Mit vollendeter Höflichkeit führte Arithon s’Ffalenn sie zu der Kajütstreppe. Licht fiel durch den Rost der Luke auf ihre geröteten Wangen, und ihr Entführer hielt für einen Augenblick der Bewunderung inne. Sie war immer schon von überwältigender Schönheit und Ausstrahlung gewesen, um so mehr in diesem Moment, da sie mit ihrem zerzausten Haar aussah, als hätte sie eben erst erschöpfende Turnübungen in einem Liebesnest hinter sich gebracht. »Den Untertanen des Königs von Havish ist kein Leid geschehen. Weder die Brigg noch ihre Ladung haben Schaden genommen. Es brauchte nicht mehr als Eure Juwelen, um uns alle zufriedenzustellen. Ich für meinen Teil verlange nicht mehr, als daß Ihr mir Gesellschaft leistet.« Lächelnd sah er sich um, als die Ölhaut in dem Schrank zu rascheln begann. »Sagt Eurer Magd, sie möge herauskommen. Niemand wird ihr etwas tun.«
    Talith bedachte ihn unter halb gesenkten Lidern mit einem Blick, der glühendes Eisen hätte gefrieren können. Während die schluchzende, verängstigte Dienerin dem Schrank entstieg, bückte sie sich, ganz in weiblicher Manier vorgebend, ihre Röcke geradestreichen zu wollen. Im Spiel der Lichtreflexionen sah sie, daß ihr Entführer noch immer das schwarze Schwert trug, an das sie sich noch aus den Tagen in Etarra erinnerte. Nun aber wurde es von einem Dolch mit stählernem Heft begleitet, der, im Licht funkelnd, an seiner Hüfte baumelte. Noch ehe sie auch nur versuchen konnte, ihm irgendeine der Waffen zu entreißen, verstärkte Arithon seinen Griff um ihr Handgelenk so sehr, als wollte er ihr das Mark aus den Knochen pressen.
    »Was sind das für Manieren?« tadelte er, während ein überraschtes Keuchen ihrer Kehle entfloh. »König Eldirs Vasallen sind erfreulicherweise unverletzt, und niemand hat Euch mit Gewalt aus Eurem Versteck herausgezerrt. Ich ziehe einen höflichen Umgang vor, doch ein Blutvergießen zu diesem Zeitpunkt würde jeglichem Entgegenkommen ein Ende setzen müssen.«
    »Ihr habt den Steuermann der Brigg ermordet!« konterte Talith.
    Arithon lächelte. »Kommt nur und seht selbst.« Überheblich und salbungsvoll verbeugte er sich, ehe er sie über den Gang führte.
    Ihre schniefende Magd trottete hinterher. Der Piratenprinz ließ den beiden Damen den Vortritt, als sie das Deck erreichten. Die Höflichkeit war wohlerwogen, blieb doch Talith bei dem sich ihr bietenden Anblick wie angewurzelt stehen, während ihre vollends verwirrte Dienerin in lautes Geschrei ausbrach.
    Jenseits des verlassenen Steuerrads lag das Opfer jenes einzigen, tödlichen Pfeils. Doch war es keiner der mäßigen Matrosen der Brigg, sondern der unerfahrene junge Hauptmann aus Avenor, den Prinzessin Talith genötigt hatte, ihre Eskorte anzuführen. Niedergestreckt und beinahe jungenhaft lag er auf seinem Rücken. Sein Kinn streckte sich dem Himmel entgegen, und die Brust, so blaß, daß nur ein Narr ihn für einen Seemann hätte halten können, lag still in dem Blut aus jener Wunde, die sein Leben so früh beendet hatte.
    Aufgebracht wirbelte Talith zu ihrer hysterischen Magd herum. »Sei still!« Mit einer Backpfeife versuchte sie, den Tränenfluß der Unbesonnenen zu stoppen. Obwohl sehr blaß, noch immer von königlicher Erscheinung, reflektierten die Goldstickereien bei jeder ihrer Bewegungen das Licht mit strahlendem Schein, als die Prinzessin sich erneut vorwurfsvoll und zornig dem Herrn der Schatten zuwandte. »Was Ihr getan habt, ist ungeheuerlich! Ihr hattet weder einen Anlaß noch das Recht, meinen Gardehauptmann zu ermorden.«
    Im gefährlichen Schimmer der Augen Arithons verbarg sich ein Glitzern wie der Funke eines Schmiedefeuers. »Euer Hauptmann hat treu seine Pflicht erfüllt. Er hat sich geweigert, sich gemeinsam mit seinen Männern zurückzuziehen. Doch gewiß hat mein Pfeil ihm einen leichteren Tod bereitet, als es Eures Prinzen Vergeltung getan hätte, mit der er einen Offizier strafen würde, der zugelassen hat, daß Ihr Euch in Gefahr begebt.«
    Noch bevor ihre sprachlose Wut sich ein Ventil verschaffen konnte, nahm er ihr mit trockener Ironie den Wind aus den Segeln. »Was denn? Kein sengender Kommentar? Ihr verteidigt die vielgerühmte Gerechtigkeit derer zu s’Ilessid nicht mit aller Leidenschaft? Sollte vielleicht ich seiner Hoheit einen Brief schreiben, um die anderen Gardisten von dem Vorwurf der Inkompetenz zu entlasten? Mit rostigen

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