Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
Schicksal herausforderte.
    Hastige Bewegungen erklangen auf Deck. Eine Bogensehne jammerte. Lautstarke Beschimpfungen verstummten abrupt, als das drohende Zischen eines Pfeiles die Luft teilte. Der Schuß traf sein Ziel mit dem schauerlichen Geräusch einer stählernen Pfeilspitze, die sich in lebendiges Fleisch grub. Donnernd schlug das Gewicht eines Körpers auf die Planken über ihren Köpfen auf. Gurgelnde Geräusche entrangen sich der zerrissenen Kehle eines unbekannten Opfers.
    Dann drehte die Brigg sich mit laut knallenden Seilen in den Wind, als ihr unbeaufsichtigtes Ruder plötzlich umschlug.
    »Das ist eine Warnung!« übertönte eine durchdringende Stimme das Getöse. »Übergebt Euren Passagier meiner Obhut, und niemand wird zu Tode kommen.«
    Der Akzent des Mannes rief die Erinnerung an die fehlgeschlagene Krönungszeremonie der Bruderschaft wach, wenngleich der Prinz, der zu Etarra den Thron hatte besteigen sollen, niemals einen so autoritären Tonfall zum Besten gegeben hatte. Der Klang seiner Stimme ließ Talith die Nackenhaare zu Berge stehen. Während sie angespannt einatmete, schloß sie krampfhaft die Augenlider. In Gedanken stellte sie sich vor, wie der rundliche Kapitän der Brigg jeden Augenblick nachgeben und ihre Anwesenheit verraten würde. Schutzlos und stumm im Angesicht der bösen Ahnungen, erwartete sie neben ihrer zitternden Magd den Handel, der über ihren Kopf geschlossen werden mußte.
    Auf Deck fiel kein Wort. Nur die Takelage der Pfeil knarrte im Wind. Möglicherweise hatte der Kapitän vor Furcht das Bewußtsein verloren, als Enterhaken sich über seine Reling gelegt und barfüßige Feinde das Schiff geentert hatten. Jedenfalls ging kein hörbares Kapitulationsbestreben von ihm aus.
    Statt dessen hörte sie Arithons zornige Stimme. »Gebt acht, mein guter Mann. Sie werden Euer Schiff bis auf den Rumpf niederbrennen, nur zum Vergnügen. Ihr seid geentert und wehrlos. Ich schlage vor, Ihr hört auf mit dem Theater und zieht Euch in Euer Quartier zurück.«
    Dem Zwang gehorchend, ging der Kapitän. Talith lauschte den schlurfenden Schritten eines gefesselten Mannes, bedroht von einer scharfen Klinge. Als der Gefangene mit seiner Eskorte die Kajütstreppe herabstieg, hörte sie ihn gerade eine Planke von ihrem Versteck in dem Spind entfernt an die Wand stoßen, ehe ein klägliches Stöhnen von schmerzhaft strammen Fesseln kündete.
    »So, so«, knurrte ein Seemann in verwaschenem Südküstendialekt. »Ihr solltet lieber dankbar sein, daß wir keinen Draht benutzt haben. Habt Ihr die Handgelenke von diesem Dämon von einem Kapitän gesehen? Nein? Nun, er ist schon einmal in seinem Leben auf solche Weise mißhandelt worden. Euer Glück, daß er darum keinen Groll mehr hegt.«
    »Halt die Luft an!« unterbrach ihn ein anderer mit gedämpfter Stimme. »Wenn er dich so reden hört, wirst du es noch bereuen. Die Feuer von Sithaer glühen nicht so heiß wie seine Zunge.«
    Talith schluckte. Wie nichts anderes bestärkte sie dieses belauschte Gespräch in ihrer Befürchtung, daß der Herr der Schatten gekommen war, sie als Geisel für seine Pläne zu mißbrauchen. Die Geräusche entfernten sich, als der Kapitän in seine Kabine gestoßen wurde, während die Brigg unter den heranrollenden Wogen an ihrem Kiel ächzte. Rohe Planken drückten sich gegen die erhitzte Wange der Prinzessin, und der Gestank der schmutzigen Wolle drohte, sie zu überwältigen. Jeden Atemzug mußte sie hart erkämpfen. Schwindelgefühle ergriffen Besitz von ihr, und ihr Magen verkrampfte sich schmerzhaft unter der Nervenanspannung.
    Sie war kaum imstande, das Trampeln der Matrosen der Pfeil, die von den Piraten auf dem Vorderdeck zusammengetrieben wurden, von dem der Männer zu unterscheiden, die mit Lampen und Kerzen ausgesandt worden waren, die Kabinen zu durchsuchen und den Frachtraum des Schiffes auszuloten.
    Die Magd hinter Talith erbebte in krampfartigen Zuckungen, als die Tür zur Kabine des Maats geöffnet wurde. Deutlicher drangen nun die Geräusche an ihre Ohren, und sie konnten hören, wie eine Truhe oder ein schwerer Koffer zu der hinteren Kajütstreppe gezerrt wurde. Rumpelnd glitt er über die Stufen auf Deck. Näher an dem Schrank erklang das Knarren von Holz, gefolgt von raschelnden Stoffen, als jemand in der Kajüte die Koje untersuchte.
    Talith wünschte dem Eindringling eine Läuseplage an den Hals. Dem Geruch nach zu urteilen, der den Bettüchern entstieg, hatte der Maat nicht mehr gebadet, seit er

Weitere Kostenlose Bücher