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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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verängstigten Seeleute vermischten sich mit dem Donnern des im Wind flatternden Segeltuchs.
    Wie gelähmt hockte ihre Magd furchtsam auf dem Bett. »Euer Hoheit, wir werden sterben. Dieser grausame Gebieter der Finsternis wird unser unschuldiges Blut für seine unreinen magischen Rituale vergießen.«
    »Schweig. Das ist Unsinn.« Talith ergriff die Handgelenke der Dienerin und zerrte sie auf ihre Füße. »Ich habe den s’Ffalenn-Prinzen vor einigen Jahren in Etarra kennengelernt. Er ist verschlagen, sicher. Schwer, ihn einzuschätzen, aber gewiß nicht so dumm, eine Geisel zu ermorden, die ihm lebend weit nützlicher ist.« Zu spät, noch zu beklagen, daß ihre Gefangenschaft, mißbraucht als Waffe gegen ihren Gemahl, jenen auf unvergleichliche Weise unter Druck setzen würde.
    »Nun, komm schon.« Durch ihre Berührung führte Prinzessin Talith die Magd über eine Kajütstreppe zu einem Korridor, der sie nach steuerbord führte. Ohne weiter nachzudenken, stieß sie die Tür zur Kabine des ersten Maats mit dem Ellbogen auf. Im Inneren roch es übel nach schweißgetränkter Kleidung und den fischigen Ausdünstungen des Kielraums. Talith tastete sich an der widerlichen Koje vorbei, stolperte über ein Paar fallengelassener Stiefel und donnerte mit der Schulter voran gegen einen Hängeschrank.
    »Hier«, flüsterte sie. »Kriech da rein.«
    Schrille Stimmen stritten sich an der Luke in der Mitte des Schiffs, wer für die Lagerung der Bogensehnen zuständig war. Während gleichzeitig ein Sperrfeuer von Bittgebeten zu Ath aus eines anderen Mannes Mund erklang, beeilten sich ungesehene Hände, eine Armbrust zu spannen. Das Kreischen der rostigen Kurbel verursachte Talith Zahnschmerzen.
    Ein gedämpftes Schniefen aus der Richtung, in der sich der Hängeschrank befand, gefolgt von dem leisen Rascheln fremder Ölhaut, begleiteten die Bemühungen der Magd, sich in Sicherheit zu bringen.
    »Beeil dich.« Talith drückte sich in die verbliebene Ecke und fluchte wie ein Eseltreiber, als sie sich den Ellbogen an dem scharfkantigen Scharnier aufriß. Der Schrank war furchtbar eng. Solchermaßen mit dem ganzen Körper an den Leib ihrer zitternden Dienerin gedrängt, bemühte sie sich, ihre Röcke an den widerwärtigen Kleidern des Maats vorbeizumanövrieren, als die modrigen Wollfasern ihr in die Nase stiegen und sie zum Niesen brachten. Beim Versuch, die Tür des Schrankes zu schließen, kratzte sie sich die Haut an ihrem Unterarm auf, nur um gleich darauf zu fluchen, als sich ihre goldene Halskette in dem vorstehenden Zapfen des Riegels verfing.
    Schließlich aber blieb ihr nichts weiter, als in der stinkenden, stickigen, finsteren Stille zu warten.
    Über das Donnern der Segel und das Plätschern der Wellen gegen den Rumpf erklangen laute Rufe, als die Männer voranstolperten, um sich zu bewaffnen. Nur mit Mühe gelang es der Prinzessin, einen Sinn in dem Chaos zu erkennen.
    Die schlechte Luft vernebelte Taliths Sinne. Furchtsam schniefte die schlichte Magd neben ihr. Auf Deck wurde irgend etwas Metallenes umgestoßen. Gleich darauf erklangen die Worte des nervlich zermürbten Kapitäns.
    Jemand bellte Befehle, und eine Bogensehne löste sich klatschend. Das Plätschern der Wellen veränderte sich, als sich der angreifende Zweimaster breitseits in den Wind legte. Talith kaute unter kaum erträglicher Anspannung auf ihrer Lippe, während ihre Juwelen leise um ihre zitternden Handgelenke klimperten.
    Eine Armbrust entlud sich mit metallischem Klicken, und der Pfeil bohrte sich geräuschvoll in die Planken.
    »Dharkaron sei uns gnädig! Sie sind hier!« brüllte eine Stimme.
    Selbst im Wüten des lockeren Segeltuchs, durch die Planken hindurch, konnte Talith hören, wie der Wind an der straffen Takelage zerrte. Hastige Anordnungen drangen zu ihr herein, während das feindliche Schiff längsseits ging; dann knatterten angespannte Segel, als der Wind überraschend hineinfuhr und das Schiff über die Wellen tanzte, die gegen seine Breitseite schlugen.
    Arithons Schattenwerk mußte sich inzwischen gelichtet und die Mannschaft der Pfeil geblendet dem hellen Sonnenschein ausgesetzt haben. Ein Lichtstreifen fiel durch eine Ritze in den Deckenbalken herein, während jenseits der Bohlen ein harscher Befehl erklang: »Dreht bei, oder ihr werdet brennen!«
    Schweiß benetzte Taliths Schläfen. Mühsam unterdrückte sie ihre Furcht, konnte sie doch sogar in ihrem Refugium erwägen, wie sehr der Kapitän durch seine zögerliche Antwort das

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