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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Waffen kämpft es sich nicht gut, und die krummen Pfeile in Händen der jämmerlichen Bogenschützen dieser Brigg können gar nichts gegen Schatten ausrichten.« Während seine geschulte Bardenstimme wie gewetzter Stahl von beißendem Sarkasmus kündete, fügte er hinzu: »Dieser junge Narr von einem Hauptmann hat bekommen, was er verdient hat, aber die Schuld liegt bei Euch, Prinzessin. Ihr habt entschieden, Euch auf einem Schiff mit mangelnder Disziplin und vollkommen unzureichenden Verteidigungsmöglichkeiten einzuschiffen. Nach all den Gerüchten über Eure Reise, die bis in den Süden gedrungen sind, dürft Ihr Euch glücklich schätzen, daß Ihr nichts Schlimmeres als meine Gastfreundschaft wegen Eurer Torheit erdulden müßt.«
    Am ganzen Leib verspannt, fühlte Talith die Hitze ihrer errötenden Wangen. Niemals hatte ihr ein Mann öffentlich solch verbale Prügel verabreicht. Reflexartig holte sie in ihrer Überraschung angesichts der Unverfrorenheit zu einer Ohrfeige aus. Arithon hätte dem Schlag ohne Mühe ausweichen können, doch er entschied sich anders; ihre Hand schlug heftig auf seine Wange und hinterließ glühende Abdrücke in seinem Gesicht, doch seine eisige Miene veränderte sich nicht für einen Augenblick. Wie er so dastand, mit seiner gebleichten Seemannskleidung aus Baumwolle und dem wirren Haar, das er mit einem Lederband zurückgebunden hatte, sah er mehr denn je wie das Produkt seiner Abstammung aus: ein illegitimer Sproß eines Seeräubers.
    Für einen Augenblick spielte ihre Wahrnehmung ihr einen bösen Streich, gaukelte ihr gar vor, da wäre noch etwas anderes. Beinahe glaubte sie, sein barbarisches Benehmen diente nur dazu, sie zu strafen, als würde es ihn kümmern, sollte sie aufgrund ihres impulsiven Dranges, ihren Gemahl wiederzusehen, ein Opfer von Rüpeln und Raufbolden werden.
    Doch dann, da sie sich ins Bewußtsein rief, wer dieser Mann war, welche Mächte er mißbraucht haben mochte, sie als Geisel zu gewinnen, kehrte ihre Hochmut mit Eiseskälte zurück. »Diese Tat wird nicht ungesühnt bleiben.«
    »Ganz im Gegenteil.« Der scheußlich ausgelassene Tonfall war zurückgekehrt. Wieder packte Arithon sie am Ellbogen, und seine Berührung, deren Sanftheit sie durch die Seide ihres Ärmels hindurch nur allzu deutlich fühlen konnte, zerrte an ihren Nerven. Mit traumwandlerischer Sicherheit schritt er über die schwankenden Planken, zog sie vorbei an dem Leichnam neben dem Steuerrad. Von der Reling der Pfeil überbrückte eine Planke den Weg zu Arithons Zweimaster, an jedem Ende von einem braungebrannten, grinsenden Matrosen gesichert.
    Talith betrachtete den schwankenden Steg, ehe ihr Blick hinab zu den blauen Fluten wanderte, die gegen den Rumpf der Schiffe klatschten.
    Ehe Furcht ihren Stolz unterwandern konnte, bückte sich Arithon, packte sie unter Schultern und Knien und hob sie auf seine Arme. Sie waren beide gleich groß, doch selbst als ihre Röcke sich um seine Knie zu wickeln drohten, geriet er nicht aus dem Gleichgewicht. Während Talith sich erst versteifte, dann zu zappeln begann, schwang er sein Bein über die Reling, suchte sich sicheren Halt auf der Bohle und zog das andere Bein nach, ehe er sich auf dem schmalen Steg über der tief unter ihnen liegenden Wasseroberfläche mit der Last auf seinen Armen wieder aufrichtete. Wenig geneigt, ein Bad zu riskieren, ließ Talith zu, daß er sie trug, wenngleich sie an seinem Hals fluchte wie ein alter Seebär, während Arithon sich seinen Weg zu seinem Schiff ertastete. Auf Deck setzte er seine Beute gleich neben den Truhen mit ihrer Habe ab.
    Ein donnernder Applaus der Mannschaft begrüßte sie an Bord.
    Durchdrungen von königlicher Arroganz, von den wallenden Locken ihres offenen Haares, die wie gesponnenes Gold in der Sonne glänzten, über die hohen Wangenknochen in ihrem milchweißen Gesicht bis hin zu den schwarzen Wimpern über den Tigeraugen, in die kein Mann blicken konnte, ohne sich verzweifelt zu wünschen, sie zu besitzen, verteidigte die Prinzessin energisch ihre Röcke gegen den böigen Wind. Den lüstern blickenden Männern präsentierte sie ihre hochaufgerichtete Kehrseite, während ein Matrose ihre kreischende Zofe über die Planke trug und unversehrt neben ihr abstellte.
    Gegen besseres Wissen ließen die Matrosen des Zweimasters ihre Pflichten im Stich, um Lysaers Prinzgemahlin zu begaffen.
    Arithon beschimpfte die Männer in einer Weise, die sie ebenso schnell in die Takelage jagte, wie ein Feuer

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