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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Schiffe gesichtet worden, die noch im letzten Moment, bevor sie geschützte Gewässer erreichten, untergegangen waren. Zwischen Ishlir und Elssine, wo der Wind vom Cildeinischen Ozean ungehindert über die grasbewachsenen Ebenen pfiff, gab es kaum eine Möglichkeit, den Unwettern zu entgehen. Selbst die kräftigen Bäume des Selkwaldes hatten schwerlich genug Raum, einen sicheren Platz zu finden, um standhafte Wurzeln zu schlagen. Die Eichen, die überlebten, wurden Opfer von Bruchschäden, waren kahl und gebeugt wie alte Männer.
    Eingebunden in ihren schläfrigen Zauber der Unwissenheit, nicht einmal aufgeschreckt durch die enorme Hektik auf Arithons Werft, gingen die Bürger von Merior ihrer Wege, während der Regen mit leisem Rauschen über die Dächer ihrer weiß getünchten Häuschen strömte. Für einen entwurzelten Mann ohne jedes Ziel, dessen Leben einst von militärischer Disziplin und reger Aktivität geprägt war, verblaßte sogar die Schönheit der Reiher, die das seichte Gewässer des Garthsees nach Fischen durchstöberten, innerhalb einer einzigen Stunde. Mit einem heftigen Fluch schreckte er die Vögel auf, die sich unbeholfen in die Lüfte erhoben. Wie Jinesses Zwillinge fühlte er sich gleichsam unwiderstehlich angetrieben, zu der Landspitze und der lärmenden Betriebsamkeit der Werft zu wandern.
    Dort, mit eiserner Disziplin, bemühten sich die Arbeiter, die durch ihre eigene Nachlässigkeit von seinem Brandanschlag überrascht worden waren, ihren Fehler zu korrigieren. Er mischte sich unter sie. Er riskierte die Rache der Männer, stellte sich ihrem Zorn angesichts der Fürsorge Arithons um seine Genesung, als er die Dampfwolke passierte, die aus der Kesselhütte aufstieg. Das Knirschen der Hobelspäne unter seinen Fußsohlen und sein auffälliges, sauberes Leinenhemd zogen die Aufmerksamkeit der Arbeiter auf sich, deren nackte Oberkörper mit Schweiß und Sägespänen bedeckt waren, während sie alte Planken zusägten und sorgfältig glätteten. Seine Anwesenheit wurde von ungenierten Blicken verfolgt und doch gleich wieder vergessen.
    Selbst der Schreinermeister, der vor nicht langer Zeit angeordnet hatte, ihn zu schlagen und sich der unglaublichsten Mittel bedient hatte, um sein hartnäckiges Schweigen zu brechen, ließ bei seinem Anblick keinen Groll erkennen. Arithons Wille hatte sich ihnen unmißverständlich zu erkennen gegeben. So sehr sie ihn als ihren Feind ansahen, wagte es doch niemand, die Stimme oder gar die Faust gegen ihn zu erheben. Sie alle wurden von der gnadenlos spitzen Zunge und der fiebrigen Entschlossenheit ihres Herrn beherrscht. Aus ihren Reparaturbemühungen an dem beschädigten Zweimaster war bereits ein beinahe vollständig geflickter Bug hervorgegangen. Verändert hingegen das zweite Schiff, das noch immer auf seinem Gerüst lagerte und um seines Holzes willen auseinandergerissen worden war. Um einiges kürzer wartete der Rumpf darauf, mit Planken versehen zu werden. Weit weniger stolz als zuvor nahm der Rumpf dieses Schiffes, in dem hier und dort die hellen Planken aus jungem Holz zwischen den alten Bohlen hervorlugten, die einer abgewrackten Logger entnommen worden waren, ebenfalls Gestalt an.
    In nur drei Wochen sturer, unerbittlicher Mühen hatte Arithon seinen herben Verlust in einer Weise zu nutzen verstanden, die an ein Wunder grenzte.
    Zutiefst berührt, gepeinigt von dem unglückseligen Drang zu weinen, reckte Tharrick stur und stolz sein Kinn vor. Er wollte sich nicht ehrfürchtig vor diesem Anblick verneigen, würde nicht herumwirbeln und in das Haus der Witwe zurückeilen, um sich in Schande zu verbergen. Der Mann, der ihm gnadenvoll seine böse Tat vergeben hatte, sollte sehen, welche Fähigkeiten ihm einst seinen Rang in Alestron eingebracht hatten. Ein wenig zögernd begann Tharrick, seine Hilfe anzubieten. Wenn auch seine gebrochenen Rippen ihm nicht erlaubten, einen Handkarren zu ziehen und seine Handflächen noch zu empfindlich waren, Löcher für Holzdübel in das harte Eichenholz zu treiben, so konnte er doch eine Planke halten, konnte Botengänge erledigen oder Dübel herbeischaffen, um die Planken an dem Rumpf zu befestigen. Er konnte das Feuer in der Dampfhütte schüren und vielleicht, seinem Gewissen zuliebe, ein wenig dafür tun, sein Selbstwertgefühl, das seiner Schande und der grausamen Verbannung zum Opfer gefallen war, wieder aufzubauen.
    Am dritten Tag, als er, Hemd und Haar mit Sägespänen bedeckt, in das Haus der Witwe zurückkehrte,

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