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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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fand er Silber auf dem Tisch, das der Herr der Schatten für ihn hinterlassen hatte.
    Zornesröte verdunkelte sogleich die unrasierten Züge Tharricks.
    Von dem Lärm aufgeschreckt, mit dem er das Fenster geöffnet hatte, eilte Jinesse herbei und packte sein Handgelenk, als er gerade die Münzen in hohem Bogen in ihren unkrautüberwucherten Garten schleudern wollte. »Tharrick, nicht. Was denkt Ihr Euch nur? Arithon beschäftigt doch keine Sklaven. Ebensowenig ist er bereit, den Wohltäter für einen erwachsenen Mann zu spielen. Er sagte, wenn Ihr Euch nicht die Mühe macht, Euren Lohn gemeinsam mit den anderen abzuholen, so war dies das letzte Mal, daß er für Eure Fehler geradestehen würde.«
    »Fehler?« Seine braungebrannte Hand gefangen in ihrem zarten Griff, unterdrückte Tharrick einen Temperamentsausbruch. Den Kopf in den Nacken gelegt, betrachtete ihn die Witwe mit beschwörender Miene. Wie zarte Seide umrahmte ihr Haar ihre Züge, und ihre besorgt dreinblickenden Augen erstrahlten im zarten Blau des Abendhimmels. Er schluckte, und die Spannung in der Hand, die die Münzen umklammert hielt, ließ allmählich nach.
    »Fehler«, wiederholte er. Dieses Mal klang das Wort verbittert. Angewidert schloß er die Augen und schmiegte seine Wange an den Fensterrahmen. »Bei Daelion, dem Herrn des Schicksals, jener ist wahrhaftig ein Dämon, zwingt er einen Mann doch unerbittlich, nachzudenken.«
    »Nicht nur Männer.« Jinesse lachte nervös und ließ seine Hand los.
    Die Augen noch immer fest geschlossen, fragte Tharrick: »Was hat er denn für Euch getan?«
    Sie trat zurück, hievte den Korb mit Mohrrüben, die sie vom Markt mitgebracht hatte, auf den Tisch und wühlte auf der Suche nach einem Messer in einer Schublade. »Er hat mich einst auf eine Seereise gen Innish mitgenommen.« Getragen von einem Vertrauen, das sie keinem anderen Menschen entgegenbrachte, erzählte sie ihm, was diese Reise für sie bedeutet hatte.
    Gleichsam verstohlen brach der Abend an. Purpurfarbene Schatten verdunkelten die Küche, durchzogen von den funkelnden Reflexionen einer Schale aus Falgaire-Kristall, die unbenutzt in ihrem Geschirrschrank stand. Tharrick tastete sich von Hilfsarbeiten beim Gemüseputzen zum Halten ihrer Hände vor, als sie ihren detaillierten Bericht beendete. Schweigend saßen sie beieinander, bis die Zwillinge zur Tür hereinpolterten und sie aufgeschreckt auseinanderzuckten.
    Begleitet von dem bösartigen Fauchen des Windes, der das Schilf an den Boden drückte und Brecher wie Bollwerke aus salzigem Wasser auf das Ufer zutrieb, brach der Sturm vor Einbruch der Morgendämmerung herein. Männer liefen mit Laternen bewaffnet hinaus, ungeschützt vor Anker liegende Boote hinter den Dünen in Sicherheit zu bringen und die Befestigungen der übrigen Schiffe mit Ankern und zusätzlichen Tauen zu verstärken.
    Die Gewalt des Unwetters, das heulend gen Süden zog, bedeutete für die Schiffe, die die Küste weiter im Norden befuhren, weit mehr Schwierigkeiten, erklärte die Witwe, während sie, gekleidet in eine legere Baumwollrobe, einen Topf auf den Herd stellte, um Suppe zu kochen.
    Sollte sie angesichts der Verzögerung, der die Kriegsschiffe und die Armeen nun unterworfen sein mußten, frohlocken, so zeigte sie doch keine Schadenfreude.
    Die Fensterläden knarrten gepeinigt in ihren Angeln, und das heftige Klappern, als der Wind sich drehte, ließ Tharrick nervös zusammenzucken. »Was ist mit Arithons Werft?«
    Die Witwe seufzte und warf ihr Haar zurück, welches wie biegsamer Flachs offen über ihre Schultern fiel. »Wenn der Wind sich dreht, könnte der Sturm schlimme Verwüstungen hinterlassen. So ein Unwetter kann auf der Brandung gewaltige Wellen mit der Flut landeinwärts treiben. Nur wenn der Sturm bis dahin nachgelassen hat, werden die Boote am Strand sicher sein. Möglicherweise laufen einige Logger auf den Sandbänken, die durch die Strömung ihre Position verändert haben, auf Grund, aber wir sind hier normalerweise durch die Biegung in der Küstenlinie geschützt. Betet nur, daß der Wind weiterhin von Nordosten her bläst.«
    Gelbgrau wie ein alter Bluterguß brach am Horizont der Morgen an.
    Kaltes Licht offenbarte eine Bucht, übersät mit abgerissenen Palmwedeln und angeschwemmtem Seegras. Zwei Häuser hatten ihre Dächer eingebüßt, doch während der Wind noch jammerte, erklang schon wieder das Donnern der Hammerschläge aus der Werft.
    Als sich jedoch Tharrick seinen Weg vorbei an unzähligen

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