Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark
entlud sich ein Wolkenbruch auf das Schiff und löschte die beginnende Feuersbrunst.
In dem dichten Rauch und dem undurchdringlichen Nebel sprang der Kapitän von achtern herbei, einen Arm an seine geprellten Rippen gepreßt. Das Ruder war beim Aufprall herumgeschlagen und hatte ihm einen heftigen Schlag versetzt. Halb betäubt und schwer atmend, stieß er grunzend einige üble Beschimpfungen hervor, ehe er seinen Männern in dem steten Heulen des Windes und dem Donnern der aufgepeitschten Wogen hastige Befehle erteilte. »Wir haben das Schiff verloren! Wir können sie nur noch verbrennen. Verdammtes Wetter. Wir werden Pechfackeln brauchen, um ihre traurigen Überreste unter Deck in Brand zu stecken.«
Tharrick schwankte, als einer der Männer gegen ihn prallte und ihm ein Entermesser in die Hand legte. »Ihr werdet das brauchen. Wir werden Mann gegen Mann kämpfen müssen, wenn sie uns entern. Entscheidet selbst, wie Ihr Euch verhalten wollt. Wir anderen sind uns einig. Wir wollen nicht lebend gefangengenommen werden.«
Bestürzt bis zur Gänsehaut brüllte Tharrick in dem Wasserfall aus Regen: »Ath in all seiner Gnade! Die Männer des Herzogs mögen unbarmherzig sein, aber noch ist nicht alle Hoffnung verloren. Während das Schiff brennt, können wir im Schutz des Sturmes ungesehen flüchten.«
Der Seemann betrachtete ihn aus zornig zusammengekniffenen Augen. »Wir werden keine Gefangennahme riskieren. Lieber sterbe ich im Kampf auf offener See, als mich wie ein Hund durchs Unterholz zu schlagen.«
»Wenn Ihr eine Zuflucht hättet«, unterbrach ihn Tharrick, »wenn ich Euch die Möglichkeit gäbe, sie aufzuhalten, so könntet Ihr zum Rand der Bucht rudern. Bittet in der Herberge der Eingeweihten Aths um Asyl, und kein Feind von Arithon wird Euch ein Leid zufügen können.«
»Sprecht, aber tut es rasch«, schnappte der Kapitän, der in diesem Augenblick neben sie getreten war. »Uns bleiben nur noch wenige Minuten, denn ich werde dieses Mistschiff eher niederbrennen, während wir alle noch an Bord sind, als daß ich es dem Feind in die Hände fallen ließe.«
Tharricks Gedanke war ganz einfach; es hätte auf der Hand liegen müssen, mit welchem Trick er die Feinde hinters Licht zu führen gedachte. Er schob jeglichen Zweifel von sich und erklärte: »Ich war einer von den Männern des Herzogs. Ich habe die Werft Eures Herrn zerstört. Wer würde mich hier schon lebendig vermuten, wenn nicht als einen Gefangenen Arithons?«
»Richtig, aye.« Der Kapitän grinste und entblößte seine abgebrochenen Schneidezähne, die eines Tages einer Keilerei in einem Bordell zum Opfer gefallen waren. Gleich darauf schwand seine frivole Freude. »Ihr seid bereit, das für uns zu tun? Das ist ein gewaltiges Risiko. Außerdem werden wir das Schiff trotzdem nur brennend zurücklassen.«
»Tut das.« Obgleich seine Nerven sich in Gelee zu verwandeln schienen, erzwang Tharrick den Sieg seiner Vernunft über die unsägliche Furcht. »Wer soll schon wissen, daß meine Loyalität nun einem anderen gilt? Wenn die Männer des Herzogs mich finden, bevor ich ein Opfer der Flammen werde, so sollte ich gute Chancen haben, sie lange genug in die Irre zu führen, um es Euch zu gestatten, bei den Eingeweihten um den Schutz Aths nachzusuchen.«
»Gut, aye, gehen wir also unter Deck.« Der Kapitän zog sein Entermesser hervor und schnitt ein Stück Segeltau ab, um den Mann zu fesseln, der sich freiwillig als Opfer erboten hatte. Wie alle erfahrenen Seeleute konnte auch er Knoten im Schlaf binden. Während er weitere Anordnungen herunterrasselte und das Pech flackernd in Flammen aufging, während der Regen noch immer auf den Holzplanken des Decks trommelte, fand sich Tharrick bald vollkommen hilflos am Fuß einer Kajütstreppe wieder, gefesselt an einen Eisenring über seinem Kopf.
»Also gut, alles herhören!« bellte der Kapitän. »Ich werde bleiben, und ein Mann bleibt mit mir. Wir werden Strohhalme ziehen, um auszulosen, wer an Land rudern darf.«
Tharrick setzte sogleich zu einem Protest an, wurde jedoch sofort zum Schweigen gebracht, als sich der Kapitän die Schärpe vom Leib riß und sie als Knebel mißbrauchte. »Wir müssen ein Opfer bringen«, sagte er, als er in höchster Not den Stoff festknotete. »Wenn wir ein leeres Schiff zurücklassen, so würde Eure Anwesenheit die Feinde mißtrauisch machen, und dann würden sie sich gewiß auf die Suche nach Überlebenden begeben.«
Energisch klopfte ihm eine Hand auf die Schulter,
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