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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Dakar aufmerksam, und der fließende Unterton des Schmerzes, den nicht einmal die Kunstfertigkeit eines Meisterbarden leichtherzig klingen lassen konnte, entging ihm nicht. Daß er Merior den Launen eines feindlich gesonnenen Heeres hatte ausliefern müssen, stach mit überraschender Vehemenz wie ein Dorn in sein Herz. Doch was diese Stadt Arithon bedeutet haben mochte, konnte Dakar sich nicht erklären.
    Asandirs Magie kettete ihn an die Wege des Herrn der Schatten. Wollte er nicht wie ein alter Stuhl unter dem Ansturm der Streitmacht Lysaers zertrümmert werden, so mußte er Arithons Pläne ausloten und jede nur denkbare Möglichkeit nutzen, auf ihr gemeinsames Schicksal Einfluß zu nehmen.
    Doch mit der ihm eigenen, nervenzerfetzenden Hemmungslosigkeit, die nur dem Zweck zu dienen schien, Dakars Zorn zu schüren, handelte seine Nemesis schneller.
    Als er von Arithons Absicht, eine Reise in die Berge von Vastmark zu unternehmen, erfuhr, blinzelte der Wahnsinnige Prophet vollends verblüfft. »Ath, wozu um alles in der Welt? In diesen Bergen gibt es zu dieser Jahreszeit nichts außer abgefrorenem Farn und hungerleidenden Falken. Der Schiefer dort oben ist steten Regenfällen ausgesetzt und die Erdrutsche und Steinschläge können Euch in Stücke reißen. Alle Schäfer, die noch halbwegs bei Verstand sind, haben ihre Herden längst in die tiefsten Täler getrieben, und dort werden sie bis weit nach Frühjahrsbeginn bleiben.«
    Statt einer Antwort packte Arithon einen kleinen Beutel mit unverzichtbaren Ausrüstungsgegenständen. Sodann erhitzte er seinen Hornbogen über dem Herd in der Kombüse, um das Material geschmeidig genug werden zu lassen, es zu bespannen. Dann ergriff er Lyranthe, Jagdmesser und Schwert und legte alles in das Beiboot.
    »Ihr werdet wärmere Kleidung brauchen«, sagte Dakar, als ihm aufgegangen war, daß dieser Landausflug nicht zur Debatte stand. Dennoch alles andere als einverstanden quetschte er seine beachtliche Leibesfülle an dem Kartentisch vorbei, um in einem Schrank nach einer Hose ohne Löcher zu suchen. »Auf den Gipfeln liegt Eis. Wie lange plant Ihr, dort zu bleiben, sollte es schneien?«
    »Wenn du warme Kleider willst, dann nimm sie mit.« Arithon prüfte ein letztes Mal die Ankertaue der Schaluppe, ehe er über die Reling kletterte und sich in das schwankende Ruderboot fallenließ. »Die Werftarbeiter, die noch in meinen Diensten stehen, werden frühestens in vierzehn Tagen hier eintreffen, und ich habe nicht genug Proviant, um an Bord zu bleiben.«
    Dakar hätte beinahe die Fassung verloren. So oder so kein Freund der Jagd, verabscheute er überdies den Geschmack, den das Fleisch des Wildes während des Winters annahm. Auch war ihm gänzlich unverständlich, wie der Herr der Schatten seine Schiffszimmerer zufriedenstellen wollte, denn die Schatztruhen Maenalles waren längst geleert. Doch was auch immer ihn dazu treiben mochte, in das kahle Hochland hinaufzusteigen, das sich wie gebrochene Rasiermesser in die Wolken bohrte, das Herzogtum Vastmark war jedenfalls der bei weitem einsamste Landstrich des ganzen Kontinents. Die Schäfer, die dem windgepeitschten, morastigen Gelände ihren Lebensunterhalt abrangen, lebten alle in bitterer Armut.
    Voller Mißtrauen, vollends überzeugt, daß Arithons Landausflug lediglich dazu diente, weit üblere Machenschaften zu verschleiern, packte er sich seine am wenigsten zerschlissene Wollhose und stopfte sie unter seinen Mantel, ehe er seinen mächtigen Leib so unbeholfen auf der Bank zu achtern parkte, daß Wasser in das schwankende Boot schwappte.
    Seine Fügsamkeit erstreckte sich jedoch nicht darauf, sich der Mühe des Ruderns zu unterziehen. Auch, als das Boot den Kiesstrand erreichte, rührte er keinen Finger, es an Land zu ziehen und oberhalb der Flutmarke in Sicherheit zu bringen. Mochte ihm diese abenteuerliche Reise in die Wildnis auch Gelegenheit geben, mehr über die wahren Absichten Arithons herauszufinden, setzte er doch eine düstere Miene auf, sein angemessenes Mißfallen kundzutun. Unter freiem Himmel über Felsen zu klettern wie eine Bergziege kam in der Rangfolge verabscheuenswerter Lagen gleich nach dem endlosen Zählen von Sandkörnern, das ihm Asandir einst als Strafe auferlegt hatte.
    Das Tempo, mit dem sich Arithon vom Strand aus an den Aufstieg begab, hätte selbst einem erfahrenen Söldner manch üblen Fluch entlockt. Schon nach wenigen Minuten völlig außer Atem, geradezu schmerzhaft erschöpft nach nicht einmal

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