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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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letzten Meter bis zu dem Felsvorsprung. Sein finsterer Blick wich einem angestrengten Blinzeln, als er auf die morastige Tiefebene unterhalb ihres Aussichtspunktes herniederschaute.
    Die Gegend war keineswegs verlassen. Finster und unheimlich ritten Kreaturen mit dünnen, membranartigen Flügeln die Winde über der Schlucht, und in der Stille des Hochgebirges ertönte die klagende Melodie schriller Pfiffe.
    »Ich dachte, die großen Khadrim wären im Reservat in den Tornirgipfeln gefangen.« Die Erinnerung an eine frühere Begegnung, bei der er nur knapp mit dem Leben davongekommen war, veranlaßte Arithon, sein Schwert zu ziehen.
    »Ihr braucht Euren Stahl nicht. Das sind keine Khadrim«, korrigierte Dakar seine Vermutung. »Es sind Wyverns; kleiner, weniger gefährlich, und sie können kein Feuer speien. Wenn Ihr ein Schaf wäret oder ein Pferd mit einem gebrochenen Bein, so hättet Ihr mehr als genug Anlaß zur Sorge. In Vastmark gibt es unzählige ihrer Horste, aber sie greifen selten größere Lebewesen an.« Nachdenklich betrachtete er die drachenartigen Kreaturen noch einen weiteren Augenblick. »Diese dort sind hinter irgend etwas her. Wyverns schließen sich niemals ohne einen Grund zusammen.«
    »Sollen wir nachsehen, worauf sie aus sind?« Als sein fußwunder Begleiter nur stöhnte, sprang Arithon grinsend von dem Felsvorsprung herab und lief den Hang hinunter in die Schlucht.
    »Vermutlich ist es nur der Kadaver einer Wildkatze«, krittelte Dakar. »Oh, Mutter aller Scheußlichkeiten, werdet Ihr langsamer laufen? Ihr werdet noch dafür sorgen, daß ich stürze und mir das Genick breche.«
    Vergnügt rief Arithon über die Schulter: »Nur zu. Allerdings mußt du dein Fett dann selbst den Berg hinunterrollen lassen. Im Umkreis von hundertfünfzig Wegstunden gibt es keine Bäume, aus denen wir eine Trage fertigen könnten.«
    Von bitterem Haß getrieben, quetschte Dakar mit jedem Atemzug eine Schmähung zwischen den Zähnen hervor, bis er stolperte und sich zwischen den Silben auf die Zunge biß. Erzürnt und angewidert von dem scharfen Geschmack seines eigenen Blutes, schleppte er sich keuchend neben den Herrn der Schatten und starrte über den Rand der Klippe hinaus.
    Im ersten Augenblick weigerten sich seine Augen, etwas zu sehen. Schwindel erfaßte seine Sinne, doch war er keine Folge des Schmerzes; der Blick hinab aus großer Höhe verursachte ihm stets Übelkeit. Dort, wo sich das Interesse der Wyverns konzentrierte, hatte einst ein Gletscherstrom den Fels zu einer tiefen Schlucht ausgespült. Feucht wie eine Höhle erstreckte sich der Grund weit unter ihnen. Immer mehr Wyverns glitten durch die Schlucht. Blau wie polierter Stahl glänzten ihre dunklen Schuppen, und ihre stachelbewehrten Flügelspitzen entlockten den Höhenwinden und unsichtbaren Luftverwirbelungen ein Weinen, als würde ein Säbel mit großer Wucht geschwungen.
    Kaum eine Sekunde hielt Arithon inne, ehe er sich bückte und seine Lyranthe von der Schulter nahm.
    »Ihr werdet nicht dort hinuntersteigen«, protestierte Dakar.
    Sogleich sah er sich einem Blick aus fahlgrünen Augen ausgesetzt, geprägt von unsäglichem Eigensinn. »Willst du mich etwa aufhalten?« konterte Arithon.
    »Ath, nein!« Dakar deutete auf den Abgrund. »Seid mein Gast. Ihr seid herzlich eingeladen, Hals über Kopf in Euren Tod zu stürzen. Ich werde hier bleiben und applaudieren, wenn die Wyverns das Fleisch von den Knochen Eures Kadavers nagen.«
    Arithon ging in die Knie, fand Halt für seine Hände und ließ sich auf eine schmale, teilweise eingestürzte Felsbank fallen. Dort mußte er auf einen Ziegenpfad gestoßen sein, denn gleich darauf verschmolz sein schwarzer Schopf mit den Schatten in der Schlucht. Dakar hielt dem selbstmörderischen, widersinnigen Drang, ihn zurückzuholen stand, notfalls durch die Drohung, Hallirons unbezahlbares Instrument in die Tiefe zu schleudern. Statt dessen zurrte er in der kaltschnäuzigen Hoffnung, seinen Feind abstürzen zu sehen, den Gürtel enger, um das Beben seiner Gedärme unter Kontrolle zu bringen, ehe er sich an einem Stechginster festhielt und auf seinen vier Buchstaben den Hang hinabglitt.
    Ein zorniger Aufschrei hallte von den Wyverns herauf, die wie Federbälle aus einem schrecklichen Alptraum in der Luft kreisten, ehe sie flügelschlagend wie Pfeile aus der Schlucht in die Höhe hinaufschossen. Von seinem scheinbar sicheren Standort auf einem Felsvorsprung am Hang trat Arithon einen Schauer kleiner

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