Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
Kieselsteine los, die prasselnd in die Schlucht hinunterfielen, wieder und wieder von den Felsen abprallten und vier der Monster in die Flucht trieben. Die schrillen, keckernden Pfiffe, die sie in ihrem Schrecken ausstießen, waren von einer grausigen Dissonanz, geeignet, jeden lebenden Menschen bis ins Mark zu erschüttern.
    Dann sah Dakar, wie sich Arithon plötzlich flach auf den Bauch fallen ließ. Auch er starrte nun in die Tiefe, konnte jedoch nicht in die Nische unter dem Überhang blicken. Des Herrn der Schatten warnender Ausruf wurde durch seinen Ärmel gedämpft, als er sich herumrollte, nur um sich gleich darauf auf ein Knie aufzurichten und einen Pfeil anzulegen.
    Von der drohenden Gefahr getrieben, überwand nun auch Dakar krabbelnd die letzten Meter und erkannte ebenfalls die Beute, über der die Wyverns ihre Kreise zogen.
    Im tiefen Schatten einer Felsspalte, nur einen Sims unter ihnen, stützte sich ein Schäfer in fleckiger, safrangelber Tunika wehrbereit geduckt gegen den Felsen. Ein graubrauner, staubiger Umhang war um einen seiner Arme gewickelt, die sehnigen Finger der anderen Hand klebten förmlich am Heft eines Dolches. Wie unter der Sonne eingeschrumpftes Leder lag neben ihm auf dem Felssims der Kadaver eines Wyverns. Die leere Augenhöhle, die den tödlichen Stoß empfangen hatte, starrte zum Himmel hinauf. Geronnenes Blut umgab die nadelspitzen Zähne über den verhornten Schuppen des Unterkiefers.
    Ein weiterer, lebender Wyvern lauerte gerade außerhalb der Reichweite des Dolches, die Schwingen halb gefaltet und den Kopf auf dem schlanken, schlangenartigen Hals angriffsbereit vorgereckt. Fixiert auf den kalten Stahl, der ihn von einem tödlichen Schlag abhielt, strahlte sein goldenes, rundes Auge in der Finsternis.
    Arithon spannte den Bogen. Zischend flog der Pfeil in leichtem Bogen in die Tiefe und bohrte sich gleich darauf kurz hinter dem Vorderlauf in den Leib des Räubers.
    Unter Todesqualen schrie der Wyvern auf. Sein flossenartiger Schwanz peitschte gegen den Felsen. Ausgerissene Pflanzen und herausgeschlagenes Gestein prasselten in die Schlucht herab. Mit einem Krachen, gefolgt von einem heftigen Windstoß, spannten sich seine Schwingen. Eine klauenförmige Hinterpfote hob sich, um nach dem Schaft des Pfeiles zu greifen, verkrampfte sich und drehte sich zuckend im Todeskampf. Die Kreatur verlor das Gleichgewicht, stürzte die senkrechte Felswand herab und schlug mit scharrenden Schuppen und zerrissenen Schwingen in der Schlucht auf.
    Der Mann mit dem Messer riß den Kopf hoch. Bleich hob sich sein Gesicht vor der Finsternis ab. Heiser vor Furcht schrie er auf, als ein weiterer Wyvern im zornigem Sturzflug kreischend herabschoß, die Klauen ausgestreckt, um alles zu zerreißen, was in seine Reichweite kam.
    Arithon legte einen weiteren Pfeil an und spannte die Sehne. »Hast du nicht gesagt, sie greifen nicht in Rudeln an?«
    »Das tun sich auch nicht.« Mit morbider Aufmerksamkeit sah Dakar zu, wie die Pfeilspitze dem niedergehenden Ziel folgte. Nur einen Augenblick zu spät erklang das leise Ploppen, als die Sehne sich aus den Fingern des Schützen löste und der Pfeil auf sein Ziel zujagte. Schmerzerfüllt unterbrach der Wyvern seinen Sturzflug. Mit dem Pfeil unterhalb seines Schwingengelenks überschlug er sich mehrmals.
    Während sich sein Neid angesichts der nervenstarken, präzisen Schützenkunst Arithons zu unverfrorener Mißgunst steigerte, erklärte Dakar: »Das ist der Lebensgefährte von dem, den Ihr zuerst getötet habt. Diese Kreaturen fliegen paarweise, und sie verteidigen ihre Partner bis zum Tod.«
    »Ich glaube dir.« Der scharfe, feurige Blick, mit dem Arithon ihn bedachte, schmerzte förmlich angesichts der in ihm liegenden, wissenden, giftigen Ironie. »Ich hoffe nur, du selbst tust das auch.« Er schleuderte dem Wahnsinnigen Propheten Bogen und Köcher in die erschrocken bebenden Hände.
    Unfähig, seinen Zorn unter Kontrolle zu halten, beobachtete Dakar mit finsterer Miene, wie sich Arithon über den Rand des Felsensimses schwang. »Denkt Ihr denn, das mich das interessiert? Ich habe nichts dagegen, Euch immer wieder daran zu erinnern. Schließlich ist es kein Geheimnis, daß ich Euren Tod mit Freude zur Kenntnis nehmen würde.« Arithons Antwort hallte mit hohlem Klang von den nackten Felswänden der Schlucht wider. »Ich bin nicht ganz so dumm, wie ich erscheinen mag. Achtzig Wegestunden durch Gebirgslandschaft liegen zwischen hier und Forthmark. Entweder

Weitere Kostenlose Bücher