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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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wieder zum Leben zu erwecken.
    Unterstützt durch diese Gabe könnte er direkt mit der magischen Resonanz in Verbindung treten und die geborstenen Siegel des Musters reparieren.
    Doch all seine Mühe prallte nutzlos gegen eine Barriere, die seine innere Wahrnehmungsfähigkeit wie schwarzes Glas umgab. Erfolglos und von dem unerträglichen Verlust gemartert, wich er zurück.
    Der Schock wollte ihn zerreißen, quälte ihn mit seinen grausamen Erinnerungen. Erneut bedrängt von jenen Entscheidungen, denen zu entgehen er keinen moralisch tragbaren Weg gefunden hatte, blieb ihm keine Kraft mehr, Dakar vor der Qual seiner Erinnerungen zu schützen.
    Wieder und wieder starben die Kinder auf dem Schlachtfeld am Ufer des Tal Quorin. Wer außer ihm wußte, daß ihnen ein weit schrecklicheres Los auf dem Schafott des Scharfrichters zu Etarra erspart geblieben war? Ihr Tod war längst besiegelt gewesen, und so war ihm weiter nichts geblieben, als um der überlebenden Clankrieger willen seine Ehrenhaftigkeit zu opfern, um jene Männer vor dem Irrsinn zu retten, den Desh-Thieres Fluch über sie gebracht hätte, nachdem Lysaer das Heer Etarras in Marsch gesetzt hatte.
    Er aber mußte mit der Schuld und der vernichtenden Furcht vor dem Einfluß leben, den Desh-Thieres Magie auf ihn ausübte.
    Und so, erneut gefangen in der sandigen Einöde von Athir, der Sieg in der Minderlbucht nur eine weitere Wunde in seinem Herzen, schrie Arithon die Verzweiflung hinaus, die ihn verzagen lassen wollte. »Ihr wollt einen Blutschwur? Um mich am Leben zu erhalten? Ath, Schöpfer, sei mir gnädig! Ihr könnt doch nicht wissen, was Ihr von mir verlangt.«
    Und die unzweideutige Antwort des Bruderschaftszauberers: »Ich weiß es.« Dank des Hüters des Althainturmes war sich Asandir wohl bewußt, daß nur die Tat eines Getreuen, der sich loyal seiner gnadenlosen Pflicht unterworfen hatte, ein unhaltbares Opfer verhindert hatte. »Um so wichtiger ist es, daß ich Euch bitte. Ihr habt am eigenen Leib erfahren, welche Gefahr der Nebelgeist repräsentiert. Welche Greuel Euch dieser Fluch auch bereiten mag, um des Überlebens der Menschheit willen, müßt Ihr Eure angeborenen Gaben für die Zukunft bewahren. Wer stirbt und wer leben wird, darf in einer Not von so weitreichendem Ausmaß nicht Gegenstand Eurer Überlegungen sein.«
    Und so hatte das Messer unausweichlich seinen Schnitt zur Besiegelung des Blutschwures ausgeführt, hatte Arithon mit einer unzerstörbaren Kette an den Zauberer und an eine Verantwortung geschmiedet, die ihm nicht erlaubte, seine Meinung je wieder zu ändern. Eisern vibrierte der stählerne Stich durch die Ströme der Selbstkontrolle.
    Arithon befreite sich mühsam von der Vergangenheit, und Dakar klammerte sich mit einem Keuchen, das seinen ganzen Leib erschütterte, an sein Bewußtsein. Die Verbindung war getrennt, ihre Absicht vergebens.
    Für Jilieth lag die Gabelung längst zurück. Sie war ein launisches, unberechenbares Wesen, bestrebt zu gehen, wohin immer sie auch wollte, und darum hatte sie ihren Wyvern getroffen.
    Ihre Entscheidung war gefallen. In den Trümmern seines Stolzes, eingebettet in die Fetzen vergangener Pein, blieb Arithon nur, sich zu zwingen, wenigstens den Anschein der Würde wiederaufzurichten. Er senkte den Kopf über den schweißnassen Händen und übergab sich wieder der Musik; er spielte, um Stück für Stück die klingenden Bande zu lösen und dem verlorenen Kind auf seiner Reise in das Reich der Toten beizustehen. Ihren letzten Atemzug tat sie unter seiner Führung in Freude, in Frieden, auf ihrem letzten Weg besänftigt, eingehüllt in liebevolles Mitgefühl.
    Das Bild, das Dakar durch die Disziplin magischer Wahrnehmung hatte erhaschen können, als das Kind das Rad des Schicksals verließ, war das eines sorglosen jungen Mädchens, das frohgemut in einer Flut güldenen Sonnenscheins einhertanzte.
    Längst war der Tag der Nacht gewichen. Das Feuer war niedergebrannt, und die Sturmfront hatte sich aufgelöst.
    In kaltem Licht erglühten geisterhaft die Sterne am dunklen Himmel über der Schlucht, und ihr Widerschein zauberte winzige Reflexionen auf die Oberfläche des kleinen Sees. Als die Aura des Mädchens verblaßte und schließlich gänzlich schwand, spielte Arithon noch drei Takte, ehe er die Saiten mit der Handfläche zum Schweigen brachte. Dann schlug er die Hände vor das Gesicht, bedeckte seine scharfkantigen Züge, während die Tränen ungehemmt zwischen seinen Fingern

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