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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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in haltloses Gelächter auszubrechen.
     
    Gewaltige Fackeln brannten in Halterungen aus Bronze am Eingang zur Herberge des Ath. Ein untrügliches Zeichen, wie Mearn sicher ungefragt verkündet hätte, daß ein königlicher Besucher erwartet wurde. Weit weniger vertraut mit den altehrwürdigsten Gebräuchen Atheras, hob Lysaer die Hand, um seine klimpernde Eskorte anzuweisen, die Pferde zu zügeln. Die Schatten der verdrehten Äste warfen Flecken über die mit allerlei Siegeln bedeckten Torpfosten. Die Pferde schienen unberührt von den Gebilden, doch das Gewirr der Runen beunruhigte den diensthabenden Stallburschen, der zusammengesunken nahe dem gewaltigen Wallach Lysaers kauerte, die Hände krampfhaft um ein Bündel Führungsleinen geschlossen.
    Nicht minder von Unbehagen erfaßt, doch zu sehr Regent, sich etwas anmerken zu lassen, glitt Lysaer vom Pferd. Der Vollmond, der jenseits der dunklen Blätter am Himmel leuchtete, hatte ihren Weg in eine schaurige Atmosphäre stetig wechselnder Lichtverhältnisse getaucht. Fensterlos zeigte sich das Gebäude jenseits des Torbogens; eingebunden in die beeindruckenden, hochaufragenden Haine der Südküsteneichen, waren seine Form und Größe nur schwer einzuschätzen. Das Rascheln trockener Gräser im Wind und das Kratzen der Äste auf moosbewachsenen Mauern trugen überdies zu der beunruhigenden Aura der Verwahrlosung bei. Dieser Ort hatte nichts mit den geheiligten Böden, begrenzt von Backsteinmauern und endlosen Reihen blühender Kräuter, gemein, die Lysaer in seiner Kindheit kennengelernt hatte. Doch da die Huldigung der Mysterien zu Athera nach dem Verschwinden der Paravianer zurückgegangen war, vermochte auch das Lysaer kaum zu erstaunen. Den Eingeweihten mußte es ohne Zweifel an den notwendigen Mitteln mangeln, Gärtner in ihre Dienste zu stellen.
    In der forschen Annahme, sein Besuch würde nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, befahl er seiner Eskorte, zu warten, ehe er auf das von Siegeln bedeckte Portal zustrebte. Im schlimmsten Falle würde er für die ersehnte Information eine noble Spende leisten müssen, um der Herberge aus der Not zu helfen.
    »Wir brauchen kein Geld«, sagte eine sanfte Altstimme, nahe genug, Lysaer zurückschrecken zu lassen. Eine Gestalt in einem langärmeligen Kapuzenumhang trat aus den nächtlichen Schatten hervor, um ihn zu grüßen. »An diesem Ort gibt es nichts Bedrohliches, es sei denn, Ihr selbst tragt den Glauben daran in Eurem Herzen.«
    Verärgert und überdies erschrocken, gleichzeitig von beiden Seiten angegangen zu werden, konterte Lysaer mit allerfeinster, doch überaus scharfzüngiger Diplomatie. »Seid gesegnet, Bruder, doch sollte ich wünschen, daß Ihr Euch der Besonderheiten meines Schicksals annehmt, so werde ich darum bitten.«
    Ein Lächeln umspielte die Lippen unter der hellen Kapuze. »Schwester, in diesem Fall, möge das Licht unseres Schöpfers durch Euch leuchten.« Hände mit zarten, schmalen Fingern schoben die Kapuze zurück, und das warme Licht der Fackeln fiel auf die hohen, bronzefarbenen Wangen, eine ebenmäßige Nase und Augen, deren Blick zu offen war, einem Prinzen, der Unterwürfigkeit gegenüber seinem königlichem Stand gewohnt war, Behagen zu spenden.
    »Euer Wille wird immer der Eure bleiben.« Freundlich und geduldig berichtigte die Eingeweihte Lysaers Ansicht, während sie ihm und seiner Eskorte zuwinkte, die Herberge zu betreten. »Im Inneren dieser Mauern sind Eure Ansichten kein Geheimnis mehr. Aths große Gnade wird über Eure Bitte und Eure Taten richten.«
    Mit staatsmännischer Gewohnheit hielt Lysaer seine Gefühle unter Kontrolle. »Ich brauche Eure Gastfreundschaft nicht, Schwester, und ich bin nicht gekommen, um etwas zu erbitten, sondern um mich nach dem Verbleib eines verwundeten Mannes, für den ich die Verantwortung trage, und einer Frau zu erkundigen, die ich an seiner Seite vermute.«
    »Tharrick und Jinesse. In der Herberge mögt Ihr sie treffen.« Die Eingeweihte zog die Kapuze wieder über ihr ebenholzschwarzes Haar. Wie ein Luftgeist kam sie mit selbstbewußter Anmut im Schatten der Blätter unter dem fahlen Mondschein näher, und ihre Anwesenheit schlug die Reisegruppe des Prinzen in ihren Bann. Jeden Mann und jeden Diener betrachtete sie mit dem gleichen, intensiven Blick, ehe sie vorbeigegangen war und durch den Torbogen verschwand.
    Zurückgelassen im Fackelschein am Tor stand Lysaer vor der Entscheidung, unverrichteter Dinge wieder abzuziehen oder ebenfalls

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