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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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ähnelte, bedeutete soviel wie ›ohne‹. Er wagte es nicht, sie um eine Erklärung zu bitten; angesichts Dalwyns überraschendem und heftigen Schmerz, konnte eine ungeschickte Frage verletzend wirken. Also begegnete er ihrem Zorn auf die einzige Weise, die ihm blieb: Er festigte seinen Griff und strich das Ende ihres glöckchenbewehrten Zopfes glatt.
    Die Bronze gab ein metallisches Klirren von sich, als sie ihm ihr Haar entriß und ihm gleich darauf ihre ganze Wut in einem Ausbruch verbitterter Einsamkeit entgegenschleuderte. »Es bedeutet: unfruchtbar.« Dalwyn schüttelte den Zopf, dessen Glocken schrill vor sich hin klimperten. »Dafür sind sie da, zu warnen. Unsere Sippen glauben, daß eine Frau, die keine Kinder gebären kann, den Söhnen eines Mannes Unheil verheißt. Aber ich habe geglaubt, daß ihr Leute aus den Ebenen das nicht glaubt.«
    »Das tun wir auch nicht.« Arithon löste ihre verkrampften Finger aus dem honigblonden Haar und ergriff dann die Schnüre, mit denen die Glöckchen festgebunden waren. Er riß sie los, warf sie zu Boden und zertrat sie in dem rauhreifbedeckten Gras, während er ihr Haar mit den Fingern löste. »Ob Ihr Kinder bekommen könnt oder nicht, bedeutet nichts für mich oder die Nachfahren, die ich nicht habe.« Schon allein um des Zitterns seiner Stimme willen, das sein Verlangen nur allzu deutlich offenbarte, hatte sie seine Offenheit verdient. »Das sollt Ihr wissen. Wenn ich Euch aber in meine Arme genommen habe, so um Euch Trost zu spenden, und ich gestehe ein, daß es ein Fehler war. Ihr seid gewiß anziehend genug, Gefühle zu erwecken, doch es ist das Gesicht einer anderen Frau, das ich sehe, und es ist eine andere Liebe, die ich in meinem Herzen trage.«
    Mit einem wilden, schrillen Lachen löste sich die Erleichterung, die Dalwyn bei seinen Worten befiel. »Das ist alles? Aber warum ist Eure Geliebte nicht an Eurer Seite?«
    »Das kann sie niemals sein.« Arithon löste sich von ihr. Er wandte das Gesicht ab und starrte den harten Felsen an. »Sie hat ein Gelübde abgelegt, müßt Ihr wissen. Ihr Leben gehört dem Korianiorden, dessen Zauberin sie ist.«
    In dem verständnisvollen Mitgefühl, das sich zu einer unbehaglichen Stille ausdehnte, wechselte er das Thema. »Wie könnt Ihr so sicher sein, daß Ihr nicht gebären könnt?«
    Dalwyn zog die Glöckchen von ihrem anderen Zopf und ließ zu, daß der Wind auch diesen löste. »Ach je, macht das denn etwas aus? Die Stammesgesetze sind in diesem Punkt außerordentlich streng.« Durch sein persönliches Geständnis zu einer gequälten Stärke getrieben, sprach nun auch sie offen über ihr Schicksal. »Wenn eine Frau nach ihrer Hochzeit zwei Jahre und einen Tag kein Kind empfängt, so darf sie fünf Männer auswählen, das Bett mit ihr zu teilen. Ein jeder wird ihr vier Jahreszeiten beischlafen. Wenn sie während dieser Zeit keinem von ihnen ein Kind gebiert, so muß sie für den Rest ihres Lebens die Glocken tragen.« Ihre gespielte Tapferkeit geriet ins Schwanken, als sie ihre Erzählung beendete. »Jilieth war die Tochter, die ich niemals haben werde. Es gibt keine Worte, in denen ich meinen Dank für das ausdrücken kann, was Ihr und Dakar für sie zu tun versucht habt.«
    Arithon hielt sie nicht zurück, als sie einen Schritt auf ihn zu trat. Gleich gesponnenem Silber wallte ihr Haar über ihre Schultern und die Kapuze aus derbem Wollstoff. Er betrachtete ihr Gesicht. Es war vom steten Hunger ausgezehrt und blickte ihm flehentlich entgegen. Tränenspuren glitzerten im Mondschein auf ihren Wangen. Eine sonderbare Erregung ergriff von ihm Besitz, ausgelöst durch seine Empathie und die reine Wahrheit. Er erkannte, daß ihm dieses eine Mal gestattet sein würde, sein drängendes Bedürfnis zu befriedigen und dem ihren durch seine bloße Präsenz ebenso zur Zufriedenheit zu verhelfen.
    Ihre Hände krochen über seine Brust und verhakten sich in seinem Nacken. Während sie begann, seine verkrampften Nackenmuskeln zu massieren, murmelte sie an seiner Kehle: »Für das, was Ihr für Ghedair und das Gedenken an Jilieth getan habt, bitte ich Euch, mit mir zu teilen, was Ihr von Eurer Geliebten wißt. Wenn es Euch nur gelingt, Euch zu entspannen, so wird es mir nichts ausmachen, wenn ihr mir jedes Detail erzählt, das Euch von ihrem Antlitz in Erinnerung ist. Diese Nacht ist furchtbar kalt und traurig, und ich glaube, wir sollten einander ein wenig Freude bringen.«

 
Scheidewege
     
    Am Tag nach der fehlgeschlagenen

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