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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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für die Sippschaften von Vastmark typisch war, an den Ärmeln geflickt und nicht allzu sauber, und wenn er sich auch am Vorabend rasiert hatte, verlangten doch seine wirren Haare dringend nach einem Schnitt. Liederlich, doch mit strahlenden Augen, ließ er sich einen weiteren Schluck des Likörs schmecken, ehe er die Flasche an einen Hirten weiterreichte. Seine nächsten Worte lösten allenthalben krampfhaftes Gelächter aus.
    Der festen Überzeugung, einen Witz auf seine Kosten überhört zu haben, zog Dakar angewidert von dannen.
    Bei Tagesanbruch erwachten die beiden Männer mit vertauschten Rollen, hatte doch dieses Mal der Wahnsinnige Prophet den klaren Kopf.
    Er fand Arithon wach, doch so zerknittert, als hätte er in seinen Kleidern geschlafen. Seine Augen waren grellrot gerändert, und seine Stimme erinnerte an durchzechte Nächte, während er mit einem Bogenschützen sprach und sich ausgesprochen mißmutig über die Steine ausließ, die er in seinem Bett vorgefunden hatte.
    Lautes Johlen antwortete seiner Klage, und der überaus wachsame Dakar erkannte mit Freude, wie Arithon zusammenzuckte.
    »Druaithe, Mann«, fluchte der Bogenschütze. »Als ich Euch das letzte Mal gesehen habe, habt Ihr über einer Quelle gelegen und dem Wassergeist ein Liebesständchen vorgegröhlt.«
    Arithon lächelte ein wenig verloren. »Ja, ja, das ist der Ärger mit der Sauferei. Am nächsten Morgen kann man sich nicht einmal mehr ihrer Namen erinnern.«
    Der Hirte, der sich eingefunden hatte, ihn zu verabschieden, rückte kameradschaftlich näher an ihn heran.
    Nur langsam formten sich seine Worte, als Arithon, um eine klare Aussprache bemüht, ihm erzählte, er möge seinen Zechkumpanen der vergangenen Nacht seinen Dank ausrichten.
    »Wie wäre es, wenn Ihr das selber tätet?« stichelte jemand. »Diese Faulenzer würden sich nicht einmal rühren, wenn Dharkarons Wagen über ihre schweren Köpfe hinwegdonnerte.«
    Eine Frau rief mit heiserer Stimme beeindruckt: »Der Schöpfer selbst muß seine Hand im Spiel haben, daß Ihr schon auf Euren Beinen seid, nach dem, was Ihr letzte Nacht geschluckt habt. Ich habe drei Mutterschafe gegen ein Fell gewettet, daß Ihr es nicht einmal bis auf die Knie schaffen würdet, und wenn Ihr noch so dringend pissen müßtet.«
    Mit bösartiger Ernsthaftigkeit zuckte Arithon die Schultern.
    »Ich mußte aufstehen. Anderenfalls hätte sich Dakar für die vielen Gelegenheiten gerächt, zu denen ich ihn gepiesackt habe, wenn es ihm nicht gut ging. Aber tatsächlich müssen wir uns allmählich auf den Weg machen.«
    Der Kreis seiner Bewunderer öffnete sich, und die Sippenmitglieder stießen sich gegenseitig kichernd mit den Ellbogen an. Alle aber zeigten sich betrübt wegen des Abschieds. Am Rand des Lagers jaulte jämmerlich ein Hund, der mit Arithon Freundschaft geschlossen hatte. Weit von den anderen entfernt, isoliert durch klirrende Bronze, wartete Dalwyn, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und so angespannt und furchtsam, daß sie beinahe den Atem anhielt, der in fedrigen weißen Wölkchen in die kalte Luft aufstieg.
    »Werdet Ihr zurückkommen?« fragte sie, ehe sie gleichsam entschuldigend hinzufügte: »Ghedair möchte es gern wissen.«
    Arithon blieb stehen und sah sie an. Sanft berührte er ihre Wange, und sein Blick wanderte über ihre Wangen, die im ersten Licht der Morgensonne in einem leuchtenden Rot erglühten, so heiß wie Stahl über dem Schmiedefeuer.
    »Gnädige Frau, sagt Ghedair, er möge sich darauf verlassen.«
     
    Die Fußreise zur Küste dauerte fünf Tage. Dakar grummelte beständig vor sich hin, um seine Erleichterung darüber zu verbergen, daß Arithon endlich den Drang zu trödeln verloren zu haben schien. Sie bahnten sich ihren Weg durch die Täler, mühten sich durch Torfsümpfe und überquerten, von Felsbrocken zu Felsbrocken springend, die von der Schneeschmelze aufgeblähten Quellflüsse. Im Flachland konnte sich die südländische Sonne gegen die Kälte behaupten, die noch immer die Gipfel in Schnee und Eis kleidete. Die Niederungen erblühten in üppiger Pracht, während der Wind das Wasser in den verstreuten Pfützen und Pfuhlen kräuselte, in deren Oberfläche sich der türkisfarbene Himmel spiegelte. Die Farne an den Hängen brachten neue Triebe hervor, und im Marschland hallten die Schreie der Brachvögel durch die jungen Riedgräser.
    Dakar war nicht bewußt gewesen, wie weit sie mit den Hirten ins Landesinnere hineingezogen waren.
    Die Schaluppe Talliarthe

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