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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Befragung in der Herberge Aths, sendet Lysaer s’Ilessid Mearns Galeeren aus, die Küstenlinie abzusuchen, ehe er sein Kriegerlager für die Winterzeit von Merior nach Southshire verlegt, wo er darauf warten will, daß der größere Teil seiner Truppen seinen Marsch beendet und wieder zu ihm stößt; seine verwirrten Gedanken kreisen um die eine Sorge, daß seit seiner Begegnung mit den Eingeweihten Aths die Gefahr, die auszulöschen er geschworen hatte, nur noch weiter gewachsen ist und immer größer werden muß, während er darauf wartet, sein Heer wieder aufzustellen …
     
    Weit im Norden, wo die Sonne das Eis auf den Ziegelmauern Avenors schmilzt, packt die Prinzessin Talith ihre Koffer und schüchtert den diensthabenden Hauptmann ein, bis er ihr eine kleine Eskorte zur Verfügung stellt und ihren Wunsch erfüllt, sich auf einem Handelsschiff gen Süden über die unruhigen Gewässer der westlichen See einzuschiffen, um sich wieder mit ihrem königlichen Gemahl zu vereinen …
     
    Erlien, der Caithdein von Shand, schleudert in der von Wasser umtosten Höhle, in der er sein Winterquartier aufzuschlagen pflegt, einige zusammengerollte Karten von sich; während das Pergament sich raschelnd ausbreitet, informiert er den Mann und die Witwe, die unter der geheimnisvollen Führung der Eingeweihten Aths aus Merior angereist waren, über die Lage der Dinge: »Ja, meine Kundschafter können Euch zu Arithon führen, aber ich will offen sprechen: Mir gefällt das Mißtrauen nicht, das Ihr ihm entgegenbringt. Seine Integrität steht außer Frage. Doch wenn die Eingeweihten sich gemüßigt sahen, Euch zu unterstützen, wie kann ich mich dann verweigern …?«

 
4
DRITTE BESCHÄMUNG
     
    Nach den Schrecken des Wyvernangriffes gewann Arithon seine Selbstsicherheit mit geradezu niederschmetternder Geschwindigkeit zurück, während seine verbale Bösartigkeit in dem Bestreben, Dakars Versuche, seine Privatsphäre zu verletzen, sich nur um so bissiger gestaltete. Ob er nun heimlich auf eine tückische, subtile List hinarbeitete, wurde mehr und mehr zu einer nutzlosen Mutmaßung. Er gestaltete seine Tage mit der Sprunghaftigkeit eines Falken, zog im Zickzack durch die Lande und hatte schon nach drei Wochen die Hälfte der Sippschaften Vastmarks kennengelernt. Dem Wahnsinnigen Propheten zum Mißfallen, beinhaltete sein Rückzug in die Verborgenheit schwerste Knochenarbeit, als er sich erbot, bei der Arbeit mit den großen Schafherden behilflich zu sein.
    Des ranzigen Wollgestanks an seinem Leib ebenso überdrüssig wie der langen, anstrengenden Märsche in dünner Höhenluft, hätte Dakars Entschluß, sich dem Alkohol fernzuhalten, leicht ins Wanken geraten können; aber die Hirten hatten weder Bier noch Whiskey bei sich. So unglücklich wie nie zuvor, war er gezwungen, nüchtern zu bleiben, während die Sippschaften sich an einem Selbstgebrannten, klebrigen, hochprozentigen und vor allem widerlichen Likör aus vergorenem wilden Honig und saurer Ziegenmilch gütlich taten, den sie in ledernen Feldflaschen mit sich führten.
    Durchaus nicht grundlos wurden die kahlen Hänge von Vastmark von Reisenden und Handelsleuten üblicherweise gemieden. Zwischen windgepeitschten Geröllhängen und frostigen Berggipfeln, fernab von Straßen oder Tavernen oder Poststationen, bot diese Gegend allenfalls Wyvern und Falken ein annehmbares Heim. Da das nächste Haus, das eine feinsinnigere Unterhaltung versprach, achtzig Wegestunden entfernt in Forthmark gelegen war, verbrachte Dakar seine Nächte mit Träumen von süßen Düften und rotwangigen, drallen Huren, die sich in edler Seide räkelten. Am Tage langweilte er sich zu Tode, aß Hammeleintopf, stutzte den Lämmern die Schwänze und ließ endlose Stunden des Bogenschießens über sich ergehen.
    Dagegen nahm der Prinz von Rathain diese großartige Idylle in sich auf, als hätte er sein ganzes Leben mit schmutziger Wolle zugebracht.
    Schneeregen und die Hinterlassenschaften der Schafe vermengten sich zu einem weiteren Problem für einen Mann, der dringend neue Stiefel brauchte. Dakar verbrachte manche Stunde verdrossen damit, das aufgebrochene Leder und die Nähte der Sohle zu flicken, während Arithon den Saiten seiner Lyranthe wie zum Hohn die eine oder andere fröhliche Tanzweise entlockte.
    Noch isolierter als die Menschen in der Fischerenklave zu Merior und noch zurückhaltender gegenüber Fremden, sahen die Sippschaften Vastmarks doch in dem trockenen Humor des Schattengebieters keinen

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