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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Mantelkragen zu schließen, doch dann gab er auf, wickelte den Stoff dicht um seine Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich sah sie. Niemand kann seine Geheimnisse während einer solchen Reise noch verbergen.«
    Zu weit, zu dunkel, die Augen, aus denen sie ihn betrachtete. Nicht allein seiner Verantwortung als Barde unterworfen, sondern überdies in der Pflicht als der Überbringer schlechter Nachrichten, fühlte Arithon ihre Verzweiflung, die weit über diesen Verlust hinausreichte.
    Als ahnte auch sie die Besorgnis in seinem geduldigen Lauschen, schnappte der tiefe Kummer, der auf ihrer Seele lastete, plötzlich zu, wie ein Stab, der mit Gewalt zurückgebogen worden war. »Ich habe mich so bemüht, dieses Kind in den Griff zu bekommen! Aber seit sie ihre Mutter verloren hat, konnte niemand sie mehr zur Vernunft bringen.«
    Arithons Antwort war nichts anderes als ein Reflex. Mit einer raschen Bewegung öffnete er seinen Mantel und zog die Frau in seine Arme. Die rauhe Wolle, die er über ihre Schultern zog, roch nach Stechginster und Seesalz, nach den Heilkräuterkompressen, die er angefertigt hatte, um Ghedair zu behandeln, nach der Seifenlauge, mit der er sich rasiert hatte. Während Dalwyn sich in einem heftigen Tränenstrom auflöste, hielt er sie fest umfaßt an seiner Brust.
    Ihre Wärme war ihm eine wenig erfreuliche Erinnerung daran, wie unterkühlt er war und wie verletzbar. Doch ganz gleich, wie dünn der Boden unter seinen Füßen auch sein mochte, die ihm aufgezwungenen Gaben seiner Blutlinie würden ihm nicht erlauben, einen Rückzieher zu machen. Und so tat er weiter nichts, ihre Reue zu lindern, sondern sagte nur: »Ich weiß, daß das Mädchen eigensinnig war! Nicht einmal meine Musik vermochte sie zu halten.«
    »Und warum durchstreift ein Mann mit solchen Gaben, wie Ihr sie Euer eigen nennt, diese Berge?« Dalwyn hob den Kopf, und ihre Glöckchen klingelten leise, als ihr Zopf über seinen Ellbogen glitt. »Wer seid Ihr? Warum seid Ihr hergekommen?«
    »Atheras neuer Meisterbarde, und, wie Ihr wohl seht, kaum erfahren im Umgang mit den Künsten, die dieses Amt mit sich bringt. Doch hier weile ich aus persönlichen Gründen.« Ganz instinktiv gruben sich seine Finger unter das Haar in ihrem Nacken, um die Kälte zu lindern. Trotz der Unschuld dieser Geste konnte Dalwyn, von Kopf bis Fuß auf Tuchfühlung, ihr leichtes, erschrockenes Zurückzucken nicht verbergen, als ihre weibliche Wachsamkeit ihr eine unwillkürliche Reaktion gebot.
    Unter ihrer nach Schaf stinkenden Wolle verfügte sie über eine athletische, wohlgeformte Figur, die ihn deutlich an Elaira erinnerte. Plötzlich von einem unerwarteten, heißen Begehren erfüllt, gefolgt von dem Schmerz über einen Verlust, der scharf genug war, ihm ein Keuchen zu entlocken, war er kaum mehr in der Lage, die Anstrengung vor Dalwyn zu verbergen, die es ihn kostete, seine Gefühle zu unterdrücken und sich zurückzuhalten, statt sie noch enger an sich zu ziehen.
    »Ihr habt keine Frau«, flüsterte sie direkt an seinem Kehlkopf. Charakteristisch wie ein Feuermal, lag ihr Zopf über seinem Unterarm.
    »Nein.« Unter dem hellen Klang der Bronzeschellen befreite er sich von ihrem Haar. »Bitte sagt jetzt nichts mehr.«
    Doch allein sein zittriges, erschüttertes Flüstern verriet mehr als genug. All die Sorgen, die auf ihm gelastet hatten, seit er auf seine Liebe hatte verzichten müssen; die Demut, die Furcht, die ihn stets seit dem Überfall in der Minderlbucht begleitete, all das gekrönt durch die fortdauernde Pein, die ihn noch immer quälte, den Preis, den die Schuld ihm abverlangte, indem sie ihn seiner magischen Wahrnehmung beraubte.
    Niemals seit der Schlacht am Tal Quorin war er heil gewesen, nun aber fühlte er sich zermürbt. Die Mühen dieser Nacht, die Jilieths Leben hätten retten sollen, ließen ihn nun verzehrt, ja schutzlos und zerrissen zurück.
    Ein wenig wünschte er, sich der Antwort auf Dalwyns Wärmebedürfnis einfach zu entziehen.
    Sein Zögern, als er um die Kraft rang, sie loszulassen, entging ihr nicht. Ein Schluchzen reinen Elends entrang sich ihrer Kehle. »Ihr sollt zu Sithaer verdammt sein. Wenn Ihr gewußt habt, daß ich eine Nandir bin, warum habt Ihr mich dann überhaupt angefaßt?«
    Der Ausdruck war ihm nicht bekannt; Arithon legte die Stirn in Falten, perplex, da ihn sein Meisterbardenwissen im Stich gelassen hatte. Das einzige Wort der alten paravianischen Sprache, was dieser Vokabel einigermaßen

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