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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Gerücht, sondern die schlichte Wahrheit. Ihr wäret gut beraten, die Warnungen zu erhören. Hier sind schon zu viele Schiffe untergegangen, um sie noch zu zählen. In diesen Gewässern gibt es Strudel, die den Rumpf herabziehen zu den Geistern der ertrunkenen Seeleute, die das Meer aufgewühlt haben.«
    Arithon beugte sich vor, ergriff die Karaffe und schenkte Wein ein, den er freundlich darbot. Der grauhaarige Mann nahm ihn mit sanft zitternden Händen entgegen, die deutliches Zeugnis darüber ablegten, daß auch er sich in diesen Gewässern nicht wohl fühlte.
    Dakar lehnte das freundliche Angebot ab, als es ihm dargereicht wurde, also behielt Arithon den zweiten Kelch für sich, während er die Schnur von dem letzten Paket mit Botschaften von der Küste entfernte. Würfel klimperte auf Deck; und zwei Matrosen schlossen leise murmelnd Wetten ab.
    Von dem Wein ein wenig besänftigt, fuhr der Kapitän fort, von den diversen Gerüchten an der Südküste zu berichten. »Als wir die Anker lichteten, hatte man bereits in den Tavernen zu Innish von Euren Taten gehört. Ihr solltet ausgesprochen vorsichtig sein, wenn Ihr dort noch einmal an Land geht.«
    »Dem Händler, der meine Aufzeichnungen aufbewahrt, wird nichts geschehen.« Mit dem Daumen brach der Herr der Schatten sichtlich desinteressiert ein offizielles Stadtsiegel, während Dakar auf den freien Stuhl verzichtete und statt dessen seine Leibesfülle am Tisch vorbei manövrierte, um den angestrebten Platz auf dem Fenstersims einzunehmen. Dort angekommen reckte er sein fettes Doppelkinn hierhin und dorthin, bis es ihm schließlich gelang, einen ungehinderten Blick auf die im Raum verstreuten Briefe zu werfen.
    »Ich habe die Absicht, meine Anleihe mit allen Zinsen bis auf das letzte Kupferstück zurückzubezahlen«, sagte Arithon.
    »Euer Wohltäter hat sich darum nie besorgt gezeigt.« Scheinbar verärgert über Dakars Neugier, fügte der Kapitän hinzu: »Ihr habt uns ausführlich vor dem gewarnt, was da kommen sollte, und auch zu Innish habt Ihr noch immer Freunde, die sich nicht beeinflussen lassen, ganz gleich, was auch in Southshire geschehen sein mag.«
    »Was ist in Southshire vorgefallen?« unterbrach Dakar, während seine Augen ein auf dem Kopf stehendes Schriftstück, verfaßt in der geschwungenen Schrift einer Frauenhand, zu entziffern suchten. Das Siegel war eine Fälschung gewesen. Als Liebhaber und Kenner edler Düfte, erkannte er das kaum wahrnehmbare Parfüm als ein Aroma, wie man es in den Bordellen die Westküste hinan finden konnte, und die Botschaft bestätigte seine Vermutung: »Der Wiederaufbau Avenors ist beinahe beendet, und kein Zauberer ist erschienen, Vergeltung für die niedergerissenen Stehenden Steine zu fordern. Prinz Lysaer gilt als Held. Nun, da jedermann den Untergang fürchtet und die Straßen gen Westende wieder offen sind, ist sein Ruf noch gewachsen. Selbst die Arroganz der Handelsgilden hat an Macht verloren, da sie ihre Ängste von eben jenem königlichen Stand zerstreut sehen, den sie selbst mißbilligt haben …«
    »Nun, Southshire ist ganz in Prinz Lysaers Hand«, gab der angeheuerte Kapitän zum Besten. »Die Händler freuen sich jetzt schon auf die guten Geschäfte, die ihnen die Aufstellung eines ganzen Heeres bescheren wird. Schon um ihrer Habgier willen, werden sie ihn unterstützen. Außerdem hat Lysaer ihnen, als er die Stadt betreten hat, ein Schauspiel dargeboten, das selbst Ath geblendet hätte. Die ganze Bevölkerung ist auf die Straßen hinausgelaufen, hat Blumen gestreut und dem königlichen Reiteraufzug salutiert.«
    Als der hervorragende Wein allmählich die Beherrschung des Kapitäns zermürbte, entfaltete sich die Geschichte in all ihren bunten Details: Mit großem Staat waren Lysaer, Lordkommandant Diegan und der Lebemann Mearn s’Brydion in die Stadt Southshire eingezogen. Allein die Juwelen und das goldgeschmückte Geschirr des königlichen Rosses hatten die gackernden Gemahlinnen der Händler mit Ehrfurcht erfüllt. Überdies hatte die lebendige Anwesenheit eines Prinzen von altem Blut, attraktiv, gut gebaut und ausgestattet mit makellosen Manieren, den winterlichen Bällen der Stadt neues Leben eingehaucht.
    Während der Kapitän seine Geschichte herunterrasselte, beendete Arithon die Lektüre des duftenden Briefes und faltete ihn wieder zusammen. Nur eine kaum wahrnehmbare Spannung in seinen Fingern verriet, daß ihm die Botschaft keineswegs angenehm war. Es gab keine Möglichkeit, die derzeitige

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