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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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nicht, das würde nicht geschehen. Wenn der verfluchte blonde Prinz spricht, ist es, als würde er reinen Honig verschütten. Er hat sogar den Hafenmeister zu Southshire um den Finger gewickelt. Geht einfach hin und schwatzt ihm einen kostenlosen Ankerplatz für seine Schiffe ab, und das einem Stadtbediensteten, dessen Frau jeden morgen die Knöpfe an seinen Hemden zählt, für den Fall, daß die Dienerschaft etwas gestohlen haben sollte.«
    Ruhig erhob sich Arithon, hielt die Liste mit dem geraubten Vieh über die Flamme der Lampe und drehte sie hin und her, damit sie schneller brannte. Schatten wirbelten über seine gebogenen Brauen und verliehen seinem Antlitz einen Hauch des Dämonischen, als er sich vorbeugte, das Fenster öffnete und die noch immer glimmende Botschaft hinaus ins Meer schleuderte.
    »Drei Monate«, sagte er gedankenverloren. Allein der Wahnsinnige Prophet war imstande, sein Unbehagen zu erfassen, während er in die Dunkelheit hinausstarrte. Für einen unbedarften Beobachter jedoch verbarg sein weites Leinenhemd seine angespannte Haltung zur Gänze.
    Sich selbst überlassen, gab sich Dakar der Verlockung hin und tauchte mit den neugierigen Fingern in die verbliebene Korrespondenz ein. Schließlich zog er eine Botschaft hervor, die in einer mühsamen, kindlichen Schrift verfaßt war. Darauf aus, zu provozieren, sagte er: »Dhirken hat Euch geschrieben. Das ist sonderbar. Immerhin habt Ihr mir versichert, daß sie nicht mehr in Euren Diensten steht.«
    Mit einem Sarkasmus, kalt und glatt wie Bandeisen, konterte Arithon: »Wie wäre es, wenn du den Sekretär spielst und uns alle erleuchtest?«
    Seine Worte waren Dakar Einladung genug. Er brach das schmierige Wachssiegel, schnüffelte an dem Papier und verzog sogleich angewidert das Gesicht. »Rosenöl ist das nicht. Offenbar legt sie immer noch keinen Wert auf ihre weiblichen Züge.« Stets schnell bei der Hand, zotige Zeilen zu entziffern, ganz gleich wie unbeholfen die Schrift auch sein mochte, überflog er die Zeilen, die so dahingekritzelt waren, als wäre der Brief mitten in einem Sturm geschrieben worden.
    »Hier habe ich einen kleinen Leckerbissen.« Dakar kicherte, verborgen hinter seinen Stummelfingern. »Ihre Hoheit, die hochwohlgeborene Prinzessin Talith, hat einen naiven jungen Hauptmann umgarnt, sie nach Alland zu segeln, wo sie ihren Gemahl treffen will.«
    »Und Lysaer weiß nichts davon?« Mit geradezu erstaunlicher Geschwindigkeit entriß Arithon den Schmugglerbrief den begeistert festhaltenden Händen des anderen Mannes. Schweigend las er, und seine Maske sinnierender Duldsamkeit wich einem Ausdruck höchster Konzentration. Dann, mit der Art von Stimmungsumschwung, die Dakar stets größtes Unbehagen bereitete, wandte er sich ohne Umschweife an seinen Kapitän. »Der Frachtraum ist voll mit den Überresten der Werft. Kann ich also davon ausgehen, daß Ihr auch das Eibenholz geladen habt?«
    Dakar setzte sich so ruckartig auf, daß er mit dem Knie gegen den Fuß des Kartentisches stieß. »Eibe?«
    »Die Holzladung soll auf dem Festland gelöscht werden«, fuhr Arithon ungerührt fort. Gleich darauf griff er in eine Schublade unter dem Kartentisch, und als seine Hände wieder zum Vorschein kamen, hielten sie Feder, Papier, Tinte und Wachs und begannen sogleich, hastig eine Botschaft niederzuschreiben. »Die Handwerker werden meine Anweisungen heute nacht erhalten. Bis wir wieder genug Geld haben, die Werft wieder aufzubauen, sollen sie die restlichen Planken für kleinere Handwerksarbeiten benutzen: Tische, Stühle, vielleicht ein paar kleine Truhen und Wagen.«
    »Eibe!« unterbrach Dakar erneut.
    »Ihr werdet meine Schaluppe, die Talliarthe, nehmen und sie in diese Bucht am Delta des Flusses Ippash segeln.« Arithon zog eine Karte unter seinen Schriftstücken hervor und deutete auf eine Einbuchtung in der Küstenlinie, ehe er mit seinen langen, schlanken Fingern den Brief faltete. Sodann drückte er das nichtssagende Siegel, das er auch für die Ladepapiere in Merior benutzt hatte, in das heiße Wachs. Während der Kapitän das ihm zugewiesene Ziel auf der Karte studierte, schloß der Herr der Schatten: »Ein Verbündeter Lord Erliens wird Euch dort erwarten.« Die soeben geschriebene Botschaft wechselte den Besitzer. »Bitte sorgt dafür, daß er diesen Brief gemeinsam mit den Karten von den Tälern Vastmarks erhält, die Ihr zusammengerollt bei den anderen Karten auf meiner Schaluppe finden könnt.«
    »Ihr seid doch ein

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