Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung
Dingen zuging. Ihr werdet Euch erinnern, daß eine Inspektion durch Asandir von Eurem Verwalter rundweg abgelehnt wurde. Daher mußte Eure Feste durchsucht werden, und ich habe mit meinen Schatten und Dakars Täuschung mit den Smaragden geholfen, uns Zutritt zu verschaffen. Zu unser aller Bedauern wurden wir von einer Zerstörung ungeahnten Ausmaßes überrascht. Niemand hatte daran gedacht, uns vor den Fässern in Euren Gewölben zu warnen, in denen Ihr diesen sonderbaren Feuerzauber verwahrt hattet.«
»Wir bedienen uns nicht der Zauberei, weder verborgen in Fässern noch auf irgendeine andere Art«, protestierte Mearn lautstark.
Keldmar und Parrien liefen gleichermaßen dunkelrot an. Ihr simultan bevorstehender Zornesausbruch wurde von Bransian unterbunden, der zwischen sie trat, einem Bruder sein Knie in den Leib, dem anderen die gewaltige Faust an die Brust preßte.
Launisch wie eine Flamme im Wind, sagte Mearn: »Nun habt Ihr uns belogen. Wir haben gesehen, wie Eure Magie unsere Festung zerstört hat.«
»Meine?« Kummervoll schüttelte Arithon den Kopf. »Aber das ist ganz unmöglich. Jierets Männer können Euch das bestätigen. Ich habe den Zugriff auf meine magischen Fähigkeiten durch die übermäßige Beanspruchung und den Mißbrauch der großen Beschwörung auf dem Schlachtfeld am Tal Quorin verloren.«
»Das ist in der Tat das, was Eure Clankrieger mir erzählt haben.« Bransian befreite Keldmar von seinem Knie und schüttelte Parrien mit einem heftigen Stoß von sich. »Auch Erliens Kundschafter hat für Euch gesprochen. Er sagte, Ihr hättet bis zur Erschöpfung gekämpft, ohne Eure Schatten herbeizurufen, selbst als Ihr glauben mußtet, Euer Ende wäre gekommen. Das alles klingt nicht nach einem verantwortungslosen, selbstsüchtigen Zauberer.«
Arithon schwieg. In dem Licht, das durch einen Riß im Fensterladen hereinfiel, strahlten seine Augen in einem Grün von erschütternder Klarheit.
Mearn, nervös wie stets und keineswegs besänftigt, begann erneut, im Raum auf und ab zu gehen. »Nun, wenn es nicht Eure Magie war, wer hat es dann gewagt, sich mit uns anzulegen? Irgendein Feind muß geheimnisvolle Siegel in unserem Kerker hinterlassen haben, wenn Ihr behauptet, sie im Vorübergehen ganz zufällig geweckt zu haben.«
»Möglicherweise war es das, was Sethvir herausfinden wollte«, erklärte Bransian seufzend. Dann grinste er und schüttelte sich wie ein Hund, der trotz vieler Schläge nie ganz stubenrein geworden war. »Wir waren stur wie Felsbrocken und haben uns seiner Untersuchung verweigert. Dafür, daß wir die Bruderschaft nicht geachtet haben, haben wir vermutlich verdient, was geschehen ist. Wenn wir aber seinerzeit gefehlt haben, so müssen wir das Problem nun nicht noch weiter nähren. Weit schwerer wiegt die Kränkung, die uns widerfahren ist, da man uns unserer Söldnertruppen beraubt und unsere Clanehre mißbraucht hat. Ich sage Euch, wir haben allen Grund, uns für einen Fehler zu entschuldigen und Rathain im Kampf gegen Lysaer zu unterstützen, um den zweiten zu korrigieren.«
»Ich will keine Unterstützung«, unterbrach Arithon. »Wenn die Siedlungen der Schäfer fertiggestellt sind, wird Vastmark wieder allein den Sippschaften und ihren Herden gehören.«
Keldmar ignorierte den Widerspruch. »Lysaer ist kein Mann, der seinen Groll einfach vergißt. Das konnte ich in Etarra beim Bier ohne Zweifel feststellen. Dieser Prinz erinnert sich an jede noch so kleine Kränkung, selbst an die, die Euer toter Vater während seiner Kindheit jenseits des Westtores über seine Familie gebracht hat. Er ist von seinem irrigen Anspruch auf Gerechtigkeit regelrecht besessen. Hier in Vastmark habt Ihr nicht allein sein Heer geschlagen, sondern einen Stachel in seinen Familienstolz getrieben.«
Arithon sprang auf, seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. »Ich will keine Verbündeten«, erklärte er noch einmal beharrlich.
»Bei Ath, Mann, Ihr werdet doch nicht auf das Glück spucken!« Bransian baute sich mächtig wie ein Wehrturm vor dem zierlichen, dunkelhaarigen Prinzen auf, die Arme vor der Brust verschränkt und die Augenbrauen zusammengezogen, als wäre er ein wilder Stier, bereit auf sein Opfer zuzustürmen. »Nach allem, was Ihr im Dier Kenton-Tal angerichtet habt, werdet Ihr uns brauchen, und das wißt Ihr.«
»Ath behüte!« rief Arithon, doch dann lachte er. »Das will ich nicht hoffen. Jedenfalls nicht für eine lange, lange Zeit. Da wir gemeinsam planen, aus Eurer
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