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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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versperrten ihm unerschütterlich den Weg. Sie hatten Großwildpfeile angelegt, bereit, die Sehnen ihrer Bogen zu spannen, und ihre Mienen waren so feindselig wie der Tod selbst.
    Klug genug, zu wissen, wann er geschlagen war, hob Tharrick die Hände und knurrte die rüdesten Verwünschungen, derer er sich aus den Jahren in den Söldnerbaracken entsann. Bevor ihm endgültig die Luft ausging, bedachte er Feylind mit einem wütenden Fluch, während er seine Gegner mit verdrossenem Blick anstarrte. »Ihr seid Sippschaftsmänner?«
    »Schafhirten?« konterte ein grauhaariger Mann mit einem bissigen Lachen. »Niemals. Wir sind die Getreuen Erliens. Der Pfiff ist ein Clanruf, und wir gehen davon aus, daß dieses Mädchen Eurer Gesellschaft überdrüssig ist.«
    Feylind kroch aus dem Unterholz hervor. Grüne Zweige hatten sich in ihrem Seemannszopf verfangen, der halb aufgelöst über ihren Rücken baumelte. »Sie wollen mich zu einem Weber in Shaddorn zerren, aber ich will lieber unter Arithon die Seefahrt erlernen.«
    Der ältere Clankundschafter bedachte sie mit einem onkelhaft forschenden Blick. »Dann hat er dich diesen Pfiff gelehrt?«
    Feylind nickte, während sie Tharrick, der noch immer von den Bogenschützen in Schach gehalten wurde, ein entschuldigendes Grinsen gönnte. Das vorgereckte Kinn und der Glanz in ihren Augen, als sie die Gelegenheit wahrnahm, ihre gebührende Bestimmung einzuklagen, verrieten einen Charakter wie harter Stahl hinter den kindlichen Zügen.
    Aus ihr würde einst eine beeindruckende Persönlichkeit werden, daran hegte Tharrick nun keinerlei Zweifel mehr. Niemals würde eine muffige Weberei sie in der Sicherheit der Garne und Schußfäden halten können.
    Es brauchte nicht der Bedrohung durch bewaffnete Männer, ihn zu der Einsicht zu bewegen, daß es an der Witwe war, Vernunft anzunehmen und diesen Zwilling von ihren Schürzenbändern zu lösen und seiner Wege gehen zu lassen, »Nehmt sie mit«, sagte er zu den Kundschaftern. »Bringt sie sicher zu seiner Hoheit von Rathain.« Dann wandte er sich an Feylind, und er sprach zu ihr, wie mit einer erwachsenen Frau. »Mädchen, setz die Segel, meinen Segen hast du.«
    Das Lächeln, das ihr ganzes, kleines Gesicht erstrahlen ließ, war jeden Preis der Welt wert, auch wenn es ihrer Mutter das Herz brechen mochte.
    Überwältigt von einem beängstigenden Ansturm der Gefühle, schloß Tharrick die Augen, und als er sie wieder öffnete, lag die Lichtung verlassen im hellen Sonnenschein, und nur der Schrei eines Eichelhähers durchbrach die alles umfassende Stille. Er schob die feuchten Ärmelstulpen hoch, wischte sich einen immergrünen Zweig von seinem Hemd und folgte dann der eigenen Spur zurück zu Bogen und Köcher.
    Als er schließlich den Blick nach vorn richtete, erkannte er voller Wohlgefallen, daß die Zukunft sich nun doch ganz einfach gestalten würde.
    Das Kriegsgeschäft war eine üble Vergeudung des Lebens selbst. Die Brüder s’Brydion und der Herr der Schatten hatten, jeder auf seine Weise, dazu beigetragen, ihm für alle Zeit jede Begeisterung für professionelle Gewalt zu nehmen. Das Durcheinander seiner Wünsche löste sich plötzlich rückhaltlos auf.
    Gemeinsam mit Fiark würde er die Straße nach Innish nehmen. Der Teil von ihm, der Arithon wohlgesonnen war, wußte, daß jener eine starke Hand brauchte, die Tore zu seinen Lagerräumen zu schützen. Was Jinesse betraf, so brauchte sie einen ganzen Mann, an dessen Schulter sie ihre Tränen vergießen durfte. Und selbst, wenn es ihn den Rest seines Lebens kosten sollte, gelobte er dennoch, ihr zerbrochenes Zuhause, ihr Herz und ihre innere Zufriedenheit wieder aufzubauen.

 
Sorgen
     
    Der Skandal um das verlorene Lösegeld für Talith brachte unzählige erhitzte Pferde hervor, angetrieben von königlichen Boten, die den Tieren Höchstleistungen abverlangten und endlose Staubwolken aufwirbelten. Wieder und wieder überquerten sie die vierzig Wegestunden zwischen Ostermere und Cheivalt. Zwei Monate lang waren die Poststationen kaum in der Lage, für frische Pferde zu sorgen. Jede auslaufende Galeere transportierte Briefe mit den neuesten Nachrichten oder Anweisungen für das aufgestellte Heer nach Avenor im Norden oder nach Innish im Süden.
    Prinz Lysaers gespannte Stimmung bildete einen krassen Gegensatz zum trägen sommerlichen Lebensrhythmus.
    Nie hatte Lordkommandant Diegan einen Mann erlebt, der sich so streng unter Kontrolle hielt, dessen kleinster Zug wohlkalkuliert und

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