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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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gleich wie sehr die königlich s’Ffalennsche Gabe des Erbarmens Euch auch leiden läßt.«
    Als Arithon sich umwandte, stand ein Ausdruck hilfloser Pein, wie ihn selten jemand hatte erblicken dürfen, in der unergründlichen Tiefe seiner Augen. »Ath bewahre, doch wir sprechen im Augenblick nicht über einzelne Menschen. Wenn ich mich gegen das Heer in Shand zu einer Fehlentscheidung hinreißen lasse, dann werden die Sippschaften der Vastmark vernichtet werden. Erliens Clankrieger sind ebenfalls in diese Sache verwickelt, und ich habe nicht das Recht, ihnen Einhalt zu gebieten. Denkst du, ich könnte damit leben, wenn sich die Katastrophe am Tal Quorin wiederholt, dieses Mal aber in einem Ausmaß, das jenes Massaker als leichte Übung erscheinen ließe? Ath schütze uns! Meine getreuen Clans in Rathain sind beinahe vernichtet worden, als das etarranische Heer zum letzten Mal in den Kampf gezogen ist.«
    »Es tut mir leid«, sagte Dakar, doch er war noch immer so stur wie ein Hund, der vollends verdreckt im Bett seines Herrn ertappt wurde. »Ich kann dennoch nicht zulassen, daß Ihr ein derartiges Risiko auf Euch nehmt.«
    Arithon brach in Gelächter aus, das mit einem Ausdruck äußersten Mißfallens endete. »Ich wollte nur, daß du von meinen Angelegenheiten fernbleibst, doch bekommen habe ich statt dessen einen Verbündeten, der sich beständig einmischt. Und bei Dharkaron, es wäre mir gewiß lieber, du würdest dich auch weiter ständig vollaufen lassen.«
    »Ich bin nicht Euer Verbündeter«, korrigierte Dakar. Klar übertönte seine Stimme das Donnern des Rumpfes, als er in ein tiefes Wellental eintauchte. »Ihr scheint zu vergessen, daß wir achtzig Wegestunden von der Küste entfernt sind, und ich weiß nicht ein bißchen über Navigation.«
    »Na schön.« Arithon stieß sich von dem Schott ab und kapitulierte mit einer Miene kläglicher Anspannung. »Du hast dir das Recht erworben, mich wegen des Zeitpunktes, den ich für mein Vorhaben gewählt habe, aufs schmählichste zu schelten. Aber ob wir nun streiten oder nicht, du könntest zumindest deine Fähigkeiten als Zauberbanner dazu benutzen, die Tür mit einem unbedeutenden Siegel zu versehen, ehe sich noch andere Mannschaftsmitglieder gemüßigt sehen, Nachforschungen anzustellen und meine Tischlerarbeit zu zerstören.«
    Dakar erhob sich, schwankte, fing sein Gewicht mit den Händen ab und schlug sich im Zuge jener lächerlichen Pannenserie, die auf Schiffen als Fortbewegung angesehen wurde, den Kopf an. Als das Schaukeln der Planken ihn endlich zur Tür getragen hatte, ging er vor dem Schloß in die Knie, konzentrierte das feingesponnene Gewebe seiner Bewußtheit in seinen Fingern und durch sie hindurch, um die eingerosteten Überreste seiner Ausbildung zu aktivieren.
    Der Name des Holzes antwortete seinem Bemühen, so klar und rein wie eine Frühlingsweise. Nie zuvor hatte er eine solche Selbsterkenntnis entwickelt, und während er sich über diese Veränderung seines Wesens wunderte, hörte er kaum die Schritte hinter seinem Rücken. Er konnte weder reagieren, verloren im Zustand tiefer Trance, noch irgend etwas fühlen, von dem scharfen Schmerz abgesehen, als ein heftiger, sicherer Schlag in den Nacken ihn ins Reich der Träume schickte.
     
    Schlaff wie ein aufgeschlitzter Mehlsack kam Dakar, alle viere auf dem kleinen Korridor vor der Kapitänskabine der Khetienn von sich gestreckt, wieder zu sich. Ein Geschmack wie von einem Köderfisch lag auf seiner Zunge, und die Schwellung in seinem Nacken verschmolz seinen Schädel und die Schultern zu einer einzigen geleeartigen, schmerzgepeinigten Masse. Kaum versuchte er, sich zu bewegen, explodierte der Schmerz zu einem Regen weißglühender Qualen. Die Wange an das Eichenholz gepreßt und die Fäuste unter seinem Brustbein, stieß er eine Reihe bitterer Flüche aus, allesamt Klagen über die Auswirkungen des s’Ffalennschen Temperaments.
    Einige qualvolle Minuten lang blieb er einfach reglos liegen, überwältigt von einem Schmerz, der sogar seinen Überlebenstrieb in Schach hielt.
    Von vorn war zwischen dem Rauschen des Meeres und dem Knarren, wenn sich die Segeltaue unter einer steifen Brise spannten, das Klappern von Elfenbeinwürfeln zu hören. Ein Matrose beendete gerade einen Witz über eine Hure und eine Sicherheitsnadel. Aus der Plauderei wurde Tratsch. Jemand gab einen Kommentar zum Besten, der Dakar wegen seiner stumpfsinnigen Bemühungen um Arithons persönliche Angelegenheit zur Witzfigur

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