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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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stempelte.
    »Geschieht dem Dummkopf nur recht, daß er niedergeschlagen wurde«, erklang der erregte Bariton des Bootsmannes. »Habt ihr ihn denn nicht gesehen? Er liegt flach auf dem Bauch vor der Kajütstreppe zu achtern, völlig bewußtlos. Wir haben Wetten abgeschlossen, daß er sich vor dem Wachwechsel um Mitternacht nicht wieder rühren wird.«
    Der Wahnsinnige Prophet bedachte nun auch die Deckplanken mit einer herzhaften Verwünschung, obwohl er kaum Groll gegen die Seemänner hegen konnte. Eher schon wünschte er sich, er hätte selbst eine Wette plazieren können. Die Kraft der Sterne zerrte an seinem Bewußtsein und zeigte ihm so allzu deutlich, daß er entgegen aller Wahrscheinlichkeit wach war. Das mindeste, was er nach all dem Übel verdiente, war ein gewonnenes Würfelspiel. Immerhin raubte der Schmerz ihm beinahe den Atem.
    Arithon hatte gewiß das Undenkbare versucht.
    Der Atemzug, mit dem Dakar sich aufmuntern wollte, trug eine Bürde mit sich: der klare, bissige Geruch des Tienellerauches drang durch die Ritze unterhalb der Tür zur Kapitänskajüte hervor. Dakar wußte wohl, daß ihm keine Wahl blieb. Er mußte die Tür aufbrechen und sich einen Überblick über das Ausmaß der Katastrophe schaffen. Allerdings war ihm ein toter Prinz alles in allem lieber als ein Wahnsinniger im Banne von Desh-Thieres bösartigem Fluch.
    Wie zur Antwort auf seine sorgenvollen Überlegungen fiel etwas in der Kabine mit lautem Krachen und dem Geräusch berstenden Holzes um.
    Solchermaßen zur Eile getrieben, holte Dakar auf weichen Knien Anlauf und rannte mit aller Kraft gegen die Tür. Doch der Riegel war auf der anderen Seite festgekeilt, der Schlüssel herumgedreht.
    »Bei Dharkarons schwarzem Speer!« Unter dem Einfluß übler Kopfschmerzen Magie zu wirken, war gewiß sein meistgehaßter Zeitvertreib.
    Seine Handflächen hinterließen Schweißmale auf der Füllung, als er sich nahe der Befestigung neben den Sturz lehnte. Stöhnend schloß er die Augen, ehe er seine Aufmerksamkeit Lichtstrahlen gleich durch die vielschichtige Maserung des Holzes sandte. Angefüllt von der Substanz fühlte Dakar den Kuß sommerlicher Wärme und den Regen, der den Baum einst genährt hatte. Wie ein greller Aufschrei vor jener leichten Grazie dieses Seins erschien der Riegel, geformt unter donnernden Hammerschlägen im Schmiedefeuer. Der Bolzen wurde von dem gewalzten Leder einer ehemaligen Kartentasche gehalten, das für die magischen Sinne noch immer nach dem Viehverschlag roch, in dem der Bulle vor dem Häuten geschlachtet worden war.
    Gezwungen, sich einen Augenblick Pause zu gönnen, um seine Nerven zu beruhigen, überdachte der Wahnsinnige Prophet seine Möglichkeiten.
    Das Ungleichgewicht, das notwendig war, diese Sperre anzutippen, auf daß sie aus der Verriegelung hinausglitt, war unendlich klein, und er war von einem Meer unbeseelter Energien umgeben, die er durch seine Macht anzuzapfen vermochte, ohne um Erlaubnis bitten zu müssen. Dakar konzentrierte sich, lieh sich Energie aus dem Schlingern des Zweimasters, um gleich darauf eine ganz zufällig erfolgende Bewegung abzufälschen. Die Lederhalterung gab nach; blieb nur noch das Schloß, ein finsterer Klumpen undurchsichtiger Vibrationen, geprägt in den beißenden Hauch geschmiedeten Stahls.
    Dakar barg den Kopf in seinen Händen, als eine Woge des Schmerzes hinter seinen Schläfen aufbrandete. Er war nicht gerade geschickt im Umgang mit kühlem Eisen. Das Geheimnis seines inneren Mysteriums schien sich seinem Zugriff stets zu entziehen, schien seinen Verstand in die tiefen Abgründe der Verwirrung zu hetzen, bis ihm förmlich die Spucke wegblieb. So oder so arg zugerichtet und unglaublich mies gelaunt, ließ er es auf einen Versuch ankommen. Der kehlige Laut, der die Signatur des Stahls bezeichnete, trat über seine Lippen. Dann bat er um Einverständnis, um gleich darauf vor Staunen völlig außer Fassung zu geraten, als das Schloß ihm mit singender Vibration antwortete.
    Der Mechanismus drehte sich, der Schließkeil glitt zur Seite und die Tür schwang leise knarrend auf.
    Die Lampe auf dem Tisch in der Kajüte war heruntergebrannt. Beinahe erloschen verbreitete sie nur noch einen schwachen, roten Lichtschein. Die vergehende Flamme flackerte, als der Zweimaster in ein neues Wellental stürzte, während der dichte blaue Rauch, der sich um den gläsernen Lampenschirm schloß, ihr jegliche Nahrung zu rauben drohte. Die Schärfe des narkotischen Krautes drang beißend

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