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Der Fluch des Salamanders

Der Fluch des Salamanders

Titel: Der Fluch des Salamanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Bertram
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wehren.
    Schließlich beendete Pablo den Kampf, indem er John am Arm packte und zur Seite zog. Lea lag noch immer keuchend am Boden und auch John atmete schwer.
    »Danke! Aber mit dem Zwerg wäre ich auch selber fertig geworden.« Lea setzte sich auf und starrte ihre dreckige Hose an.
    »Wärst du nicht!«, fauchte John.
    »Was ist denn bloß los mit dir?« Lea sah ihn an.
    »Was los ist? Unseren Eltern ist ein dämlicher Lurch wichtiger als wir! Wir sind mitten in der Wildnis! Es wird bald Nacht! Und du machst dich über mich lustig. Das ist los!«
    Lea sah auf ihre Füße, die schwarz waren vom Schlamm, und murmelte: »Entschuldige, war nicht so gemeint.«
    »Angenommen!«, antwortete John nach einer Weile und hielt Lea die Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Lea griff zu und John zog sie hoch.
    »Jetzt, wo sich alle so schön wieder vertragen, können wir ja unser Abendessen jagen«, erklärte Pablo.
    »Jagen?«, riefen die Zwillinge einstimmig.
    »Wir haben doch gar kein Gewehr!«, bemerkte Lea. »Oder ein Blasrohr«, ergänzte John.
    »Wir brauchen keine Gewehre oder Blasrohre. Nur einen Ast und ein paar Bohnen«, erwiderte Pablo und begann, mit der Machete ein Loch in einen hohlen Ast zu schnitzen.
    »Kommt mit, dann werdet ihr sehen«, erklärte er, als er mit der Arbeit fertig war.
    Die beiden Kinder folgten dem jungen Indio, der das Holzstück ein paar Meter von ihrem Lager entfernt auf einem Baumstumpf legte. Aus seiner Tasche holte er ein paar Bohnen hervor, die er vorsichtig in dem Loch platzierte. Dann befestigte er das Holz mit einem Seil an einer Wurzel.
    »Und nun?«, fragte John.
    »Jetzt warten wir«, antwortete Pablo leise und gab den Zwillingen ein Zeichen, ihm zu folgen.
    Sie krochen unter die Plastikplane. Von dort konnten sie die Falle gut sehen. John wollte etwassagen, aber Pablo hielt sich mahnend einen Finger auf die Lippen. Alle drei starrten schweigend auf den Baumstumpf.
    Sie brauchten nicht lange zu warten. Ein kleiner schwarzer Affe mit einem langen dünnen Schwanz näherte sich vorwitzig dem Holz und begann, es neugierig zu untersuchen. Dann zwängte er seine Hand durch das Loch, um an die Bohnen zu gelangen. In den Bäumen saß rund ein Dutzend weiterer Klammeraffen. Lea sah nach oben, wo die Affen ihren mutigen Kameraden mit ihren lauten Schreien anzufeuern schienen.
    Als die Hand des Affen in dem hohlen Ast verschwunden war, sprang Pablo auf und brüllte laut: »UAAAHHHH!«
    Erschrocken zuckten Lea und John zusammen. Pablo lief mit der Machete in der Hand auf den Affen zu, der aufgeregt hin und her sprang. Seine Hand hatte sich im Inneren des Astes um die verführerischen Bohnen geschlossen. Mit der geschlossenen Faust aber konnte er sich nicht aus dem schmalen Loch befreien und das Seil verhinderte, dass er mit der Falle einfach im Urwald verschwand.Das Tier war gefangen, weil seine Gier größer war als seine Angst.
    Lea und John krochen zögernd unter der Plane hervor und folgten Pablo. Das Affe hüpfte laut brüllend auf und ab. Sein haarloses Gesicht war vor Furcht und Panik verzerrt. Er sah beinahe aus wie ein Mensch in Todesangst. Als Echo auf seine Schreie erklang das Gebrüll der anderen Affen in den Bäumen.
    »Was hast du mit ihm vor?« Lea stand jetzt direkt hinter Pablo.
    »Er ist unser Abendessen. Affenfleisch ist gut. Es schmeckt sogar besser als Schwein«, erwiderte Pablo. Er hatte die Machete schon zum Schlag erhoben. »Und gesünder ist es auch.«
    »Das ist nicht dein Ernst?!« Lea griff nach Pablos Arm. »Du kannst den Kleinen doch nicht töten.«
    »Warum nicht?« Pablo drehte sich zu ihr um.
    »Weil, weil … na, weil ich eine Allergie gegen Affen habe. Davon kriege ich Pickel und Durchfall und Fieber, ganz schreckliches Fieber«, mischte John sich ein. Er war vor Entsetzen genauso blass wie seine Schwester. »Und Lea auch!«
    Lea nickte und sah Pablo bittend an. Der junge Indio zuckte resignierend die Schulter und ließ die Machete sinken.
    »Danke!«, flüsterte Lea und zeigte auf den Affen, der ruhig vor ihr hockte, als hätte er jedes Wort ihres Gesprächs verstanden. »Aber wir müssen ihm noch da raushelfen.«
    Als Pablo sich ihm murrend näherte, sprang der Affe vor Schreck erneut so wild hin und her, dass er kaum zu packen war.
    »Verdammt!«, fluchte Pablo, weil der Affe kratzte und biss, als sie gemeinsam versuchten, seine Hand aus der Falle zu befreien. Pablo blutete aus einer Wunde am Arm, aber auch Leas und Johns Hände und Beine hatten

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