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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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Mann am Kreuz anzubeten, aber ich würde niemals einen seiner Tempel entweihen, denn ich habe Respekt vor dem Glauben anderer.«
    »Diese Haltung ehrt Euch. Dennoch muss ich Euch enttäuschen, ich habe keinerlei Interesse an El Dorado. Der Schatz ist mir ebenso unwichtig wie die Kathedralen und Kirchen dieser Welt.«
    Tica fuhr sich mit der Zunge über die vollen Lippen und sagte: »Ihr und Eure Verlobte seid die Einzigen, die wissen, wo sich der heilige Ort befindet. Ich kann Eure Jana nur aufhalten, wenn Ihr mir dabei helft.«
    Sowohl Assante als auch Conrad öffneten erstaunt den Mund und starrten Tica verständnislos an.
    Assante fand als Erster Worte: »Du weißt nicht, wo sich der Schatz deines Volkes befindet?«
    »Nur der Zipa verfügt über das Wissen«, erklärte Tica, als wäre dies eine Selbstverständlichkeit. »Seit wir die Zeremonie nicht mehr durchführen, wissen außer ihm nur die Schamanen unseres Volkes über den Ort Bescheid. Je weniger Menschen das Geheimnis kennen, umso besser ist es geschützt.«
    »Dann müsst Ihr eben zu diesem Zipa gehen und ihn bitten, Euch das Geheimnis zu verraten«, sagte Conrad. Er klang nicht mehr ganz so ablehnend wie zuvor.
    »Das geht nicht! Der Zipa ist in die Berge geflüchtet, und ich weiß nicht, ob die Schamanin noch im Dorf lebt. Es kann Wochen und Monate dauern, bis ich einen der beiden finde, und dann noch einmal so lange, bis ich sie überzeugen kann, mir den Ort zu verraten.«
    Conrad verzog den Mund, erwiderte aber nichts. Assante hakte sofort nach: »Meinst du nicht, es wäre deine Pflicht, Ticas Volk zu helfen?«
    »Meine Pflicht?«, fragte Conrad entrüstet.
    »Du hast das Rätsel der Schatzkarte gelöst, und nun musst du dafür sorgen, dass der Schatz nicht in die Hände geldgieriger Menschen fällt.« Assante wirkte zufrieden ob seiner Argumentation.
    »Ich will nichts finden und nichts schützen, und Jana ist keine geldgierige Frau«, sagte Conrad patzig.
    Mit beiden Händen fuhr sich Assante durch sein kurzes, krauses Haar.
    »Gut, dann muss ich es anders versuchen«, seufzte er. »Ich bitte dich zu bleiben. Du bist mein Freund.«
    Conrad schaute betroffen zu Boden, und Assante fuhr fort: »Und gleichzeitig mein Garant für Freiheit. Sobald du mich verlässt, bin ich in den Augen der Weißen ein entlaufener Sklave, auf den jeder Anspruch erheben kann.«
    »Das ist Unsinn, du bist ein freier Mann«, sagte Conrad verärgert.
    Aber Assante ließ nicht locker: »Ich werde erst als freier Mann leben können, wenn ich eines der Dörfer erreicht habe, von denen Tica gesprochen hat.«
    Eine Pause entstand, in der alle schweigend nach weiteren Argumenten suchten. Schließlich brach Assante die Stille und sagte leise: »Ich weiß, dass ich dich nicht zwingen kann. Aber ich wünschte, du würdest bleiben. Die Vorstellung, dass du allein zurück ans Meer gehst, gefällt mir gar nicht.«
    Conrad schluckte hart. In den letzten Wochen hatte er eine tiefe Zuneigung zu Assante entwickelt. Der Schwarze war sein Verbündeter und Vertrauter, sein Freund. Jemand wie Ferdinand, den er unfreiwillig in Lissabon zurückgelassen hatte.
    »Das habt ihr beiden euch ja fein ausgedacht«, schnaubte er, klang aber nicht mehr verärgert.
    Assante begriff sofort. Er sprang auf und klopfte dem Freund auf die Schulter. »Das heißt, du kommst mit uns!«
    »Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Conrad.
    »Aber du hast es gemeint«, grinste Assante. Seine weißen Zähne blitzten auf.
    »Ich mache mich zum Narren, wenn ich Jana nachreise.«
    »Es kann doch sein, dass Jana dich nach wie vor liebt. Nur weil sie mit einem anderen Mann unterwegs ist, heißt das noch lange nicht, dass sie nichts mehr für dich empfindet«, wandte Tica vorsichtig ein.
    »Sie ist mit ihm verheiratet.«
    »Was nicht bedeutet, dass sie glücklich mit ihm ist.«
    Assante pflichtete ihr bei: »Matrimonium non felicitatem praestat. Die Ehe ist keine Garantie für Glück.«
    Conrad dachte über die Worte des Freundes nach. Er schmollte noch eine Weile vor sich hin und willigte schließlich ein: »Also gut. Ich begleite euch.«
    Begeistert klatschte Assante in die Hände, so dass das Lama hinter ihm erschrocken zusammenfuhr. Es spuckte und traf Conrad am Hinterkopf.
    »Das bringt Glück«, beeilte sich Tica zu sagen.
    »Wirklich?«, fragte Conrad angeekelt. Er suchte nach einem Blatt, um die schleimige Flüssigkeit wegzuwischen.
    »Nein«, gab Tica zu. »Aber wie viel Pech kann ein Mann an einem Tag

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