Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
Vom Netzwerk:
Alte Welt besteigen und zurück in meine Heimat segeln«, seufzte er. Conrad hatte genug. Ohne sich zu verabschieden, ging er zum Hauptportal. Assante warf dem Priester einen entschuldigenden Blick zu. Der Alte stand völlig verständnislos da und starrte den beiden nach. »Aber ich wollte doch noch …«, stammelte er. Dann kümmerte er sich wieder um das kleine Kästchen, in dem die Münzen verwahrt wurden.
    Auf dem Weg zum Markt war Conrad schweigsam. Assante ging neben ihm her und suchte vergeblich nach den passenden Worten. Er war dankbar, als Tica ihnen freudig zuwinkte.
    »Der Verkäufer erinnert sich ebenfalls an eine Frau mit blonden Haaren«, rief sie aufgeregt. »Sie hat Xocolat und Cacixanatl gekauft, die Bohnen und die Schoten der Götter. Der Mann, mit dem sie unterwegs ist, muss sehr wohlhabend …«
    Tica hielt mitten im Satz inne, als sie Assantes warnenden Gesichtsausdruck sah. Conrad schien nichts von seiner Umgebung wahrzunehmen. Er lief durch die dichtgedrängten Menschen, stieß mit Passanten zusammen und reagierte weder auf ihre irritierten Blicke noch auf ihr verärgertes Schimpfen. Die Stimmen und Geräusche der Menschen prallten an ihm ab. Ebenso die Gerüche und Bilder.
    Conrad wollte allein sein. Er brauchte Ruhe, um nachzudenken. Ohne Erklärung verließ er den Platz und lief zurück zu der Straßenküche, wo die Lamas angebunden auf sie warteten. Der Wirt hatte ihnen versprochen, auf die Tiere achtzugeben.
    Im Schatten einer Akazie ließ sich Conrad auf den Boden sinken und schloss die Augen. Eines der Lamas schnüffelte an seiner Schulter und begann an seinem Hemd zu knabbern. Conrad bemerkte es erst, als das Tier den halben Kragen im Maul hatte und weiche Lippen seinen Hals berührten.
    »Lass das«, sagte er und rückte von dem hungrigen Tier ab.
    Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Was sollte er jetzt tun? Jana war verheiratet. Welchen Sinn hatte es noch, ihr nachzureisen? Damit er sehen konnte, wie glücklich sie mit ihrem Ehemann war? Das Wort »Ehe« traf Conrad am härtesten. Wie oft hatte er sie gebeten, mit ihm vor den Altar zu treten, und immer hatte sie eine Ausrede gefunden, die Entscheidung aufzuschieben. Jetzt war sie die Frau eines anderen. Wütend schlug Conrad mit der Faust ins Gras.
    Er hörte Schritte näher kommen. Ohne aufzusehen wusste er, dass es Assante war. Niemand sonst verursachte beim Gehen ein so gleichmäßiges und beruhigendes Geräusch wie sein Freund. Der Schwarze setzte sich neben ihn und wartete schweigend. Aber Conrad war nicht nach Reden zumute. Als das Schweigen beinahe nicht mehr zu ertragen war, sagte Conrad: »Ich werde zurück zur Küste gehen. Sobald ich genug Geld habe, segle ich auf die Kanarischen Inseln und arbeite dort als Arzt.«
    »Du willst erneut mit einem Schiff reisen?«, fragte Assante bestürzt. Nach den Schrecken der Überfahrt hatten Assante und Conrad sich geschworen, nie wieder freiwillig ein Schiff zu betreten.
    »Was soll ich hier?«, fragte Conrad patzig. »Ich wollte nie in dieses Land, in dem sich alles nur um Gold dreht. Jana war von der Idee besessen. Mir war der verdammte Schatz nie wichtig.«
    Jetzt erst sah Conrad Tica, die sich ebenfalls neben ihn setzte. Er hatte sie nicht kommen gehört. Wenn Tica wollte, konnte sie sich absolut geräuschlos bewegen.
    »Ihr solltet bleiben«, sagte sie ernst. »Dieses Land hat mehr zu bieten als Gold, und die Menschen hier brauchen gute Ärzte ebenso dringend wie anderswo auf der Welt.«
    Überrascht wandte sich Conrad zu ihr. »Ich dachte, Ihr würdet alle Europäer am liebsten zum Teufel schicken.«
    »Mit dem Teufel habe ich nichts am Hut, das ist Sache der Christen«, korrigierte Tica. »Ich finde es großartig, wenn Menschen kommen und ihr Wissen mit uns teilen, aber ich wehre mich gegen Männer, die sich skrupellos an unseren Schätzen bereichern wollen, tötend und brandschatzend durchs Land ziehen und alles an sich reißen, was glänzt.«
    »Euer Gold war mir immer völlig egal«, sagte Conrad verächtlich.
    »Das weiß ich«, antwortete Tica. »Dennoch brauche ich Eure Hilfe, um das Gold zu schützen.«
    »Ich wüsste nicht, wie ich Euch helfen kann.«
    »Eure Jana weiß, wo der Schatz versteckt liegt. Sie wird danach suchen, und wenn nicht sie, dann der Mann, mit dem sie unterwegs ist.«
    Conrad zuckte unter Ticas Worten zusammen, doch sie fuhr unbeirrt fort: »Wir müssen verhindern, dass sie den heiligen Ort finden und entweihen. Ich weigere mich, den gefolterten

Weitere Kostenlose Bücher