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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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auf Janas Gesicht breit.
    »Was findet Ihr daran so lustig?«
    »Ich werde die Reise nicht als Jana Jeschek fortsetzen, sondern als Jendrik Jeschek.«
    »Wer ist Jendrik?«, fragte Richard.
    »Ein Mann.«
    Verständnislosigkeit breitete sich auf Richards Gesicht aus, aber Tom schien bereits zu begreifen.
    »Ich nehme an, Ihr braucht Hosen, ein Hemd und eine Mütze.«
    Jana wollte nicken, unterließ es aber im letzten Moment.
    »Ihr wollt als Mann verkleidet weiterreisen?« Nun hatte auch Richard begriffen, was Jana vorhatte.
    »Es hat eine Menge Vorteile. Ich kann Hosen tragen und muss mich nicht mit Röcken herumschlagen. Ich kann rittlings auf einem Pferd sitzen und bekomme keine Kreuzschmerzen vom seitlichen Damensitz. Ich darf im Kloster mit allen anderen am Tisch sitzen und muss nicht allein in einer Kammer hocken wie eine Gefangene, und …« Sie machte eine Pause und sah Richard direkt an: »Ich muss mich nicht mehr als Eure Frau ausgeben.«
    »Das ist natürlich ein ganz besonders großer Vorteil«, sagte Richard trocken. »Wie wollt Ihr an Männerkleidung kommen? Geht Ihr zum nächsten Schneider und bittet ihn, Hosen und ein Hemd für Euch anzufertigen?«
    »Nun, ich hatte gehofft, dass Ihr mir behilflich sein könntet.«
    Richards Augenbrauen schossen überrascht nach oben.
    »Meint Ihr nicht auch, dass Ihr etwas gutzumachen habt? Wenn ich nicht nach Euch gesucht hätte, wäre ich nun unverletzt.«
    Richard murmelte wieder etwas Unverständliches, bevor er fragte: »Was soll ich machen?«
    Jana war zufrieden: »Ich brauche weite Hosen, die einem Mann in meiner Größe passen würden, ein Hemd, eine Jacke und ein breites Tuch, mit dem ich meinen Oberkörper glattschnüren kann, damit mein Busen mich nicht verrät.«
    Sie sah, dass Tom errötete und Richard offen grinste.
    »Außerdem brauche ich einen männlichen Hut und die kleinsten Stiefel, die Ihr auftreiben könnt. Denn meine Füße sind nicht sehr groß.«
    »Sonst noch etwas?«, fragte Richard und verzog dabei den Mund.
    »Nein, das wäre alles. Natürlich muss nichts davon neu sein, aber bitte achtet darauf, dass alles gewaschen wurde.«
    »Soll ich die Kleidungsstücke mit teurem Jasminparfüm besprühen lassen?«
    »Das würdet Ihr machen?«, fragte Jana überrascht.
    Tom unterbrach sie: »Das war einer von Richards Scherzen.«
    »O schade!« Nach einer Weile fügte sie hinzu: »Jasmin wäre ohnehin zu weiblich gewesen.«

Santiago de León
de Caracas,
    Februar 1619
    Der Jesuit war von Pater Carlos in ein Arbeitszimmer geführt worden. Eine kleine Kammer mit großem Fenster, das direkt in den ruhigen Innenhof zeigte. Hier drin war es angenehm kühl. Der Duft von Orangen- und Zitronenblüten drang vom Garten herein. Auf dem soliden Tisch aus dunklem Tropenholz standen ein Krug und zwei Becher.
    »Darf ich Euch eine Erfrischung anbieten?«, fragte Pater Carlos. Er wartete die Antwort nicht ab, sondern stellte dem Mönch mit Kapuze einen Tonbecher hin und füllte ihn mit verdünntem Papayasaft, den seine Mönche selbst herstellten und der bei diesen Temperaturen äußerst bekömmlich war. Der Jesuit bedankte sich nicht und schob den Becher achtlos zur Seite. Er war an all den Höflichkeiten nicht interessiert. Bis jetzt war die Reise so ganz und gar nicht nach seinen Plänen verlaufen. Die Pferde, die er in Cumaná erstanden hatte, waren ihnen kurz nach ihrem Aufbruch gestohlen worden. Schuld daran war nicht Bonifàcio, sondern er selbst gewesen, was die Sache noch ärgerlicher machte. Wie hatte er bloß so unachtsam sein können, die Signale der Gefahr zu übersehen? Ein Missgeschick wie dieses war ihm noch nie zuvor passiert. Er reiste seit Jahren im Auftrag des Vatikans und war noch nie bestohlen worden. Es musste an Bonifàcios Gegenwart liegen, dass seine Gedanken immer wieder abschweiften, anstatt dass er sich auf die eigentliche Aufgabe konzentrierte. Er musste den Jungen loswerden. Die Anwesenheit des Schwachsinnigen führte dazu, dass er selbst seinen Verstand verlor. Wegen des Diebstahls hatten sie zu Fuß nach Caracas wandern müssen. Die Reise hatte einige Wochen länger gedauert, weshalb sie ihr eigentliches Ziel verpasst hatten. Die blonde Frau mit der Schatzkarte war nicht mehr hier.
    »Wann sind die Besucher weitergereist?«, fragte der Jesuit ungehalten.
    »Vor einer Woche«, erklärte Carlos. Er selbst schenkte sich ebenfalls einen Becher voll mit Saft und nippte daran. Seit der Jesuit sich mit einem Schreiben des Papstes und seinem

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