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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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    Tica runzelte sorgenvoll die Stirn und biss sich auf die Lippe. Dann begleitete sie Conrad zur Schamanin. Trotz seines großen Interesses an dem Gift entging Conrad der sehnsüchtige Blick des Freundes nicht, den er der jungen Frau nachwarf. Aber Conrads Neugier war größer als sein schlechtes Gewissen. Assante musste den Korb allein fertigstellen.

Santiago de León
de Caracas,
    Jänner 1619
    Als Jana ihre Augen wieder öffnete, erblickte sie die weiß getünchten Wände der kleinen Kammer im Franziskanerkloster. Neben ihr saßen Richard und Tom und stritten. Jana hatte ihnen seit einiger Zeit zugehört, aber nicht genug Kraft gehabt, sie um Ruhe zu bitten. Außerdem hatte sie den Inhalt des Streites trotz massiver Kopfschmerzen zu interessant gefunden.
    »Es ist ganz allein Eure Schuld, dass es so weit gekommen ist«, sagte Tom vorwurfsvoll. »Wenn Ihr nicht die ganze Nacht durchgezecht hättet, hätten wir Euch nicht suchen müssen.«
    »Niemand hat Euch befohlen, nach mir zu suchen«, brummte Richard. Er klang verkatert.
    »Du willst die Frau also mitnehmen.« Es war weniger eine Frage als mehr eine Feststellung.
    »Ja, ich denke, das ist nur fair, außerdem besitzt sie die genauere Karte.«
    »Aber sie ist verletzt. Wir werden ewig warten müssen, bis sie weiterreisen kann.«
    Jana hatte nur noch bruchstückhafte Erinnerungen an die Ereignisse in der dunklen Gasse. Was genau war passiert?
    Sie versuchte sich aufzusetzen, bereute dies aber, denn augenblicklich drehte sich der Raum um sie, und die Wände drohten auf sie zu stürzen.
    »Ihr seid wach«, sagte Tom erleichtert und trat zu ihrem Bett.
    Jana schloss die Augen wieder, um die Bilder in ihrem Kopf zu beruhigen und das Drehen zu beenden.
    »Was ist passiert?«, fragte sie benommen. »Ich kann mich an eine Frau mit gelbbraunen Augen erinnern und an ein Messer. Sie hat mich überfallen …«
    »Sie hat Euch überfallen, mit irgendeinem Gift betäubt und schließlich Eure Haare abgeschnitten«, ergänzte Tom.
    Überrascht griff Jana sich an den Kopf, konnte aber nur einen dicken Verband fühlen. Sie erinnerte sich an den scharfen, aber nicht unangenehmen Geruch.
    »Ihr hattet Glück. Eure Kopfverletzung war alles andere als harmlos. Wir sind wirklich froh, dass es Euch wieder bessergeht«, sagte Tom und ergriff Janas Hand. Es war eine tröstliche Geste, und für einen Moment hatte Jana den Wunsch, er würde sie in den Arm nehmen, damit sie sich einen Augenblick lang anlehnen konnte.
    »Was will die Frau mit meinen Haaren anfangen?«, fragte Jana verwundert.
    »Pater Carlos meint, die Frau sei eine Art Hexe, die glaubt, mit Eurem goldenen Haar zaubern zu können. Die Farbe soll die Götter besänftigen.«
    Jana schluckte: »Mein Haar kann zaubern?«
    »Euer Haar ist blond«, mischte sich Richard ein. »Die Menschen hier glauben, dass alles, was Gold ist, den Göttern gehört, so auch Eure Haare.«
    Wieder drehten sich die Bilder vor Janas Augen, ihr war furchtbar übel.
    »Ich glaube, die Frau war verrückt«, sagte sie.
    »Kann sein«, meinte Tom. »Pater Carlos kennt die Hexe. Angeblich lebt sie in den Bergen vor der Stadt. Die Menschen suchen sie auf, wenn sie Hilfe brauchen.«
    Jana unterließ es, sich näher nach der Art der Hilfe zu erkundigen. Auch in Prag hatte es Weiber gegeben, die Liebeszauber und dergleichen feilgeboten hatten. Menschen kauften bei ihnen Tränke und Amulette, um von Krankheiten geheilt oder schwanger zu werden. Die Vorstellung, dass jemand ein Amulett mit ihren Haaren um den Hals tragen würde, um ein Kind zu bekommen, fand sie absurd.
    »Wie lange werde ich liegen müssen?«, fragte Jana. Mit einem Mal fiel ihr ein, dass jeder Tag Verzögerung die Möglichkeit vergrößerte, Conrad in Barinas zu verpassen.
    »Ein paar Tage. Aber so lange werden wir noch brauchen, um drei Maultiere aufzutreiben. Wobei ich schon ganz nah dran bin. Ein Bauer hat mir am Ende der Woche drei Tiere versprochen«, sagte Tom stolz.
    »Ich habe die Tiere gesehen«, meinte Richard. »Die Viecher brechen zusammen, sobald wir die Stadtgrenze erreicht haben.«
    »Wenn Ihr bessere auftreiben könnt, dann bitte, nur zu«, meinte Tom verärgert. »Anstatt in Tavernen herumzulungern, könntet Ihr Euch nützlich machen und nach Maultieren suchen.«
    Richard murmelte etwas Unverständliches, dann war er still.
    »Wie kurz ist mein Haar?«, fragte Jana.
    »Sehr kurz«, sagte Richard.
    »Wie das eines Jungen?«
    »Ja, definitiv.«
    Ein Lächeln machte sich

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